Eine Review über Thomas Godoj, den Sieger von „Deutschland sucht den Superstar“ aus dem Jahr 2008? Schon bevor die ersten Töne des Albums „Richtung G“ erklingen, scheint es dafür nur zwei Möglichkeiten zu geben: Auf Thomas Godoj einprügeln, weil er ein Produkt des nach wie vor grassierenden Casting-Wahns im deutschen Fernsehen ist. Oder ihn als den einzig wahren Superstar zu sehen, zu dem ihn so viele nach seinem Triumph machen wollten.
Von einem Magazin, das sich auf Subkultur spezialisiert hat, erwartet man wahrscheinlich ersteres, garniert mit einer gehörigen Portion Ironie, die bissig die sich dem Ende neigende Halbwertszeit des Künstlers aufs Korn nimmt. Oder eine genervte Besprechung, die zwischen den Zeilen immer wieder anklingen lässt, dass der Rezensent mit einem ungeliebten Mainstream-Act seine kostbare Zeit vergeudet.
Aber weit gefehlt, denn das alles bleibt draußen. Es zählt am Ende immer nur das Eine: die Musik. Und Thomas Godoj hat die Gabe, seinen Songs mithilfe seiner markanten, leicht näselnden Stimme immer das Gewisse Etwas zu verleihen. Der Wiedererkennungswert, den man gefundenen Superstars ja gerne mal abspricht, ist auf „Richtung G“ zweifellos vorhanden.
Dass Thomas Godoj eigentlich ein Rocker ist, scheint immer wieder durch. Schade, dass die meisten Songs einen eher glattgebügelten, radiotauglichen Eindruck machen und Thomas Godoj zeitweise klingt, als müsse er mit angezogener Handbremse singen. Zwar bekommt der gebürtige Pole ein musikalisches Fundament geboten, das vor allem mit den klassischen Rockinstrumenten E-Gitarre, Bass und Drums Gas gibt, wirklich durchsetzen kann sich diese Power auf „Richtung G“ aber nicht.
Glaubt man den Beschreibungen, hat Thomas Godoj bei der Entstehung des neuen Albums kräftig mitgewerkelt. Die Texte wirken dabei gelegentlich platt, beispielsweise wenn er in „Starschnitt“ singt: „Diese Welt ist so verrückt, doch was passiert, wenn sie mich irgendwann zum Teufel schickt? Starschnitt – Star und Schnitt.“ Das Plädoyer für den Spaß am Popstar-Dasein gerät zur Vorlage für die Kritiker.
Das Angenehme an „Richtung G“ ist, dass das Album nicht auf ein oder zwei Ohrwürmer setzt, sondern eher als Gesamtwerk überzeugen will. Das klappt durch die Mischung von krachendem bis melancholischem Poprock ganz gut, allerdings sind drei Sprachen (neben Deutsch und Englisch singt Thomas Godoj auch einen Song auf Polnisch) dann doch etwas zuviel des Gutes.
Den Spaß an der Musik merkt man Thomas Godoj allerdings bei jeder Note an. Dieser Spaß wird sich ohne Frage auch auf die Fanschar übertragen, wie groß sie inzwischen auch immer sein mag. Aber alleine die Tatsache, dass Thomas Godoj ein zweites Album beim Major Label nachlegen darf, spricht für sich.
Trackliste:
01. Notizen
02. Nicht allein
03. Starschnitt
04. Where Did Your Love Go Wrong?
05. Zehn-Meter-Brett
06. Uhr ohne Stunden
07. Alles was nicht existiert
08. Cocoon
09. Schnee von gestern
10. Stückchen Ewigkeit
11. Walking With You
12. Winterkinder
13. Zwykla Milosc
Label: Sony Music
VÖ: 20.11.2009
Format: CD
Bewertung: 3/6
www.thomasgodoj.de
(Im Original erschienen bei triggerfish.de am 29. November 2009.)