Eine Skandalnudel auf Mission: Pete Doherty gibt sich auf seinem neuen Soloalbum „Hamburg Demonstrations“ ungewohnt nachdenklich und politisch.
Neulich hat Pete Doherty (der aktuell wieder unter seinem eigentlichen Namen Peter firmiert) ein Konzert im wiedereröffneten Bataclan in Paris gespielt. Das passt zu seiner neuen Ausrichtung. Denn mit „Hell To Pay At The Gates Of Heaven“ bezieht sich ein Song vom neuen Album direkt auf die Anschläge vom November 2015.
Der unumstrittene Kernsatz der Nummer und irgendwie auch des ganzen Albums: „Come on boys, choose your weapons / J-45 or AK 47“ – Gitarre oder Knarre also. Erstaunlicherweise ist der Song dazu musikalisch eher beschwingt unterwegs.
Und das ist wiederum erstaunlich, weil die meisten seiner neuen Songs eher eine Schwere umgibt. Die Leichtfüßigkeit der Libertines oder Babyshambles sucht man auf „Hamburg Demonstrations“ jedenfalls vergeblich. Kein Wunder, stellte Doherty diese Songs doch extra frühzeitig zur Seite, weil sie zu keiner seiner Bands passten.
Mit „Flags From the Old Regime“ erweist er Amy Winehouse die letzte Ehre – und reiht das wunderschön in die Melancholie des gesamten Albums ein. Selbst seine Single „I Don’t Love Anyone (But You’re Not Just Anyone)“ ist zusätzlich auch noch in einer verlangsamten, nachdenklicheren Version zu hören.
So ist „Hamburg Demonstrations“ dann auch insgesamt: Musikalisch kaum aufregend, aber es zeigt Pete Doherty, wie wir ihn noch nie wahrgenommen haben. Dazu passend gibt es zum Schluss mit „She Is Far“ einen Song, der schon Jahrzehnte schwarz durch das Internet geistert – aufgenommen von Doherty im Teenie-Alter. In seiner Neuauflage wird das Stück zu einer schönen, vielseitigen Ballade. In jedem Fall ein interessanter Abschluss für ein interessantes Album.
Albuminfos Peter Doherty – Hamburg Demonstrations
Künstler: Peter Doherty
Albumname: Hamburg Demonstrations
VÖ: 02.12.2016
Label: BMG
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Fotos: Promo