Wo ist sie, die Revolution? Depeche Mode fragten sich genau das auf ihrer ersten Single. Und die gab die Richtung für das Album „Spirit“ vor: Die Botschaft ist der Star.
Schon am Vorgänger-Album „Delta Machine“ schieden sich die Geister. Das beste Werk von Depeche Mode war es auf keinen Fall. Und auch ihr vierzehntes Album „Spirit“ ist das nicht.
Dafür sind Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher so politisch wie noch nie. Neulich mussten sie sich noch dem Vorwurf erwehren, die Band der „Alt-Right“-Bewegung zu sein, jetzt liefern sie den Soundtrack zu unseren politisch unruhigen Zeiten.
„We’re going backwards, ignoring the reality“, heißt es im Auftaktsong des Albums, „Going Backwards“. Der Track ist ein standesgemäßer Opener, der düstere Sound löst das gewohnte Schaudern aus, das nur Depeche Mode auslösen können. „The Worst Crime“ besingt unter anderem „misguided leaders“ und „uneducated readers“. Der Song ist extrem textlastig, die Musik nimmt sich sehr stark zurück und hämmert erst gegen Ende mit etwas mehr Nachdruck.
Anschließend flacht das Album leider merklich ab. Die Songs und ihre Inhalte werden schlichter („You Move“), besonders „Cover Me“ ist erstaunlich beliebig und ohne jede Power vorgetragen. Ähnlich ist es beim zahnlosen „Eternal“.
Ein bisschen Schwung nimmt „Spirit“ dann noch mal auf, dank der guten Songs „Poison Heart“, „So Much Love“ und „Poorman“. Alle drei sind im Kontext des Albums stark, zum Singlehit taugt aber auch keiner von ihnen. Das laute Herzklopfen, das Depeche-Mode-Songs früherer Tage sowohl in sich tragen als auch auslösen, bleibt bei „Spirit“ leider viel zu häufig aus.
Und so hat das Album seine Stärken vor allem inhaltlich, während es musikalisch zu oft zu zahm ist. Bestes Beispiel ist die Single „Where’s The Revolution“, der man dann schließlich doch bescheinigen muss, gemeinsam mit „Going Backwards“ der beste Song auf „Spirit“ zu sein.
Albuminfos Depeche Mode – Spirit
Künstler: Depeche Mode
Albumname: Spirit
VÖ: 17.03.2017
Label: Columbia Records / Sony Music
depechemode.com
Fotos: Anton Corbijn / Columbia Records / Sony Music