BUCH-REVIEW: Sinéad O’Connor – Erinnerungen

Sinéad O’Connor hat in ihrem Leben für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt. In ihrer Autobiografie „Erinnerungen“ ordnet sie zumindest einige davon ein.

Sinéad O'Connor

Der Titel ist schlicht, und auch inhaltlich wirkt es so, als hätte die Irin einfach alles zu Papier gebracht, was ihr gerade eingefallen ist. Es geht etwas konfus zu, die Sprache ist gerne mal vulgär und keine Beteiligten werden geschont.

Dabei sind die dunklen Seiten, von denen O’Connor viel zu berichten hat, sehr bedrückend: Sie schildert unter anderem, wie sie von ihrer Mutter brutal geschlagen und gar absichtlich in einen Autounfall verwickelt wurde.

Jener Mutter gehörte auch das Foto von Papst Johannes Paul II., das die Sängerin 1992 bei „Saturday Night Life“ vor laufender Kamera zerriss, um auf den Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche aufmerksam zu machen. Dass sie fortan im Musikgeschäft nicht allzu wohlgelitten war, wird in ihren Beschreibungen im Anschluss sehr deutlich.

Ihre Begegnung mit Prince, von dem ihr großer Hit „Nothing Compares 2 U“ ursprünglich stammt, ist dann völlig verstörend. Er habe sie in seine Villa eingeladen, dort beschimpft, verprügeln wollen und beim anschließenden Fluchtversuch verfolgt, so die Sängerin.

Aber auch vermeintlich leichtere Anekdoten bekommt man geboten – beispielsweise vom Frisör, der ihr die Haare abrasieren soll und das nur unter Tränen macht oder von Anthony Kiedis‘ vergeblichem Werben um O’Connor.

Schließlich ist auch jedem Album ein Kapitel gewidmet und auf nahezu jeden Song wird eingegangen – wer sich eine gewisse Magie oder eigene Interpretationen behalten möchte, bekommt hier wohl schon zu viele Informationen.

An vielen Stellen ist „Erinnerungen“ aber auch einfach zu wirr. So labelt sich Sinéad O’Connor an einer Stelle im Buch unvermittelt als asexuell. Der Begriff, der in der queeren Community noch immer unterrepräsentiert ist und dringend mehr Beachtung bräuchte, wird allerdings nicht erklärt und durch die weiteren Schilderungen im Buch, wen die Sängerin gerne ins Bett kriegen würde, quasi ad absurdum geführt.

Und dann gibt es da noch einen Bruch, denn jahrelang konnte die Irin überhaupt nicht weiterschreiben, weil es ihre Gesundheit nicht zuließ. Die Beschreibungen ihrer psychischen Zusammenbrüche am Ende sind heftig. „Erinnerungen“ endet im Corona-Jahr 2020, nachdem erstaunlich kurz noch der Übertritt zum Islam thematisiert wurde.

Als Biografie ist das Buch durchaus harter Stoff, der mehr als einmal eine deutliche Triggerwarnung bräuchte. Auch muss man sich an die Sprache gewöhnen, die doch sehr derbe daherkommt. Andererseits hat man es mit einer besonderen Künstlerin zu tun, der man in vielerlei Hinsicht allerdings auch einfach ein bisschen mehr Ruhe und gute Begebenheiten im Leben wünscht.

 

Buchinfos Sinéad O’Connor – Erinnerungen

Sinéad O'Connor - ErinnerungenAutor: Sinéad O’Connor
Buchtitel: Erinnerungen
Seitenanzahl: 256
ISBN: 978-3-96775-061-4
Preis: 20,00 Euro
VÖ: Juni 2021
Verlag: Riva
sineadoconnor.com

 

 

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