„Ausverkauft“. Diesen Status wünscht sich eine Band wie Minor Majority natürlich, wenn sie in deutschen Clubs unterwegs ist. Und das Gleis 22 in Münster scheint ein guter Ort dafür zu sein. Noch im Februar beendeten die fünf Norweger hier ein Deutschland-Gastspiel vor vollem Haus, nun wurde die Location zum Auftakt der Herbst-Tour erkoren. Wieder vermeldete der Club nach kurzer Zeit „ausverkauft“, sodass ein Zusatz-Termin für den Vortag festgelegt wurde. Bemerkenswert, denn die Band hatte noch nicht einmal ein neues Album im Gepäck.
Und tatsächlich, der Raum des Gleis 22 füllt sich auch an diesem Abend beachtlich und ist fast komplett voll, als die Vorband The No Colour Twins die Bühne betritt und sich eine halbe Stunde quer durch Rock und Pop spielt. Es folgen Minor Majority, die die Zuhörer 100 Minuten lang verzaubern.
Insgesamt vier neue Songs haben sie mitgebracht und betonen, dass sie diese bei ihren Auftritten für die späteren Aufnahmen formen wollen. Ein neues Album plane die Band für 2009. Dass einige Lieder heute zum ersten Mal live gespielt werden, zeigt Sänger Pål auf charmante Art: Die erste Reihe muss ihm assistieren und Zettel mit den Texten hochhalten. Das sorgt für einige Lacher und dafür, dass die Band die Zuschauer schnell auf ihrer Seite hat.
Denn auch wenn an diesem Abend noch nicht alles klappt – der ein oder andere Einsatz geht daneben – merkt man Minor Majority den Spaß am Spielen und ihrer neuen Setlist an. „By This Time Tomorrow“, auf CD eine reine Akustik-Nummer, wird erstmals mit kompletter Band gespielt, auch „She’s a New Yorker“ und „Goodbye Again“ entfalten in minutenlangen Instrumentalparts ihre Power. Zwischendrin steht Pål aber auch alleine auf der Bühne und spielt das Teenage Fanclub-Cover „The Concept“ sowie „Candy Store“, den Titelsong des aktuellen Best of-Albums von Minor Majority.
Als Zugabe geben die melancholischen Norweger ihren Hit „Supergirl“ zum Besten – erst Pål alleine, später steigt die Band mit ein und holt sich dann den verdienten Applaus ab. Und die Zuschauer sind sich sicher: Bei so viel musikalischer Qualität dürften sich noch einige Clubs ausverkaufen lassen, nicht nur das Gleis 22 in Münster.
(Im Original erschienen bei triggerfish.de am 07. September 2008.)