Singer/Songwriter Teitur von den Faröer hat eine besondere Beziehung zu Deutschland. Gerade war er länger in Berlin, um gemeinsam mit Judith Holofernes an ihrem Album zu arbeiten. Auf der gemeinsamen Tour möchte er das Interview mit bleistiftrocker.de dann auch direkt auf Deutsch machen.
Hier gibt es das Video zum Interview mit Teitur.
bleistiftrocker.de: Wie kommt es, dass du so gut Deutsch sprichst?
Teitur: Das habe ich von Judith gelernt, als wir die Platte gemacht haben. Als ich jünger war, vor mehr als zwanzig Jahren, habe ich es auch in der Schule gelernt. Ich spiele auch sehr häufig in Deutschland. Alle wollen immer Englisch sprechen, aber ich möchte sehr gerne weiter Deutsch lernen.
Wie kam es zu eurer Zusammenarbeit?
Judith hat eine Coverversion zu einem meiner Songs gemacht, „Catherine The Waitress“. Ihre Version heißt „Jonathan der Kellner“. Davon hat mir mein Manager erzählt und dann haben wir uns in Berlin getroffen. Wir haben uns angefreundet und zusammen Lieder geschrieben, zuerst in Berlin, dann kam Judith auf die Faröer. Ich bin später wieder nach Berlin gekommen, um das Album zu machen.
Auf der Tour mit Judith trittst du sogar doppelt auf: Als Support-Act und anschließend als Teil ihrer Band.
Es ist cool. Und auch ein bisschen seltsam, denn zum ersten Mal bin ich Mitglied in einer Band. Aber es macht Spaß, diese Reise zusammen mit Judith zu machen.
Du machst grundsätzlich eher melancholische Singer/Songwriter-Musik, während die Sachen von Judith doch ein bisschen anders klingen. Wie passt das zusammen?
Ich mag jede Art von Musik. Schreiben und arrangieren sind zwei Dinge. Ein Lied zu schreiben ist eine andere Arbeit, ohne Tempo. Das ist für uns beide das gleiche. Eine andere Sache ist, wie man es spielen möchte oder wie man die Musik arrangiert. Meine Musik ist sehr ruhig, das ist mein persönlicher Ansatz.
Welche Musik hörst du denn privat?
Viel Musik, die meine Freunde machen. Außerdem höre ich gerne Orchestermusik und schreibe selbst auch Partiturmusik. Ich habe auch Vinyl daheim und höre es, aber ich mag auch Bücher andere Sachen, die nichts mit Musik zu tun haben. Im Tourbus hören wir aktuell Fugazi, das hat Judith mitgebracht. Das ist sehr cool, ich kannte es vorher aber nicht. Jetzt ist gerade Chuck Berry gestorben, den habe ich als Kind wirklich geliebt. Ich habe viel von ihm gehört, als ich Gitarre gelernt habe. Als Teenager dann viel Beatles und Leonard Cohen.
Über deine aktuelle EP „Y Arpeggios for Piano“ haben wir geschrieben, dass sie für den durchschnittlichen Musikhörer vielleicht zu kompliziert ist. Wie war dein Ansatz?
Ich habe versucht, mal eine andere Harmonie zu machen, ohne die normalen Akkorde. Ich habe nach einem anderen Klang gesucht und diesen Y-Klang gefunden. Diese Musik habe ich an eine Freundin geschickt und sie hat eine weitere Dimension hinzugefügt. Ich kann es aktuell auf Tour leider nicht spielen, weil ich kein richtiges Klavier habe.
Wie schreibst du deine Songs?
Ob ich Musik für einen Film schreibe oder zusammen mit einem anderen Künstler, das ist immer gleich. Für mich steht nicht die Musik oder die Melodie im Zentrum, sondern immer die Idee. Wovon handelt der Song, was möchte ich sagen. Musik macht Spaß zu spielen und auch zu schreiben, aber um einen Songs zu schreiben muss man wissen, was man möchte. Das Herz eines Songs, das muss man finden, das ist am wichtigsten.
Wie ist es denn für dich, auf Tour deine älteren Songs zu spielen?
Ich habe rund 500 Lieder geschrieben bislang. Aber die, die ich aufnehme, von denen weiß ich, dass ich sie auch noch spielen kann, wenn ich alt bin. Die dummen Lieder veröffentliche ich ja nicht. Ich glaube, dass meine Songs auch in 30 Jahren noch gut sind, deshalb ist es für mich okay, auch die alten Lieder zu spielen. Aber ich mache jeden Abend eine neue Setlist. Ich versuche immer, neu an die Musik ranzugehen, um sie lebendig zu halten. Ich spiele zum Beispiel ein bisschen mit Jörg und Hanno aus Judiths Band und mal Klavier, mal Gitarre.
Wie bist du damals auf den Faröer zur Musik gekommen? Und wie ist die Musik zu dir gekommen – in Zeiten vor dem Internet?
Wo ich herkomme gab es keinen Fernseher, aber eine Radiostation. Und bei uns ist es so: Wenn Menschen zu Festen zusammenkommen, wird immer gesungen. Das war meine Schule. Ich habe dort immer Klavier oder Gitarre gespielt. Auch als Teenager, als dann viel getrunken wurde, wurde auch immer gesungen. Das alles hat mein Interesse am Songwriting geweckt. Vielleicht war es gut, dass ich nicht in Kopenhagen oder Berlin aufgewachsen bin. Eine einsame Insel ist eine gute Sache für eine kreative Aura. Da kann man einfach verrückt sein.
Und woher hast du Platten bekommen, wenn du welche wolltest?
Meine Schwester hatte einen Freund, der mir immer LPs mitgebracht hat. Von ihm habe ich viele Rock-Platten bekommen, Metallica und all das. Das waren meine Babysitter. Als ich 14 oder 15 war, kamen MTV, BBC und ein schwedischer Kanal. Das war eine Revolution. Da kam all diese Rockmusik und Nirvana.
Du hast mal gesungen „I had never meant to be a singer, but I’m slowly getting used to the idea“. Was gefällt dir in deinem Job denn inzwischen am besten?
Die Freiheit. Ein freier Mensch zu sein, mich frei ausdrücken zu können. Es ist auch ein schweres Leben. Aber man spielt, die Leute hören einem zu, es gibt eine gute Energie. Das mag ich.
Was sind deine Zukunftspläne?
Ich mache noch in diesem Jahr ein neues Album, damit habe ich auch schon begonnen. Ich schreibe immer eine bisschen und mache Demos. Außerdem habe ich eine Lieder-Sammlung gemacht, „Juliet-Letters“. Briefe, die Menschen schicken wie Julia aus „Romeo und Julia“ von Shakespeare. Das Album ist noch nicht fertig, aber es kommt wahrscheinlich nächstes Jahr. Und ich habe mit einem Freund „Running Music“ gemacht. Wir haben uns gefragt, welche Musik nützlich sein könnte. Da hat er mir diese Fitness-Musik geschickt. Das haben wir zusammen gemacht und es ist jetzt fertig. Sechs instrumentale Stücke für Fitness, die auch bald kommen.
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EP „Y Arpeggios for Piano“ im Schnelldurchlauf auf bleistiftrocker.de
#BleistiftChallenge
Video-Interview auf bleistiftrocker.de