Sie können es eben doch noch: Nach den eher gemäßigten Alben „Rave Tapes“ und „Atomic“, dem Soundtrack zur BBC-Doku „Atomic, Living in Dread and Promise“, entdecken Mogwai auf ihrem neunten Studioalbum ihre Wurzeln wieder. Und die sind vor allem eines: verdammt laut.
Ein Gastbeitrag von Volker Dohr
Der Reihe nach: Die Post-Rock-Band aus Glasgow ist vor allem für ihren sphärischen Sound und ihre Gitarrenwände (die man ob ihrer Breite eher Gitarrenmauern nennen sollte) bekannt. Mogwai zu hören bedeutet, Zeit mitzubringen, denn von den zaghaften ersten Schritten bis zum Finale eines Songs kann es gerne zehn Minuten und länger dauern. „Every Country’s Sun“ beginnt zunächst, wo der Vorgänger „Rave Tapes“ vor drei Jahren aufgehört hat: verspielt elektronisch, in der vorab veröffentlichten Auskopplung „Party In The Dark“ sogar ungewohnt tanzbar.
In der typischen Songstruktur geht es weiter: leiser Beginn, dann Schlagzeug, dann Keyboard, zigfache, aber nie langweilige Wiederholung des Motivs, dann Gitarrenmauer. Letztgenannte ist in „Crossing The Road Material“ und „20 Size“ schon angenehm, aber nichts im Vergleich zu den letzten vier Tracks der Platte – hier merkt man, dass Dave Fridmann nach „Come On Die Young“ erneut der Produzent war. Der lässt Mogwai bei „Don’t Believe The Fife“, „Battered At A Scramble“, „Old Poisons“ und dem titelgebenden Track genau so klingen, wie es Fans am ehesten kennen: laut, dann noch lauter und gerade als man sich fragt, wie viele Gitarren noch dazu kommen können, kommt eben nochmal eine dazu.
In der Gesamtbetrachtung klingen Mogwai 22 Jahre nach Bandgründung immer noch, wie eben nur Mogwai klingen können. Und liefern mit „Every Country’s Sun“ aber einen schönen Querschnitt durch das eigene Schaffen ab. Der konzentriert sich angenehm auf die eher metal-lastige Seite der Band und eignet sich prima dazu, neue Kopfhörer auf Lautstärketauglichkeit zu prüfen.
Albuminfos Mogwai – Every Country’s Sun
Künstler: Mogwai
Albumname: Every Country’s Sun
VÖ: 01.09.2017
Label: Rock Action Records
mogwai.co.uk
Fotos: Brian Sweeney und Promo