Alice Merton lässt mal wieder eine neue Single hören. Auf „Vertigo“ stellt sie sich ihren Ängsten.
„Why can’t I just let it go?“ Unsicherheit und Unruhe sind der Sängerin nicht fremd. Das thematisiert sie auf der neuen Single allerdings in aufbauender Art und Weise. Und das klingt dann, eingebettet in das offizielle Video, so:
Produziert wurde der Track übrigens von Koz, der sonst mit Dua Lipa arbeitet.
Der Song kommt mit einer ausführlichen Geschichte, die sich so liest:
Alice Merton hatte sich so auf den Abend gefreut. Nach einem Sommer voller Shows und TV-Auftritten endlich wieder mit Freunden ausgehen, raus aus dem Scheinwerferlicht, hinein ins Halbdunkel eines Clubs.
Aber schon in der Schlange vor dem Laden, in dieser kühlen Nacht, merkt Alice Merton schon, das etwas nicht stimmt. Obwohl sie nur umgeben ist von Freunden oder desinteressierten Fremden, hat sie das Gefühl gemustert zu werden, jeder ihrer Schritte, jeder ihrer Sätze wird von einer unsichtbaren Jury bewertet. Was für ein Paradoxon: Gerade noch vor einem Millionenpublikum bei The Voice performt, auf riesigen Bühnen weltweit unterwegs, aber ein harmloser Clubbesuch lässt plötzlich Angst in ihr aufkommen.
Und mit jedem Schritt in Richtung der großen Stahltür rast ihr Puls schneller, mit jedem dröhnenden Bass aus dem Inneren des Ladens geht es ihr schlechter. Ein Schwindelgefühl, ein Vertigo, zerrt an ihrem Gleichgewicht und bevor die nächste Welle des Unwohlseins auf sie zurollt, trifft sie einen Entschluss, bittet um Entschuldigung, dreht um und hastet nach Hause, ihre Freunde sehen ihr verdutzt hinterher.
Am nächsten Morgen dann Ratlosigkeit: Was war denn das? Wie kann das sein, dass man es liebt vor einem aufgeheizten Publikum zu spielen, seine Seele in Lieder giesst und gleichzeitig Panik bekommt, wenn man als Privatperson ein bisschen tanzen möchte? Im Fernsehen vor Millionen von Zuschauern tough und selbstbewusst seine Meinung äußern, aber auch Angst vor den vermeintlichen Urteilen einer anonymen Masse haben? Und kann man nicht auch beides sein? Mutig und weich, selbstbewusst und schüchtern, standfest und von Vertigo geschüttelt.
Alice Merton hatte Anfang 2017 mit der Single „No Roots“ ihren Durchbruch – sie kam in Deutschland bis auf Platz zwei der Charts. Es folgte zwei Jahre später das Debüt-Album „MINT“. „Ihr Sound ist herrlich poppig und aufgeweckt“, haben wir in unserer Review unter anderem geschrieben.
2019 war die gebürtige Frankfurterin, die in Kanada aufgewachsen ist, Teil der Jury der Castingshow „The Voice Of Germany“.
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Foto: Paper Plane Records International
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