28 Songs in 80 Minuten – schon auf den ersten Blick wird klar: Bernd Begemanns neues Album „Eine kurze Liste mit Forderungen“ ist alles, aber nicht kurz.
Vier Jahre nach seinem letzten Soloalbum ist Begemann also wieder da. Und er hat viel zu sagen und viel zu erzählen. Deshalb ist sein neues Werk auch kaum einzuordnen, sondern vielmehr ein liebenswertes Sammelsurium an Geschichten.
Anzugträger Begemann rechnet mit dem „Arschloch von der Deutschen Bank“, „Dinkelkeksmamas“ und Papas mit Nazi-Tattoo ab. Der beste Diss gelingt ihm allerdings ganz beiläufig in der Single „St. Pauli hat uns ausgespuckt“, wenn er über Junggesellenabschiede lästert: „Ich will nicht mehr dabei zusehen wie verklemmte Leute sich scheiße benehmen.“
Wie gewohnt ist der inzwischen 53-Jährige häufig auch einfach ein guter Erzähler. Songs wie „Die stählernen Stufen herab“ und „Die Reichen haben gewonnen“ sind Beobachtungen, verpackt in den gewohnten Begemann-Sound.
Herrlich absurd wird es aber natürlich auch. „Mein Powertier ist ein Gnu“ ist so ein Song, bei dem der Titel nicht zuviel verspricht. Ebenfalls urkomisch: „Neulich auf der Orgie“. Hinzu kommen Songzeilen wie „Es fällt mir schwer zu glauben, dass du schüchtern bist, weil du ungefragt auf meinem Schenkel sitzt“.
Kernstück des Albums ist allerdings „Unoptimiert“, vorgetragen mit einem Chor. „Ich bin zu klein zum Scheitern“, singt Begemann darin. Tatsächlich unglaublich, weshalb ein so großartiger und vielseitiger Künstler der breiten Öffentlichkeit noch immer unbekannt ist.
Am Ende gibt es dann sogar noch eine Botschaft an Olli Schulz. „Komm zurück“, fordert Begemann seinen Kollegen auf – er hätte Schulz gerne wieder in Hamburg. Und damit hat er am Ende wenigstens auch eine klare Forderung formuliert.
Künstler: Bernd Begemann & die Befreiung
Albumname: Eine kurze Liste mit Forderungen
VÖ: 18.12.2015
Label: popup-records
bernd-begemann.de
Foto: Andreas Hornoff & Promo