ALBUM-REVIEW: Element Of Crime – Schafe, Monster und Mäuse

Man kann Element Of Crime getrost als Institution der deutschen Musiklandschaft bezeichnen. Denn während die gefühlsduseligen Pop-Poeten aus dem Radio immer austauschbarer werden, ist die Berliner Band sich und ihrem ganz eigenen Stil immer treu geblieben.

Element Of Crime

Stichwort Berlin: Das neue Album „Schafe, Monster und Mäuse“ hat immer wieder deutlichen Bezug zu Plätzen in der Hauptstadt – und das meistens schon in den Songtiteln.

Jedoch sind die Texte von Sven Regener dieses Mal weniger greifbar, was sich ganz besonders im herausragenden Titeltrack zeigt. Die Geschichte läuft „hinter geschlossenen Lidern“ ab, in einem Traum also, in dem trotzdem einiges hakt – die U-Bahn fährt nicht, die Uhren stehen still.

„Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang“, übrigens die erste Single des neuen Werks, läuft da anders ab. Der Rückblick ins alte Leben schmerzt, aber der Übergang ins neue ist bereits in Sicht und lässt den Hörer deshalb in gar nicht mal so gedämpfter Stimmung zurück: „Beim Kauf eines neuen Lebens gibt’s eine Gratiszigarre dazu. Die rauche ich auf dem Heimweg weg, da stört das keinen und heimlich steck ich dein Bild in einer Tonne damit in Brand.“

Mit „Immer noch Liebe in mir“ schummeln Element Of Crime gewissermaßen einen nicht mehr ganz neuen Song auf die Platte – er war bislang schlicht unveröffentlicht und fügt sich leidlich in „Schafe, Monster und Mäuse“ ein. Den schunkeligen Chanson-Gedanken dieses Stückes trägt später vor allem „Die Party am Schlesischen Tor“ (mit Chor im Refrain) fort.

Übrigens ist das Album angeblich das bislang längste der Bandgeschichte. Was aber gleich geblieben ist: die Musik. Wie immer nicht allzu innovativ und meistens nur im Hintergrund, während die Texte der unbestritten wichtigste Teil sind. Aber das ist ehrlich gesagt auch gut so und wenn man einen Texter wie Sven Regener hat, sollte man das bitte auch niemals anders machen.

Bei „Bevor ich dich traf“ jagt ein lyrisches Highlight das nächste, die Metaphern sitzen perfekt und münden immer wieder in eine Feststellung: „Das ist ein Bild für mein Leben. Wie es war, bevor ich dich traf.“

Mit „Gewitter“ und „Stein, Schere, Papier“ haben es auch zwei Songs mit sehr schwerer, düsterer Atmosphäre auf das Album geschafft. Dabei belässt es das Quartett allerdings nicht und wird zum Abschluss wieder beschwingter, allen voran mit „Karin, Karin“ und „Nimm dir, was du willst“.

Und wenn all diese Geschichten über den Black Friday und die Bundesjugendspiele auserzählt sind, folgt ein unfassbar guter Rausschmeißer. „Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“ beendet die Platte mit einem Paukenschlag – nämlich einem der besten Songs, den die Band in ihren 33 Jahren geschrieben hat. Nach dem langen Sommer 2018 tut der Text jedenfalls doppelt weh, so wahr ist er. Ein würdiges Ende für ein wirklich starkes Album.

 

Albuminfos Element Of Crime – Schafe, Monster und Mäuse

Element Of Crime - Schafe, Monster und MäuseKünstler: Element Of Crime
Albumname: Schafe, Monster und Mäuse
VÖ: 05.10.2018
Label: Vertigo / Universal
element-of-crime.de

 

Fotos: Charlotte Goltermann und Promo