Conchita Wurst erfindet sich neu: Er zeigt mit „Truth Over Magnitude“ einmal mehr, was für ein spannender Künstler er ist.
Für das neue Album benutzt er nur noch seinen (Künstler-)Nachnamen, im Titel stecken allerdings die Buchstaben „TOM“ für den echten Vornamen – etwas verwirrend, aber doch völlig logisch. Denn Wurst gibt sich aktuell zwar wieder ein männliches Image, ist aber einer der wandelbarsten Künstler unserer Zeit.
Musikalisch ist aktuell nicht mehr viel zu sehen von der Conchita, die als „Frau mit Bart“, „Queen Of Europe“ und „Diva“ 2014 in Kopenhagen den Eurovision Song Contest gewann. Stattdessen haben wir es auf dem neuen Werk mit coolen Elektro-Beats zu tun. Die Botschaften der Stücke sind aber dennoch eindeutig.
„Trash All The Glam“ war die erste Single des „neuen“ Tom Neuwirth und fungiert auf dem Album als Opener. Sehr passend, dass direkt der Glamour in den Müll geworfen und eine durchaus dreckige Art von Musik vorgestellt wird. „Hit Me“ ist der ausdrucksstärkste der neuen Songs. „Hit me with the bullets you make up in your head“, lautet die kokette Aufforderung, im Video dazu tanzt der erblondete Wurst lasziv herum.
Auch „See Me Now“ macht mit Nachdruck klar, dass wir es nun mit einer anderen Person zu tun haben als früher. Eine gewisse, vermutlich aber gewollte Ambivalenz stellt man allerdings fest, wenn man die immer noch unterschwellig vorhandene Diva in Songs wie dem düsteren „Can’t Come Back“ bemerkt.
Die Songs auf „Truth Over Magnitude“ sind für sich selbst genommen gar nicht allzu spektakulär. Doch Wurst verleiht ihnen zuverlässig Persönlichkeit und Charme, was das Album rettet. Und uns ganz nebenbei neugierig darauf macht, was von Tom Neuwirth wohl als nächstes kommen wird.
Albuminfos Wurst – Truth Over Magnitude
Künstler: Wurst
Albumname: Truth Over Magnitude
VÖ: 25.10.2019
Label: RCA Group
conchitawurst.com
Fotos: Niklas van Schwarzdorn und Promo
T.O.M. „Truth Over Magnitude“ – dieses elektronische PoP Album hat nichts mehr mit ESC und Vergangenheit gemein. Ein interessantes, wunderbar vielfältiges Album, mit herausragenden Songs und Soundmixes. Die Mischung macht es. Aber nicht jedermann/frau scheint, obgleich wir uns im 21. Jhdt. bewegen, reif und bereit dazu, diese aussergewöhnliche Stimme und das Feeling und die Aussagekraft der Songs in den Vordergrund zu stellen. Für mich das beste Album 2020. Das dieses Album zwar seinen ihm gebührenden Weg in die Nominierung der AAMA Familie gefunden hat, aber letztendlich den Preis nicht ergattern konnte, mag verschiedenen Umständen gestundet sein, tut aber keinen Abbruch, dass T.O.M. ?für mich Album des Jahres ist und „Hit Me“ ? der Song des Jahres 2020 darstellt ?