Ein Album als komplettes Klangerlebnis: Jonathan Meiburg hat sein Projekt Shearwater reaktiviert und liefert bemerkenswert ab.
Nach „Jet Plane And Oxbow“ hatten Shearwater einige Zeit auf Eis gelegen – unter anderem zugunsten der neuen Band Loma, mit der Meiburg zwei Alben veröffentlichte.
In der Corona-Zeit ging es dann aber doch zurück zu den Wurzeln für den Amerikaner. Produzent Dan Duszynski nahm er direkt mit beziehungsweise richtete sich ein Wohnmobil in der Nähe von dessen Studio ein, um Songs zu schreiben. In der Isolation entstanden Tracks über Freiheit, eine Art Reisebericht, von dem man manchmal nicht weiß, ob er erlebt oder erträumt ist.
Und so ist „The Great Awakening“ ein komplettes Klangerlebnis. Durch zahlreiche Wiederholungen hat es häufiger eine meditative Wirkung. Die Stimmung ist oft düster, aber immer irgendwie geheimnisvoll. Die Tracks unterscheiden sich zum Teil deutlich und greifen doch immer ineinander.
Es scheppert und plätschert
Der Opener „Highgate“ scheppert zwischendurch recht ordentlich. Bei „Xenarthran“ dürfen Streicher die Spots setzen. „Empty Orchestra“ ist zielloser und kantiger als der Rest. Und das fast siebenminütige „Milkweed“ bringt erst plätscherndes Wasser und endet dann in einem aus Instrumenten geformten Schrei – was für ein Moment.
Und so gibt es eine knappe Stunde lang allerhand zu entdecken und zu fühlen auf „The Great Awakening“. Auf Hits ist dieses Album ganz sicher nicht aus. Aber Jonathan Meiburg kreiert seine ganz eigenen, zum Teil magischen Stimmungen, die diesen Longplayer eindeutig besonders machen. Zu sperrig für die ganz große Bühne? Vielleicht. Sehr spannend, wenn man sich drauf einlässt? Auf jeden Fall.
Albuminfos Shearwater – The Great Awakening
Künstler*innen: Shearwater
Albumname: The Great Awakening
VÖ: 10.06.2022
Label: Polyborus / Cargo
shearwatermusic.com
Fotos: Bryan Parker und Promo
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