ALBUM-REVIEW: Black Rust – The Gangs Are Gone

Mit dem ersten Eindruck ist das ja immer so eine Sache. Was man von einem Menschen hält, entscheidet sich Wissenschaftlern zufolge innerhalb von wenigen Augenblicken. Ähnlich kann es bei einem Album sein. Bei „The Gangs Are Gone“ von Black Rust dauert es zugegebenermaßen ein paar Sekunden länger, aber dann entfaltet der Titelsong eine Schönheit, der man sich nicht entziehen kann.

Black Rust - The Gangs Are GoneDamit ist die Grundstimmung auf „The Gangs Are Gone“ schon mal klar. Die vier Musiker aus Ahlen bleiben bei ihrem überwiegend ruhigen Folkrock, der schon „Medicine & Metaphors“ zu einem beachtlichen Debüt gemacht hat. Inzwischen klingen Black Rust allerdings etwas abgeklärter und bauen Songs noch hitverdächtiger auf. Heraus kommt dabei nicht nur der überragende Titelsong.

Die Suche nach dem Sinn und der Kampf gegen Leere und Einsamkeit sind die vorherrschenden Themen des Albums. Auch das getragene „From Now On“ ist so ein schöner Alles-tut-weh-Song.

Im zuerst von Klavier und dann von Gitarren und Mundharmonika getragenen „Memory Lane“ singt Sänger Jonas: „All my homes they are burnt down ruins and I can’t go back where I belong.“ Die instrumentale Untermalung sorgt trotz des todtraurigen Textes dafür, dass die Nummer nicht zu einem Selbstmitleids-Track verkommt, sondern eindrucksvoll gelingt. Bezeichnend außerdem, wie der folgende Song „Again (My Darkest Hour)“ dieses Gefühl aufgreift und weiterträgt. Tatsächlich bauen die Stücke des Albums fast ausnahmslos aufeinander auf, stehen dabei aber auch alle für sich selbst.

Und als schon alles verloren scheint, taucht dann tatsächlich noch „These Days“ auf und schlägt – zumindest musikalisch – in eine ganz andere Richtung aus. Mit Trompete und Posaune geht es für Black Rust-Verhältnisse schon fast gut gelaunt zu. „Having Panic About A New World War“ fängt diesen Ausbruch allerdings direkt wieder sanft und melancholisch auf.

„Das Album ist Odyssee, Suche und Sehnsucht nach genau dem Gefühl, das dir ganz klar und deutlich sagt: Hier bist du richtig“, so Bassist Julian über die knapp 60 Minuten auf „The Gangs Are Gone“. Black Rust sind mit dem, was sie da gerade machen, vielleicht noch nicht ganz angekommen, aber sicherlich auf dem richtigen Weg.

Trackliste:

01. The Gangs Are Gone
02. From Now On
03. Back To Where I Started
04. Broken Home
05. Present Nothing, Past Less
06. Horizon (How I Hope That You’re Alive)
07. Waiting
08. Memory Lane
09. Again (My Darkest Hour)
10. Rain/Roses
11. These Days
12. Having Panic About A New World War
13. Still (Bonustrack)

Label: Strange Ways / Indigo
VÖ: 15.04.2011
Format: CD
Bewertung: 5/6
www.black-rust.de

(Im Original erschienen bei triggerfish.de am 19. April 2011.)