ALBUM-REVIEW: Madrugada – The Nightly Disease [Deluxe Edition]

„Great band, great songs, great performance, great individuals“, schreibt Produzent John Agnello zur neuen Deluxe Edition von Madrugadas „The Nightly Disease“. Auch sonst lässt Agnello in seinen Linernotes kaum ein Superlativ aus, wenn er seine Arbeit mit der norwegischen Rockband beschreibt.

Madrugada - The Nightly Disease„The Nightly Disease“ ist nach „Industrial Silence“ das zweite Madrugada-Album, das nach dem Ende der Band 2008 in einer Neuauflage erscheint. Und dieses Mal sind bereits auf der ersten CD neben den 12 remasterten Albumsongs drei Goodies enthalten: Die Gänsehaut-Ballade „Nightly Disease Part 1“, „Big Sleep“ mit einer großartigen Bass-Linie und das kraftvolle „Run Away With Me“ bilden sozusagen ein alternatives Ende für die ursprüngliche CD von 2001.

Diese enthält alles, was Madrugada ausgezeichnet hat: Die extreme Tiefe des Basses von Frode Jacobsen, die rauschartige Gitarre von Robert Buras, die ekstatische Drum von Jon Lauvland Pettersen und natürlich die unverwechselbar warme und dunkle Stimme von Sivert Höyem. Alles zusammen ergibt ein Album, das dem großartigen Debüt in nichts nachsteht und der Band seinerzeit zu Recht großen Erfolg beschert hat.

Auf der zweiten CD sind wieder Songs zu finden, die bislang entweder nur als B-Seiten oder gar nicht zu hören waren. Wie schon auf „Industrial Silence“ komplettieren sie das Bild und halten dabei einige Überraschungen parat. So ist „Nightclub“ die Demo-Version von „Hands Up – I Love You“, an der sich John Agnello im Jahr 2011 noch einmal austoben durfte. „Trasher“ nahmen Madrugada seinerzeit für ein Neil Young-Tribut auf, genauso entstand die Coverversion „Come On Home To Me“ von Lee Hazlewood.

Die Demo-Versionen unterscheiden sich sehr stark. Während „Local Norma Jean“ großes Potenzial zeigt, sich aber an manchen Stellen das Leben noch mit zu viel Gitarrengewitter schwer macht, ist die Klavierballade (Ja, auch sowas gibts von Madrugada!) „California“ bereits ein perfekter Hit. Und die ursprüngliche Version von „Lift Me“, im Duett mit Ane Brun unverständlicherweise der größte Hit von Madrugada in ihrem Heimatland Norwegen, kann auch ohne weibliche Stimme nicht vollständig überzeugen.

So sehr die Trennung von Madrugada nach dem tragischen Tod von Robert Buras noch schmerzt, so schön ist es auch, dass sie die unveröffentlichten Songs nicht im Keller verstauben lassen. Madrugada-Fans können sich über unbekannte Stücke freuen und für Neulinge ist „The Nightly Disease“ ein guter Einstieg zur Musik von einer der besten Rockbands überhaupt. Hoffentlich lässt die Deluxe Edition von „Grit“ (2002) nicht lange auf sich warten.

CD1:
01. Black Mambo
02. Step Into This Room And Dance For Me
03. Nightly Disease Part II
04. Lucy One
05. Hands Up – I Love You
06. A Deadend Mind
07. The Frontman
08. We Are Go
09. Into Heartbeats
10. Sister
11. Two Black Bones
12. Only When You’re Gone
13. Nightly Disease Part I
14. Big Sleep
15. Run Away With Me

CD2:
01. City Blues
02. Lost Gospel
03. California
04. Ice-9
05. Ready To Carry You
06. View From A Hilltop
07. Fast Blues For Little V
08. 4-Track Country Songs Part I
09. 4-Track Country Songs Part II
10. I’m Sorry
11. Thrasher
12. Come On Home To Me (feat. Neil McNasty)
13. Local Norma Jean
14. Stop The Beats
15. Nightclub (Hands Up – I Love You)
16. If I Only Had My Guitar
17. Lord, Why Have You Left Me?
18. Departure #6
19. Lift Me (Demo)

Label: EMI
VÖ: 13.05.2011
Format: Doppel-CD
Bewertung: 6/6

(Im Original erschienen bei triggerfish.de am 13. Mai 2011.)