Neuzugang in der Festival-Riege: Zum ersten Mal versammeln sich Camper, Tagesbesucher und Musiker in Paaren/Glien im Havelland. Das Gelände ist etwa 30 Minuten von Berlin entfernt und vor allem per Auto, aber auch mit dem extra eingesetzten Shuttle-Bus zu erreichen.
Der Weg zum Eingang führt über den prall gefüllten und nachts leider nur schlecht beleuchteten Campingplatz. Das Konzertgelände liegt zwischen Feldern und Wiesen – mitten in der Natur, wie der Name Greenville bereits suggeriert.
Insgesamt gibt es drei Bühnen: Eine größere Open-Air-Stage und eine kleinere, dazu eine in der angrenzenden Brandenburghalle. Musikalisch präsentiert sich das Festival bunt gemischt: Selbst bei den Headlinern sind mit Deichkind, Scooter und Iggy Pop viele Musikrichtungen vertreten.
Im Gegensatz zu anderen neuen Festivals hat das Greenville kein Problem, das Gelände mit Zuschauern zu füllen. Zwar gibt es für das gesamte Wochenende auch vor Ort noch Tageskarten, aber keine Band muss vor einer allzu peinlich kleinen Zuhörerschaft spielen.
Am Samstagnachmittag (das Festival erstreckt sich insgesamt über drei Tage) erweist sich auch der Wettergott als Musikfan, denn trotz Regen- und Gewitterwarnung bleibt es fast komplett trocken. So können dann auch die KILIANS abrocken und Musik von ihrem neuen Album „Lines You Should Not Cross“ vorstellen. Das alles nach einer stundenlangen Busfahrt mit geschlossenen Fenstern, wie Sänger Simon den Hartog betont.
Im Van-Cleef-Reigen geht es danach direkt mit Kettcar auf der großen Bühne weiter. Die Hamburger Indie-Veteranen spulen ihr Programm routiniert ab und sorgen mit ihren inzwischen vielen bekannten Songs wie „Money Left To Burn“, „Balkon gegenüber“ oder „Landungsbrücken raus“ für gute Stimmung auf dem Rasen vor der Bühne. Diese teilen Kettcar heute zum ersten Mal in ihrer Bandgeschichte mit Scooter, wie Bassist Reimer Bustorff lächelnd bemerkt.
Einen weiteren Vorteil des Greenville-Festivals hat Sänger Marcus Wiebusch ausgemacht: „Wir haben beim Southside gespielt, da standen Stunden vorher schon die jungen Ärzte-Fans in der ersten Reihe und haben uns angeschaut als wären wir Tiere, die man erschießen sollte. Das ist hier zum Glück nicht so.“ Und damit hat er Recht, denn alles geht sehr entspannt zu: Während direkt an der Bühne die Menschen feiern, haben es sich viele auch weiter hinten auf der Wiese gemütlich gemacht und hören zu, wie Kettcar zum kröhnenden Abschluss „Balu“ zum Besten geben.
Derweil sitzt in der Halle bereits Flavian Graber, Sänger der Band We Invented Paris, zwischen den Besuchern auf dem Boden und spielt einen Unplugged-Song, bevor die Zuschauer vom Kettcar-Konzert hinüberströmen und er sich wieder zu seinen Kollegen auf die Bühne gesellt. Die fünf Schweizer überzeugen im Handumdrehen mit ihrem sympathischen Auftreten und bittersüßem Indiepop. Dieser lehnt sich zwar gemütlich an Death Cab For Cutie an, bewahrt sich aber dennoch seine Eigenständigkeit. Zu Recht gibt es am Ende des einstündigen Auftritts viel Applaus.
Draußen spielen derweil Young Rebel Set – ebenfalls aus der Van-Cleef-Clique – und läuten damit das Ende der Gitarrenbands ein. Danach geht es in der Halle mit Hardrock von A und auf der großen Bühne mit Hip Hop von The Roots weiter, bevor Scooter den Abschluss eines abwechslungsreichen Samstag bilden.
(Im Original erschienen bei triggerfish.de am 03. August 2012.)