Brett Anderson ist alles andere als ein Neuling in der Musikszene. In den 90er Jahren war er Sänger der Britpop-Ikonen von Suede. Seit der Trennung der Band 2003 ist er dabei, sich als Solokünstler zu etablieren. Nun erscheint mit „Wilderness“ sein zweites Album und einiges ist anders: Deutlich überwiegen Klavier und Akustikgitarre, unterstützt von Cellistin Amy Langley. Ein Herbst-Soundtrack, möchte man meinen.
„These are the thoughts that take me to a different place“, heißt es gleich im ersten Song. Eine gute halbe Stunde lang darf man sich gemeinsam mit Brett Anderson an diesem Ort aufhalten. Und der Gastgeber tut einiges dafür, dass man sich bei ihm wohlfühlt. Er erzählt von den Lippen seiner Angebeteten, die sich wie Kirschblüten anfühlen, von ihrem Lächeln, von ihren mystischen Augen.
Die Harmonie ist fast durchgängig greifbar, vorbei die Zeiten, in denen Brett Anderson in Songs wie „Love Is Dead“ noch deutlich schlechter gelaunt war. „I don’t need you, but I want you. I don’t want you, but I need you“, das ist dann schon mit das höchste der Zerissenheit auf „Wilderness“. Aber auch hier dabei: ein sich sanft einschmeichelndes Klavier.
Auf „Back To You“ wird Brett Anderson von Schauspielerin und Sängerin Emmanuelle Seigner unterstützt. Nicht nur deshalb sticht der Song aus dem eigentlich sehr homogenen Werk noch hervor. Viel Klavier, dazu Streicher, Brett Andersons krächzende Stimme (Neil Young ist schließlich auch kein begnadeter Sänger!) und Emmanuelle Seigners Verruchtheit – alles passt zusammen.
Am Ende ist „Wilderness“ alles andere als wild. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, freut man sich nach den neun Songs auf den nächsten Durchlauf.
Trackliste:
01. A Different Place
02. The Empress
03. Clowns
04. Chinese Whispers
05. Blessed
06. Funeral Mantra
07. Back To You
08. Knife Edge
09. P. Marius
Label: BA Songs / Edel Records
VÖ: 17.10.2008
Format: CD
Bewertung: 5/6
www.brettanderson.co.uk
(Im Original erschienen bei triggerfish.de am 20. Oktober 2008.)