Editors – EBM (Review)

Die Editors haben Zuwachs bekommen. Und der macht sich auf dem neuen Album „EBM“ direkt deutlich bemerkbar.

Editors

Schon im Namen ist er mit drin: „EBM“ steht einerseits für Electronic Body Music, die durchaus eine Inspiration war, andererseits aber auch für Editors und Blanck Mass. Denn Benjamin John Power, wie der Komponist und Produzent mit richtigen Namen heißt, ist nun ein festes Bandmitglied, nachdem man 2018 für eine spezielle Veröffentlichung schon mal zusammengearbeitet hatte.

Ben sei „ein Schuss Adrenalin für unseren kreativen Prozess“ gewesen, sagt Frontmann Tom Smith. Und einen kräftigen Schuss Industrial Rock gab es noch dazu. Nur neun Songs sind auf „EBM“ zu finden, sie bekommen jedoch alle ausführlich Zeit, ihre Wucht zu entfalten. Wirklich Single-tauglich ist eigentlich nur „Vibe“, das auch auf die düstere Nacht Bezug nimmt, jedoch relativ poppig und mit unter vier Minuten ungewöhnlich kompakt ist.

Der Song-Aufbau führt in den Rausch

Denn schon „Heart Attack“, dessen wuchtiger Inhalt einem gemeinsam mit dem Sound fast die Luft abschnürt, ist mit der extra-langen Version der Opener. Statt Hit-Verdichtung bekommen Stücke wie „Picturesque“ einfach richtig Dampf und einen Aufbau, der im Rausch endet. Schnell wird klar: Die einstige Gitarrenband mit den Indie-Hits hat sich deutlich weiterentwickelt und ist dabei trotzdem spannend geblieben.

„Kiss“, das auch bereits eine Single war, fällt auch im Album-Kontext ein bisschen ab mit seiner Länge und dem immer wiederkehrenden „One kiiiiiss“ als nervigen Ohrwurm. „Silence“ arbeitet dann mit dem Kontrast, einerseits Tom Smiths wundervoll dunkle Stimme fast alleine stehen zu lassen und sie an anderer Stelle mehrfach übereinander zu legen.

Das Heimatland als „broken nation“

Inhaltlich deutet sich immer wieder eine gewisse Düsterkeit an, die oft im Unklaren bleibt. „Can you feel the broken nation?“ aus „Strawberry Lemonade“ ist da eine Ausnahme, ist diese Zeile doch sehr passend auf die britische Herkunft der Editors anzuwenden.

Ein bisschen ziellos zieht sich der ein oder andere Track dann doch dahin, die ungewöhnliche Länge steht nicht jedem Song. Aus der Mehrheit der Lieder machen die Editors aber viel und verleihen dem Album vor allem in Sachen Sound sehr viel Nachdruck. Eine Weiterentwicklung, die sich unter dem Strich gelohnt hat.

 

Albuminfos Editors – EBM

Editors - EBMKünstler: Editors
Albumname: EBM
VÖ: 23.09.2022
Label: PIAS
editors-official.com

 

Fotos: Rahi Rezvani und Promo

 

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