Bei Amy Macdonald weiß man, was man bekommt – nämlich guten Radiopop. Dennoch zünden auf dem neuen Album „The Human Demands“ nicht alle Tracks.
2018 war es soweit: Amy Macdonald hat im zarten Alter von Anfang 30 tatsächlich ein Best-Of-Album veröffentlicht. Auch im Zuge ihres neuen Studio-Werks war das Älterwerden ein Thema.
„Ich habe meinen ersten Plattenvertrag mit 18 unterschrieben, was sich anfühlt, als wäre es eine Ewigkeit her, und auf der persönlichen Ebene befinde ich mich in einer Lebensphase, in der die Eltern normalerweise wieder ihr eigenes Leben weiterleben, depressiv gewordene Freunde sich damit auseinandersetzen, nicht mehr hier sein zu wollen und jeder hat unabhängig seines Backgrounds bereits Höhen und Tiefen erlebt“, sagt die Sängerin dazu. „Es ist also in Ordnung, sich ein bisschen fertig zu fühlen, und es ist auch in Ordnung, darüber zu reden.“
Allzu fertig klingt sie auf ihren Songs allerdings nicht – im Gegenteil: Es ist Amy Macdonald, wie wir sie inzwischen seit Ewigkeiten kennen. Schon im Opener „Fire“ fühlt es sich an, als würde man eine alte Freundin nach langer Zeit wiedertreffen und sofort wieder eine Verbindung haben. Diese alte Freundin erzählt uns im Stück übrigens eine ganz romantische Geschichte – geschrieben kurz nach ihrer Hochzeit.
Die schmissigen Popsongs wie „Statues“ oder die Single „The Hudson“ sind wie gemacht für das Radio – sympathisch und eingängig. Der Titeltrack versucht sich als Rock-Monument und Herzstück des Albums, was mit Abstrichen gelingt. Wirklich spannend wird „The Human Demands“ erstaunlicherweise aber nur bei den ruhigeren Stücken. Die Ballade „Crazy Shade Of Blue“ ist ein Highlight des Albums, ebenso das wunderbare „Young Fire, Old Flame“.
Insgesamt bekommt „The Human Demands“ deshalb auch nur eine durchschnittliche Note. Aber wir sind froh, dass die 33-Jährige in diesem Jahr überhaupt Musik veröffentlicht hat. Denn sie selbst war sich am Anfang der Corona-Pandemie da gar nicht so sicher. „Aber dann dachte ich: Es ist etwas anderes, es ist neu, interessant und normalerweise würde ich in Europa umherfliegen, Radio-Sessions spielen und Interviews geben. Das geht nun natürlich nicht, was mir erneut das Gefühl gibt, ganz am Anfang zu stehen, weil ich das damals auch nicht getan habe“, erzählt sie. „Ich bin also wieder an einem Punkt, an dem ich Musik mache, die mir gefällt, und bringe sie auf eine sehr einfache Art und Weise heraus. Und durch all das ist in mir eine neue Liebe entstanden für das was ich mache – noch einmal ganz von vorn.“
Albuminfos Amy Macdonald – The Human Demands
Künstler: Amy Macdonald
Albumname: The Human Demands
VÖ: 30.10.2020
Label: Infectious Music
amymacdonald.co.uk
Fotos: Roger Deckker und Promo
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