In Norwegen ist Thom Hell bereits ein angesehener Künstler, der mehrere Alben veröffentlicht hat. In Deutschland fängt der Songwriter mit den beschwingten Zwischentönen nun allerdings ganz von vorne an: Mit „This Is Thom Hell“ hat er gerade seine erste CD – eine Compilation – auf den Markt gebracht.
Wir stellten Thom Hell zehn Fragen und bekamen prompt die ausführlichen Antworten des 35-Jährigen zurück. Erfahrt hier unter anderem, welche Pläne er mit seinem Album hat, was ihn zu seiner Musik inspiriert und warum ihm die typisch norwegische Traurigkeit eher fremd ist.
1.) Frage: Hallo Thom, du hast gerade dein erstes Album in Deutschland veröffentlicht. Welche Pläne hast du mit „This Is Thom Hell“?
Thom Hell: Zuerst einmal bin ich glücklich darüber, dass es jemand hier veröffentlichen wollte. Ich habe keinen Masterplan. Ich werde sehen was passiert und dranbleiben!
2.) In Norwegen gibt es inzwischen vier Alben von dir. Wie hast du die Songs für die deutsche Compilation ausgewählt?
Ich habe mich dafür entschieden, hauptsächlich Songs von meinen letzten beiden Alben zu nehmen. Sie sind in vielerlei Hinsicht die essentiellsten und passen zusammen, sowohl vom Sound als auch vom Songwriting. Ich persönlich hätte mich über mehr Songs von früheren Alben gefreut, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie gepasst hätten.
3.) Wie kommt es, dass du für einen Songwriter aus dem hohen Norden relativ fröhlich klingst?
Haha! Ich versuche, die meiste Zeit fröhlich zu sein. Viele meiner Songs sind aber in einem traurigen Zustand geschrieben und meine Texte sind bittersüß. Das heißt aber nicht, dass die Melodien depressiv sein müssen. Ich mag es nicht so gerne, wenn Musik komplett düster ist. Es ist genauso wichtig, Platz für Hoffnungen zu lassen.
4.) Stimmt es denn, dass Norweger melancholischer sind als andere Menschen? Und macht sich das in der norwegischen Musikindustrie bemerkbar?
In Norwegen mögen die Leute Künstler wie Tom Waits und Leonard Cohen und auch Metalmusik. Ich habe mich nie für besonders melancholisch gehalten, aber es hat mich sicherlich beeinflusst, mit Depeche Mode und Neil Young aufgewachsen zu sein. Ich war immer fasziniert von traurigen Songs, weil sie mich glücklich gemacht haben.
5.) Vor einigen Jahren bist du mit der Band Minor Majority durch Deutschland getourt. Spielst du noch in anderen Bands?
Ich war in Deutschland und Italien vor einigen Jahren mit Hanne Hukkelberg auf Tour, ebenso mit Marit Larsen zur Zeit ihres ersten Albums. Aber jetzt arbeite ich mehr im Studio und nehme mit verschiedenen Künstlern auf.
6.) Wird es mit dem neuen Album Sologigs von dir in Deutschland geben?
Ich hoffe es! Aber es liegt nicht wirklich an mir. Es hängt davon ab, ob mich jemand in Deutschland sehen möchte.
7.) Spielst du denn lieber mit einer Band oder als Solokünstler?
Beides! Ich habe meine Karriere als Solokünstler begonnen und es ist eine andere Atmosphäre, wenn man alleine spielt. Aber ich spiele auch gerne mit meiner Band, dann können wir die Musik neu arrangieren. Außerdem ist es einfacher, wenn sich das Publikum nicht nur auf mich konzentriert. Ich bin nach Solokonzerten immer völlig erschöpft.
8.) Wie schreibst du deine Songs?
Ich weiß es gar nicht genau. Ich gucke häufig Wiederholungen im TV: MacGyver oder Star Trek, irgendwas leichtes, bei dem ich nicht wirklich aufpassen muss. Dann spiele ich während der Werbung. Ich kann nämlich nicht länger als fünf bis zehn Minuten am Stück arbeiten. Meistens fange ich mit der Melodie an, danach kommen die Texte. Star Trek ist allerdings sehr komplex, das nehme ich zurück.
9.) Woher kommt die Inspiration für deine Musik? Was hörst du?
Ich glaube die Inspiration kommt von Musik, Filmen, Büchern und von meinem eigenen Leben. Musik die ich höre: Da wären Arvo Part, Rachmaninoff, Penderecky, Mahler und Bach auf der einen Seite. Auf der anderen die Beatles, Queen, Billy Joel, Neil Young, David Bowie, Jellyfish, Jeff Lynne und Tom Petty. Und In The Middle Are Yes, Genesis, Bee Gees, Gentle Giant und King Crimson. Und ich höre auch aktuelle Musik wie Sufjan Stevens, Midlake oder Field Music.
10.) Auf dem Albumcover zu “God If I Saw Her Now” ist ein großes Zimmer voller CDs und Musikequipment zu sehen. Wo wurde es aufgenommen?
Das Bild ist in meiner alten Wohnung entstanden. Ich sitze auf einem Stuhl und starre an die Decke, weil ich keine Fotosessions mag. Das wurde dann das Albumcover.
Foto: Promo
(Im Original erschienen bei triggerfish.de am 20. Juni 2011.)