INTERVIEW: Bilal Hassani

Bilal Hassani erreichte beim Eurovision Song Contest 2019 den 16. Platz für Frankreich, fiel aber vor allem durch eine außergewöhnliche Performance und eine starke Message auf. Wir haben uns mit ihm unterhalten.

Bilal Hassani

Im Interview mit bleistiftrocker.de spricht der 19-Jährige unter anderem über seinen Auftritt mit dem Song „Roi“ in Tel Aviv, sein neues Album „Kingdom“ und seine Zukunftspläne.

bleistiftrocker.de: Bist du zufrieden mit deinem Auftritt in Tel Aviv und dem 16. Platz?

Bilal Hassani: Ehrlich gesagt bin ich sehr zufrieden. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich mal so meinen Traum leben könnte und die Möglichkeit bekommen würde, auf dieser Bühne zu stehen. Ich habe mir nie Gedanken um die Platzierung gemacht oder Performance und Gesang auf einen bestimmten Platz ausgerichtet. Es war mir egal, ob ich damit Letzter oder Erster werde oder in der Mitte lande. Ich war also sehr glücklich mit dem Ergebnis, denn ich war stolz auf unseren Auftritt.

Deine Tänzerin Lizzy hat die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich gezogen. Wie bist du auf sie gekommen?

Das war ich gar nicht selbst. Ich kannte sie schon, denn eines ihrer Videos ging in den sozialen Medien viral. Die gesamte Performance hat aber Marika Prochet geplant. Und sie hatte die Idee, auch andere Geschichten auf der Bühne zu erzählen, nicht nur meine. Denn der Song spricht nicht nur mich an, sondern auch andere Menschen. Wir wollten also auch die Geschichten von Lizzy und Lin, der anderen Tänzerin, erzählen, um alle Menschen zu repräsentieren, die sich von der Geschichte des Songs angesprochen fühlen.

Lizzy, Bilal, Lin, Eurovision Song Contest 2019
Lizzy, Bilal und Lin auf der ESC-Bühne in Tel Aviv

Du hast vor allem nach dem Sieg im französischen Vorentscheid auch negative Kommentare bekommen. Wie bist du damit umgegangen?

Am Anfang war es hart. Ich bin erst 19 Jahre alt und da prasselte schon viel Hass auf mich ein. Aber ich bin sehr dankbar, dass ich eine tolle Familie und tolle Freunde habe, alle haben mir dabei geholfen, das zu überstehen. Am Ende hat es mich nicht mehr wirklich interessiert, denn Liebe ist stärker als Hass und ich habe deutlich mehr Liebe bekommen als Hass.

Du hast den Song „Roi“ gemeinsam mit Madame Monsieur, den französischen ESC-Teilnehmern von 2018, geschrieben. Wie lief das ab?

Wir hatten uns erst einige Wochen zuvor kennengelernt. Wir waren also ganz frisch befreundet, als wir den Song gemeinsam geschrieben haben. Das war eine tolle Erfahrung, irgendwie magisch. Von der Session weiß ich gar nicht mehr so viel, wir waren so in den Song vertieft und alles ging sehr schnell.

Stimmt es, dass du während der Promotion für deinen ESC-Beitrag gemeinsam mit deiner Mutter in Europa unterwegs warst?

Ja, wir waren an sehr vielen europäischen Orten, um Werbung für den Song zu machen. Und da hatte ich natürlich immer meine Mama dabei.

Du hast vor einigen Wochen dein Album „Kingdom“ veröffentlicht. Was kannst du uns darüber erzählen?

Ich bin sehr stolz darauf. Es ist mein allererstes Album und hoffentlich nicht mein letztes. Ich habe mein ganzes Herz und meine Seele in jedes einzelne Lied gesteckt. Es ist upbeat, es ist sonnig. Es ist ein Album, das du dir anhören solltest, wenn du deine Probleme vergessen und einfach tanzen und eine gute Zeit haben möchtest.

Du hast in einer Casting-Show einst „Rise Like A Phoenix“ von Conchita Wurst gesungen. Was ist deine Verbindung zu ihm und hast du ihn in Tel Aviv getroffen?

Ich habe Conchita in Tel Aviv getroffen und es war wundervoll, wie im Traum. Ich habe den Song geliebt, als er veröffentlicht wurde und habe mich riesig gefreut, als Conchita damit gewonnen hat. Es war toll, ihn im Casting zu singen, ich war immer ein großer Fan von Eurovision-Songs. Deshalb habe ich mir damals dieses Lied ausgesucht.

Fühlst du dich wie eine Ikone der LGBT-Bewegung?

Das würde ich nicht sagen, denn wie eine Ikone fühle ich mich überhaupt nicht. Meine Karriere ist erst vor einigen Monaten gestartet und ich bin sehr glücklich darüber, eine Stimme für Menschen der LGBTQIA-Community zu sein. Denn ich erinnere mich daran, dass ich immer Fan von Künstlern war und diese mir geholfen haben, viele Dinge zu überstehen. Deshalb freue ich mich, den Menschen helfen zu können, die mir zuhören und mich anschauen.

Du bist ein Star auf YouTube und hast dort über eine Million Abonnenten. Wie hast du es geschafft, dort so groß zu werden?

Darüber habe ich gar nicht groß nachgedacht. Ich habe einfach nur zum Spaß Videos aufgenommen und das hat den Leuten wohl gefallen.

Was steht bei dir in nächster Zeit an? Gibt es auch Konzert-Pläne für Deutschland?

Ich würde sehr gerne nach Deutschland kommen für ein Konzert, das wäre großartig. Ich kenne die Pläne gar nicht genau, wir gehen im Oktober in Frankreich auf Tour, aber es wäre für mich natürlich auch eine Freude, nach Deutschland zu kommen.

 

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Fotos: Dorothée Murail und Thomas Hanses

 

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