ALBUM-REVIEW: Faber – I Fucking Love My Life

Faber polarisiert wie kaum ein anderer Musiker. Der Schweizer veröffentlicht nun sein zweites Album und bleibt seinem provokanten Stil treu, lässt aber insgesamt etwas nach.

Faber

„Die Musik finde ich gar nicht schlecht, warum aber diese widerlichen, sexistischen Texte? Warum empört sich im Publikum niemand?“, fragte Jan Müller von Tocotronic nach Fabers Auftritt beim Maifeld Derby. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil die beiden Acts politisch gar nicht weit voneinander entfernt sind.

Mit „I Fucking Love My Life“ sorgt Faber dafür, dass man ihm weiterhin sexistische Texte vorwerfen kann. Hinzu kommt die Inszenierung als Kunstfigur und König – siehe Albumcover.

Die größte Debatte hatte im Vorfeld die erste Single „Das Boot ist voll“ ausgelöst. Es gab eine zweite Version, in der der Text im Refrain deutlich entschärft wurde. „Ich habe es einfach aus Wut übertrieben“, gab sich Faber bei seinem Auftritt beim A Summer’s Tale reumütig. Im Nachhinein wird klar, warum der Song vorausgeschickt wurde – selbst in seiner neuen Version ist er der mit Abstand wuchtigste des gesamten Albums. Dass es dem 26-Jährigen an politischer Haltung nicht mangelt, wissen wir ja schon seit dem starken „Wer nicht schwimmen kann der taucht“ vom Debüt-Album.

Und sonst so? Na ja. „Generation YouPorn“, zweite Single und zweitbester Song des Albums, knüpft sich Besserwisser vor und ist ebenfalls sehr kraftvoll. Von genau dieser Qualität wimmelt es auf „I Fucking Love My Life“ allerdings nicht.

Schon der Einstieg mit „Highlight“ ist vor allem musikalisch erstaunlich brav, dann brechen sich Gewaltfantasien („Hast du auch manchmal Lust, einen Bullen zu schlagen?“ in „Jung und dumm“) und Sexismus („Baby, schau mich an und zieh dein Top aus, machs wie mit einem Lollipop“ in „Top“) Bahn.

Das kann man als künstlerische Freiheit abtun, man kann es aber auch einfach anstrengend finden. Zumal den Songs größtenteils der Nachdruck fehlt, den das Debüt-Album hatte. Sinnbildlich dafür steht der letzte Track „Heiligabig ich bin bsoffe“ – denn auf Schweizerdeutsch funktioniert das alles noch weniger.

 

Albuminfos Faber – I Fucking Love My Life

Faber - I Fucking Love My LifeKünstler: Faber
Albumname: I Fucking Love My Life
VÖ: 01.11.2019
Label: UMI / IRRSINN Tonträger
fabermusik.de

 

Fotos: Peter Kaaden und Promo

 

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One Comment on “ALBUM-REVIEW: Faber – I Fucking Love My Life”

  1. Nüja, die Rezension ist m. E. deutlich flacher als das Album von Faber. Künstlerische Freiheit gibt es tatsächlich, Freunde, Und die füllt Faber mit ganz schön viel Leben, finde ich. Mir gefällt das Album.

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