Geheimtipp, Liebhaber-Festival, Riesenspaß … Die Liste der Begriffe, die für das Maifeld Derby benutzt werden, ist lang. Die inzwischen siebte Ausgabe des Festivals in Mannheim vom 16. bis 18. Juni geriet zu einem Triumphzug der Indie-Musik mit 67 Acts und 15.000 Besuchern.
Dabei steht der Freitag im Zeichen des Austro-Pop, mit einem frühen Auftritt der Band Flut, viel Schmäh und guter Laune von Voodoo Jürgens und vor allem dem Headliner Bilderbuch. Die vier Österreicher sorgen zu mitternächtlicher Stunde für Euphorie im vollgepackten Zelt, das Hits wie „Schick Schock“ und „Maschin“ freudetrunken mitsingt.
Für den herrlichsten Moment des Festivals ist am gleichen Tag allerdings die Band Rue Royale verantwortlich. Denn das Duo muss seinen Auftritt kurz unterbrechen, weil die Alarmanlage ihres Autos einfach nicht ausgehen will. Sängerin Ruth Dekker erledigt das Problem etwas peinlich berührt, bevor sie die Show zu Ende spielen kann.
Am ausverkauften Samstag sind klez.e die ersten, die im großen Zelt spielen. Sie haben ihr Album „Desintegration“ und viel düstere Stimmung mit nach Mannheim gebracht. Ganz anders Songwriter Dan Owen im Parcours d’Amour, der wohl liebevollsten Bühne des Festivals. Der junge Songwriter, der bei jedem Elijah-Wood-Ähnlichkeitswettbewerb gute Chancen haben dürfte, lädt das Publikum zum Mitsingen und Mitklatschen ein und hat damit Erfolg.
An gleicher Stelle brechen Tall Heights anschließend vermutlich den Zuschauerrekord: Bei ihnen gibt es im gesamten Reitstadion so gut wie keine freien Sitzplätze mehr. Im Zelt werden derweil die Temples zu einem (recht frühen) Tages-Highlight, auf der Bühne im Freien ist es schließlich Kate Tempest, die ihre Worte voller Energie in den Sonnenuntergang brüllt. Im Vorjahr noch für eine eher sperrige Lesung auf dem Festival, gelingt ihr dieses Mal der verdient umjubelte Auftritt.
Der letzte Festivaltag ist der heißeste, was im Zelt schon sehr früh spürbar wird. Wer es dort dennoch länger aushält, wird mit starken Auftritten unter anderem von Whitney, Spoon und ganz zum Schluss Slowdive belohnt. Draußen auf der großen Bühne ist mit der Thurston Moore Group Legenden-Alarm angesagt. Dieser besondere Moment wird nur noch getoppt durch einen der raren Deutschland-Konzerte von Primal Scream am Abend.
Im Parcours d’Amour gibt es schließlich noch ein Happy End: Im vergangenen Jahr musste die Show von Tiere streicheln Menschen noch wegen eines Gewitters ausfallen, dieses Mal steht der „Actionlesung“ von Sven van Thom und Martin Gottschild nichts im Weg.
Übrigens: Ausgewählte Gigs des Maifeld Derby 2017 wurden von Arte in Concert live übertragen und können hier in der Mediathek angesehen werden.
Hier gibt es die Bilder vom ersten Festival-Tag.
Hier gibt es die Bilder vom zweiten Festival-Tag.
Hier gibt es die Bilder vom dritten Festival-Tag.