FRAGEBOGEN: Where Did Nora Go

In der Rubrik „Fragebogen“ beantworten Künstler insgesamt 15 Fragen rund um das Thema Musik. Zudem erhalten sie eine weitere Aufgabe: Ein musikbezogenes Foto aufnehmen oder mit einem Bleistift etwas malen oder schreiben. Dieses Mal mit Where Did Nora Go.

Where Did Nora Go

Erste CD: Die erste Musik, die ich gekauft habe, war Vinyl, keine CDs. Mein älterer Bruder hat mir immer Mixtapes gemacht, als ich ein kleines Mädchen war – ich erinnere mich vor allem an Michael Jackson und Prince und war ein großer Fan der beiden. Als ich 10 wurde, bekam ich meinen ersten Plattenspieler und begann damit, Platten zu kaufen. Ich habe mich sehr lange geweigert, CDs zu kaufen, weil sie sich so kalt und uncharmant angefühlt haben. Ich habe damals viel Jazz gehört. Billy Holiday, Ella Fitzgerald und Sarah Vaughan. Womöglich war meine erste gekaufte CD „Pop Pop“ von Rickie Lee Jones. Tolles Album!

Erstes Konzert: Meine Mutter ist Klavierspielerin, deshalb war ich bei vielen klassischen Konzerten mit Sinfonieorchester, seit ich sehr klein war. Ich habe es geliebt! Ich habe auch Cello gespielt, seit ich sechs war und kurz darauf selbst in Amateur-Sinfonieorchestern gespielt. Eines der ersten Konzerte der Pop/Rock-Richtung, an das ich mich deutlich erinnern kann, ist Bob Dylan bei einem großen Festival, das ich mit all meinen Schulfreunden besucht habe. Damals hatte ich keine Ahnung, wer er war – meine Eltern haben nur Klassik gehört und so wusste ich gar nichts über Bob Dylan, aber er war stark und hatte viel zu sagen und das hat mich gekriegt.

Früheste Kindheitserinnerung, die etwas mit Musik zu tun hat: Wie meine Mutter täglich mehrere Stunden im Wohnzimmer probt. Es ist kein spezieller Moment, aber ich erinnere mich daran, von wunderbarer Musik umgeben zu sein. Immer. Ich habe sehr früh damit angefangen, selbst Klavier zu spielen und habe mich auch kurze Zeit an der Violine versucht, als ich vier Jahre alt war, aber es war nicht wirklich mein Instrument und ich bin mit sechs Jahren zum Cello gewechselt, das ist noch immer ein großer Teil von mir. Gesang war auch immer einfach da. Meine niederländische Tante war eine klassische Opernsängerin, es war also immer Musik und Gesang um mich.

Aktueller Lieblingssong: Es ist wahrscheinlich verrückt, aber ich höre gar nicht so viel Musik – ich kann es nicht im Hintergrund laufen haben, es beansprucht all meine Aufmerksamkeit, ich kann also entweder nicht arbeiten oder muss damit aufhören, mit den Menschen zu reden, bei denen ich gerade bin. Aber auf meinen Touren – zum Beispiel meiner Tour durch Deutschland – höre ich viel Musik und natürlich checke ich immer Künstler aus. Der letzte Song, der mich so richtig gekriegt hat, war von zwei meiner Label-Kolleginnen – Penny Police und Greta, die beide gerade neue Alben veröffentlicht haben und die beide sehr, sehr speziell und wunderbar sind. Zum Beispiel „You Amaze Me“ von Penny Police. Eine weitere dänische Band, die ich sehr liebe, ist IRAH. Die sind einfach atemberaubend.

Peinlichster Lieblingssong: Das wüsste ich nichts. Kann ein Song peinlich sein?

Eigener Lieblingssong: Das ändert sich von Zeit zu Zeit – häufig. Und obwohl ich sie alle selbst geschrieben habe, kann mir trotzdem auf einmal der Text eines Songs auf neue Art ins Auge stechen – „Oh – es geht also darum.. Habe ich das geschrieben… ?“ Haha. Im Moment liebe ich die neuen Songs wirklich sehr. Aber es ändert sich von Tag zu Tag und von Stimmung zu Stimmung, was mein Lieblingssong ist, aber die neuen fühlen sich beim Singen gut an und passen im Moment gut zu mir.

Lieblingssongtext: Oh je…! Hmmm. Richtig gute Frage. Richtig schwer zu beantworten. Ich könnte so viele Künstler erwähnen. Es kommt immer auf die Stimmung an – aber ich stehe definitiv auf die tieferen, existenziellen Sachen. Spirituell sogar, auch wenn das selten ist. Ich war sehr berührt von „Let England Shake“ von PJ Harvey. Es ist so mutig und sehr stark geschrieben. Das war ungefähr zur gleichen Zeit, als ich, inspiriert von meinem früheren Produzenten, beschloss, keine Songs über Liebe (im romantischen Sinn) zu schreiben und mit meinen Texten einen Schritt weiter zu gehen.

Bestes Konzert: PJ Harvey beim Roskilde Festival 2016. Es hat mich tief berührt. So eine starke Frau, aber trotzdem sehr verletzlich, mit komplettem Selbstrespekt, Würde, Unzähmbarkeit, kompromisslos und mit so tiefgründigen Songs und Texten.

Schlechtestes Konzert: Hmm. Ich kann mich nicht wirklich an ein schlechtes Konzert erinnern. Aber ich weiß noch, wie ich 2004 zum ersten Mal zum Roskilde Festival gegangen bin, um David Bowie zu sehen und ich hatte mich so sehr darauf gefreut, ihn endlich live erleben zu können. Leider musste er wegen seiner Herzprobleme absagen – stattdessen wurden Slipknot gebucht. Das war richtig, richtig nervig. Um es vorsichtig auszudrücken. Ich meine, ich mag viele Arten von Musik, aber Heavy Metal löst in mir gar nichts aus. Ich könnte wirklich gut ohne leben. Aber auch Iggy Pop hat auf dem Festival gespielt und ich war danach monatelang in ihn verliebt. Legendär.

Bestes eigenes Konzert: Ich liebe es immer, auf der Bühne zu stehen. Schon immer. Es fühlt sich für mich wie Zuhause an. Das Publikum ist natürlich unterschiedlich. Aber ich kann nicht sagen, welches mein bestes Konzert war. Ich denke, dass es mir noch bevorsteht. Ich denke, dass ich noch viel mehr zu geben und zu zeigen habe.

Vinyl, CD oder mp3? Wir sind vor vier oder fünf Jahren umgezogen, als ich schwanger mit meinen Zwillingstöchtern war. Ich konnte nur drei Tage dort bleiben, bevor ich ins Krankenhaus kam wegen der bevorstehenden Geburt, deshalb konnte ich gar nicht all meine Sachen auspacken und muss leider sagen, dass sie noch immer auf dem Dachboden sind. Es ist ein anstrengendes Leben als Zwillingsmutter, mein Plattenspieler und mein Amp sind also noch irgendwo da oben. Ich streame also auf Spotify… Verrückte Zeiten, was? Ich habe es immer geliebt, Alben zu kaufen und all die Lyrics zu lesen, ich habe mir sogar die schönsten Cover an meine Wand gehängt. Jetzt ist es einfach alles digital. Ich vermisse die Booklets.

Download oder Stream? Stream – es gibt überall in Dänemark Wifi, man muss also nicht wirklich etwas downloaden.

Clubkonzert oder Festival? Ich weiß, dass ich gesagt habe, dass meine besten Konzerte auf Festivals waren. Aber ich gehe wirklich gerne zu Clubkonzerten. Ich mag lieber nur ein Konzert auf einmal.

Drei Songs, die auf meinem Mixtape nicht fehlen dürfen: Nur drei Songs? Unmöglich… Vielleicht drei weibliche Künstler. Hmmm – gerade jetzt wäre es „Into Dimensions“ von IRAH, „Opening“ von Mariam The Believer (oder “The String of Everything”, auch von MTB) und zu dieser Zeit des Jahres irgendwas von „50 words for snow“ von Kate Bush – vielleicht „Among Angels“, was von meinem Björk-Favoriten „Vespertine“, “Undo”, “Källans återuppståndelse” von Anna von Hausswolff. Und wie ich jetzt durch diese Listen gehe – ich kenne Ane Brun gar nicht so gut, aber das, was ich gehört habe, liebe ich und wurde von Kritikern mit ihr verglichen und bin kürzlich über diesen wunderbaren Song „Horizons“ gestolpert. Irgendwas von Cave und Bowie vielleicht und von der ersten Cancer-EP und zuletzt mein neuer Liebling „You Amaze Me“ von Penny Police.

Welches Album ich auf keinen Fall mit auf eine einsame Insel nehme: Ich weiß nicht. Jede Art von oberflächlicher Musik ohne Tiefe in den Texten – oder Death/Heavy Metal, haha.

Hier ist ein Selfie – es ist in meinem Probe-Studio in Vesterbro in Kopenhagen mit meinem geliebten Cello, das ich von meiner Großmutter geerbt habe, die es auch gespielt hat. Ich habe es, seit ich zehn Jahre alt bin.

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