ALBUM-REVIEW: Bosse – Wartesaal

Mehrere kleine Indie-Hits hatte Bosse bereits („Liebe ist leise“, „3 Millionen“), doch erst allmählich entdecken ihn die Radio- und TV-Stationen für sich. „Album der Woche“ hier, musikalische Untermalung der Wetterbilder dort und schon hat das neue Werk „Wartesaal“, immerhin schon das vierte das Songwriters, ungeahnte Aufmerksamkeit.

Bosse - WartesaalMit dem Titelsong hat das Album den perfekten ersten Track. „Wartesaal“ spielt musikalisch und textlich mit den großen Sehnsüchten und passt gleichermaßen in Indie-Disko und Mainstream-Radio. Doch leider kann Bosse dieses Niveau nicht über das komplette Album halten.

Immer wieder sind auf „Wartesaal“ schwächere Songs eingestreut. „Metropole“ ist so einer, der musikalisch langweilt und auch textlich zu wünschen übrig lässt. Da gibt es zu Beginn die plumpe Feststellung: „Dein Herz ist voll wie Shanghai“ und zum Schluss die seltsame Bitte: „Du bist so wunderschön, geh niemals aus.“ Ein weiteres Beispiel ist „Die Regie“ mit stampfendem Beat und Sätzen wie „Unsere Zukunft ist so sicher wie das Wetter an der Nordsee“.

Am besten ist Bosse immer dann, wenn es ihm gelingt, seine Songs zu einem starken Refrain hinzuführen. So wie bei „Die Nacht“ oder beim wunderbar leichten „Du federst“, in dem Bosse fast wie der große Gisbert zu Knyphausen daherkommt, wenn er singt: „Und die schönsten Türen waren doch immer die Drehtüren, wo man wunderbar im Kreis läuft oder stecken bleibt.“

Insgesamt ist Bosse allerdings noch ein gutes Stück von Gisbert zu Knyphausen entfernt. Dafür fehlt es an musikalischer Vielseitigkeit und auch die Texte sind oft nicht stark genug. Darüber kann auch das passable Duett „Frankfurt Oder“ mit Silly-Frontfrau Anna Loos nicht hinweg täuschen.

Einen großen Vorteil hat Bosse sich aber auch auf „Wartesaal“ bewahrt: Er klingt unheimlich sympathisch und authentisch. Schade, dass das Album zwar einige hitverdächtige Songs hervorbringt, zwischendurch aber auch immer wieder Schwächen offenbart. Für die vermehrte Aufmerksamkeit hätte man dem Braunschweiger ein noch stärkeres Album gewünscht.

Trackliste:

01. Wartesaal
02. Weit weg
03. Metropole
04. Die Nacht
05. Nach Haus
06. Du federst
07. Wende der Zeit
08. Die Regie
09. Roboterbeine
10. Frankfurt Oder (feat. Anna Loos)
11. Yipi
12. Nächsten Sommer

Label: Universal Music / Vertigo
VÖ: 25.02.2011
Format: CD
Bewertung: 4/6
www.axelbosse.de

(Im Original erschienen bei triggerfish.de am 27. Februar 2011.)