Muff Potter – Bei aller Liebe (Review)

Muff Potter haben ihr Comeback behutsam aufgebaut. Mit dem Album „Bei aller Liebe“ erreicht es nun seinen vorläufigen Höhepunkt.

Muff Potter

Denn zunächst hatte es 2018 und vor allem 2019 wieder Konzerte der Band gegeben, die sich 2009 eigentlich verabschiedet hatte. Der Frage nach einem neuen Studio-Album wurde lange ausgewichen.

Umso schöner, dass es nun doch da ist. Muff Potter haben die Pandemie-Zeit genutzt, um gemeinsame Sessions abzuhalten und sich in das Songschreiben zu vertiefen. „Für 2020 hatten wir ohnehin im Grunde keine Auftritte geplant, weil wir ja proben und neue Songs schreiben wollten“, berichtete Drummer Brami im Interview mit bleistiftrocker.de. Was dabei herausgekommen ist, kannten wir dank Single-VÖs zu 50 Prozent schon vor dem Erscheinen von „Bei aller Liebe“.

„Hast du früher auch Brühwürfel gelutscht?“

Und trotzdem ist es der Opener „Killer“, der ein richtig frühes Highlight setzt. Ganz zaghaft geht es los, bedrohlich und düster. Die Zeilen sind auf den Punkt Muff Potter. „Hast du früher auch Brühwürfel gelutscht, wenn du traurig warst? Und wie machst du das jetzt?“, singt Thorsten Nagelschmidt beispielsweise, bevor irgendwann doch die Instrumente losbrechen.

Dass im Track auch das „Homeoffice“ besungen wird, ist nicht die einzige sehr aktuelle Referenz des Longplayers. Mit dem eindrucksvollen „Nottbeck City Limits“ arbeitet die Band den Skandal in der Fleischfabrik Tönnies auf, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum probenden Quartett im Münsterland befand. Und auf „Ein gestohlener Tag“ spuckt der Fernseher laut Songtext einen Krieg ins Zimmer. Den Zeitgeist-Test besteht „Bei aller Liebe“ also problemlos.

Noch immer „angry“

Natürlich sind auch Muff Potter älter geworden. Aber die „angry pop music“, wie sie sie früher selbst mal gelabelt haben, hat ihren Anger nicht eingebüßt. „Ich will nicht mehr mein Sklave sein“ will Fesseln lösen und geht am Ende in der Wiederholung von „Ich will nicht mehr!“ auf. „Hammerschläge, Hinterköpfe“ nimmt Businessprech aufs Korn, passend zum Titel hämmern dazu auch E-Gitarre und Co. Und der letzte Song „Schöne Tage“ suhlt sich zwar zunächst in der eigenen Wortgewandtheit, hat aber dann doch noch ein kraftvolles Finish zu bieten.

Muff Potter sind immer noch unüberhörbar sie selbst, auf „Bei aller Liebe“ setzen sie einige Glanzlichter und veredeln damit ihr Comeback. Schön, dass sie nun endgültig wieder da sind!

 

Albuminfos Muff Potter – Bei aller Liebe

Muff Potter - Bei aller LiebeKünstler: Muff Potter
Albumname: Bei aller Liebe
VÖ: 26.08.2022
Label: Hucks Plattenkiste
muff-potter.de

 

Fotos: Bastian Bochinski und Promo

 

„Bei aller Liebe“ von Muff Potter kaufen