ALBUM-REVIEW: Christian Kjellvander – About Love And Loving Again

Hat Christian Kjellvander jemals ein schlechtes Album gemacht? Nein. Ist auch „About Love And Loving Again“ ein starkes Werk? Na klar.

Christian Kjellvander

In der Betrachtung seines neuen Album müssen wir ganz ungewöhnlich mal mit Gossip anfangen: Kjellvanders Ehe – seine Frau war auch an seiner Musik beteiligt – ging nach 13 Jahren in die Brüche. Die schwedische Songwriter-Szene hat nun ein neues Vorzeige-Paar, denn die neue Muse des Sängers ist seine Kollegin Frida Hyvönen.

Sie ist es auch, die das sehr freizügige Cover-Foto gemacht hat und im Opener „Baptist Lodge (The Galaxy)“ mit der Zeile „out of the water and straight into my family“ direkt thematisiert wird. Auf „Cultural Spain“ ist sie zudem als Background-Sängerin dabei. Ansonsten gab es nur zwei weitere Musiker, die an den Aufnahmen beteiligt waren: Per Nordmark und Pelle Anderson, mit denen „About Love And Loving Again“ in einem Stockholmer Kellerstudio größtenteils live eingespielt wurde.

Seit dem Debüt-Album sind inzwischen fast 20 Jahre vergangen – und so tiefgründig und differenziert wie auf dem neuen Werk war Christian Kjellvander noch nie. Die Songs enden nicht an der Schwelle zwischen seiner alten und neuen Liebe, wie der Titel vermuten lässt.

Das bereits angesprochene „Cultural Spain“ ist ein Trip von Spanien in die Heimat Schweden, kurz bevor die meisten Grenzen geschlossen wurden. Kjellvander greift dabei auch auf Sprechgesang zurück und kreiert so eine ganz besondere, spannungsgeladene Atmosphäre. Dabei bewegt sich der Singer/Songwriter auf den Spuren von Nick Cave und Leonard Cohen – solche in der Musikwelt eher verpönten Vergleiche sind hier mit dem größtmöglichen Respekt gemeint.

Richtig hart wird es dann auf „No Grace“, das mit düsterer, nervöser Musik eine kaputte Familie beschreibt. Zeilen wie „I thought back to that time I was spit in the face by my own mom / Or when my father broke my nose / And the whole family had to wait until he was in good enough shape“ gehen, vorgetragen mit der eindringlich-dunklen Stimme, komplett unter die Haut.

Der 44-Jährige hat die ergreifende Art, mit seinen Songs mal Geschichten zu erzählen und mal Stimmungen zu vermitteln, inzwischen nahezu perfektioniert. Keiner der sieben (zum Teil sehr langen) Tracks auf „About Love And Loving Again“ lässt den Zuhörer kalt. „Ich wollte wahrhaftig und verwundbar sein“, sagt er mit Blick auf „Trouble“ und mit Sicherheit auch das gesamte Album. Und das ist ihm tatsächlich bestens gelungen. Unglaublich, dass dieser Musiker, der im vergangenen Jahr übrigens auch in einer Kollaboration mit Tonbruket geglänzt hat, noch immer häufig unter dem Radar fliegt.

 

Albuminfos Christian Kjellvander – About Love And Loving Again

Christian Kjellvander - About Love And Loving AgainKünstler: Christian Kjellvander
Albumname: About Love And Loving Again
VÖ: 30.10.2020
Label: Tapete Records
christiankjellvander.com

 

Fotos: Johan Bergmark und Frida Hyvönen

 

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