Während andere Bands ihre neuen Alben großspurig ankündigen und laut von Auftritten in Stadien träumen, kommen Bored Man Overboard sehr zurückhaltend daher. Mit „Since you are people with great taste in music, we hope that you’ll like this tune“ stellt sich die Band aus Stockholm vor. Die großen Worte finden andere: In der Presse wurden die sieben Musiker bereits mit The National, The Gaslight Anthem und Aracade Fire verglichen.
Solche Vergleiche müssen Bored Man Overboard mit ihrem Debütalbum „Rogue“ nicht scheuen. Und sie werden mit Sicherheit weitergehen, denn auf den elf Songs klingen die Schweden häufig auch wie die sympathische Version der White Lies: Epische Songs, düster und mit großen Melodien, allerdings nicht so glattgebügelt und auf Hits getrimmt wie bei der großmäuligen Band aus UK. Und genau das tut „Rogue“ richtig gut.
Schon der erste Song „Abigail“ zeigt, wohin es auf dem Album geht: Hier wird die Melancholie gefeiert und vor allem musikalisch in den Vordergrund gestellt. Die düstere, klagende Stimme von Sänger David Khan geht sofort unter die Haut.
Und „Abigail“ verspricht damit nicht zuviel. Die elf Songs auf „Rogue“ – das dem Pressetext zufolge von „Menschen, Resignation und Wein“ handelt – sind düster und melancholisch, halten an den richtigen Stellen aber immer wieder instrumentale Besonderheiten bereit. Bei „Wealth & Cry“ mischen sich beispielsweise immer wieder Gitarren aus dem Hintergrund ein und heben den Song aus seinem Selbstmitleid heraus. Am Ende fängt Sänger David für einen kurzen Moment sogar fast an zu brüllen.
Viele Songs auf „Rogue“ hätten sicherlich auch auf „High Violet“ von The National zu finden sein können, zum Beispiel „The Optimist“ oder „There’s No Room In This Evil Heart“, das am Ende in den Kernsatz „We’ll fall in love and then we’ll fall“ mündet. Auf „Stopping By Woods“ bedienen sich Bored Man Overboard bei Dichter Robert Frost und instrumentieren dessen Text spärlich und eindringlich.
Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass die sieben Musiker von Bored Man Overboard alle erst zwischen 20 und 22 Jahren alt sind. Auf ihrem Debütalbum klingen sie schon deutlich abgezockter. Deshalb sollten die Jungs schnellstens ihre Zurückhaltung ablegen und durch ein gesundes Selbstbewusstsein ersetzen. Der musikalische Grundstein für eine große Karriere ist jedenfalls gelegt.
Trackliste:
01. Abigail
02. A Wedding Dress
03. Wealth & Cry
04. The Optimist
05. There’s No Room In This Evil Heart
06. Cardcastle
07. Vanishing Slow
08. 9th Grade
09. Stopping By Woods
10. Sinner Song
11. Wine
Label: Hazelwood Vinyl Plastics / Rough Trade
VÖ: 21.01.2011
Format: CD
Bewertung: 5/6
(Im Original erschienen bei triggerfish.de am 03. Februar 2011.)