In der Rubrik „Fragebogen“ beantworten Künstler*innen insgesamt 15 Fragen rund um das Thema Musik. Zudem erhalten sie eine weitere Aufgabe: Ein musikbezogenes Foto aufnehmen oder mit einem Bleistift etwas malen oder schreiben. Dieses Mal mit Justin von Jack Pott.
Erste CD: Vom Hörspielklassiker „das Sams“ abgesehen waren die ersten CDs mit Musik „Ist das alles?“ von den Ärzten und „der Letzte macht die Tür zu“ von den Abstürzenden Brieftauben. Ohne diese Meisterwerke wäre ich wohl nie zum Punkrock gekommen und Jack Pott als Band würde es vermutlich auch nicht geben.
Erstes Konzert: Legendär: Otto Waalkes 2007 in der MuK in Lübeck. Nach der Show durfte ich ihn noch persönlich treffen und mit ihm ein Bild machen. Ich war hin und weg.
Früheste Kindheitserinnerung, die etwas mit Musik zu tun hat: Mit etwa sechs Jahren habe ich auf einer viel zu großen Gitarre mit nur drei Saiten eigene kleine Lieder in einer Fantasie-Sprache komponiert. Heute ist es ehrlich gesagt nicht anders.
Aktueller Lieblingssong: Für mich das stärkste Comeback seit langem: Muff Potter mit „Ich will nicht mehr mein Sklave sein“. Textlich und musikalisch mal wieder bärenstark. Das neue Album wird sicherlich ein Ohrenschmaus. Aber auch „Jugend ohne Gott gegen Faschismus“ von meiner absoluten Lieblingsband Tocotronic läuft bei uns im Tourbus rauf und runter. Die einzige Band, die auch jenseits der 50 über Jugendkultur singen darf, ohne dass es peinlich ist.
Peinlichster Lieblingssong: Man wird schon schräg angeschaut, wenn man diesen Song in versammelter Runde abspielt, aber die Band und ich stehen zu 100% dahinter: „We have a dream“ von Dieter Bohlen, gesungen von den Top 10 Kandidaten der ersten Deutschland-sucht-den-Superstar-Staffel. Gänsehaut pur. Und Dieter ist sowieso eine Songwriter-Granate. Auch dieses Goldstück begleitet uns regelmäßig als beliebter Passagier auf unseren Touren.
Eigener Lieblingssong: Das ist schon schwierig. Ein Vater liebt ja bekanntlich alle seine Kinder. Bei Live-Konzerten spiele ich „WTS“ am allerliebsten; allein deswegen, weil das Publikum immer so unendlich schön dazu tanzt. Vom neuen Album finde ich „Urlaub auf meinem Balkon“ am besten. Der Song verspricht einfach immer gute Laune und vermittelt über den eigentlichen Text hinaus eine gewisse Lebenseinstellung, immer das beste aus seiner momentanen Lage zu machen.
Lieblingssongzeile: Es ist eigentlich schade, nur eine einzige Zeile aus diesem Lied zu zitieren, schließlich stammt es von der besten Band der Welt, dem einzigen Gott (belafarinrod! aaaaaauuuuuuus Berlin). Mit „Kraft“ vom neuesten Ärzte-Album hat sich Farin Urlaub lyrisch mal wieder selbst übertroffen. Ein dicker Mittelfinger an alle „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen, stell dich nicht so an“ – Deppen. Mein Highlight: „…jetzt steh’ ich hier und blute und du denkst, du hast’s geschafft / Doch dann öffne ich meinen Mund zum Reden und du merkst / Auch Worte haben Kraft!“
Bestes Konzert: Das war für mich das Konzert von Tocotronic im August 2021 am Rostocker Stadthafen. Den ersten Song spielten sie noch bei traumhaften Sommerwetter, dann begann ein sintflutartiger Regen, den ich so noch nie erlebt habe. Doch für die Tocos war das natürlich ein alter Hut. Sie spielten für zwei Stunden ihre schönsten Lieder erbarmungslos weiter. Der ganze Platz wurde zu einem einzigen See und Besen und Eimer waren auf der Bühne im Dauereinsatz. Doch alle blieben mega cool, zogen sich die Schuhe und teilweise sogar die Shirts aus und tanzten im lauen Sommerregen. Das hatte fast schon etwas spirituelles und machte das Konzert zu einem ganz besonderen Event.
Schlechtestes Konzert: 2017 hat die Hamburger Kultband „Trümmerratten“ auf dem Wutzrock Festival gegen 14 Uhr auf der kleinen Bühne gespielt. Die Band an sich war super, aber es war brüllend heiß, meine Reisegruppe und ich verdammt verkatert und die DIXIKlos, welche direkt neben der Bühne standen, wurden zeitgleich sehr lautstark entleert. Das stank so widerlich, dass mir das Turmbräu Premium Pils für 60 Cent wieder hochkam.
Bestes eigenes Konzert: Die besten eigenen Konzerte sind meistens immer die Heimspiele. So gehören die beiden Konzerte im Lübecker Treibsand, vor allem das Albumrelease-Konzert im März, zu meinen absoluten Highlights. Aber auch die zahlreichen Konzerte im Blauen Engel (unser Wohnzimmer) sind immer wieder genial, weil es so schön klein, schwitzig und intim ist.
Vinyl, CD oder mp3? Ich habe weder einen eigenen Plattenspieler oder ein CD-Laufwerk, also bleibt nur noch mp3. Aber wenn sich die Gelegenheit bietet, höre ich auch gerne mal die guten alten, knackenden Platten. Ansonsten kaufe ich mir nur Platten, um sie irgendwo hübsch hinzustellen oder sie einzurahmen.
Download oder Stream? Hauptsächlich nutze ich den grünen Streaminggiganten. Man findet alles ganz schnell wieder und entdeckt jeden Tag neue Musik. Aber um in die tiefsten Tiefen der Indie- und Punkszene zu gelangen, muss man manchmal auch downloaden.
Clubkonzert oder Festival? Beides hat seine Vor- und Nachteile. Ein Festival ist super, um neue Zuhörer*innen zu gewinnen oder neue Bands (persönlich) kennenzulernen. Aber gerade wenn viele Bands auf dem Line-up stehen, kommt man sich häufig vor wie ein Fließbandprodukt, das für eine halbe Stunde über die Bühne rollt. Für die Techniker*innen und Musiker*innen bedeutet das meistens sehr viel Stress und ich finde, das spiegelt sich auch in der Performance und der Soundqualität wieder. Immer schnell, schnell, schnell und ja nicht überziehen. Da ist das bei einem Clubkonzert definitiv entspannter.
Drei Songs, die auf meinem Mixtape nicht fehlen dürfen: Mein Mixtape ist ein wilder und bunter Ritt durch die Steppen der Musikwelt. Der Reise beginnt mit „Jeanny“ von Falco, einer der größten Songs aller Zeiten von einem der größten Künstler und Sänger aller Zeiten. Es folgt „Cheri Cheri Lady“ von Modern Talking, einfach weil geil. Den krönenden Abschluss belegt „Fahrradsattel“ von der Punkband Pisse, um auch die Indie-Fans zufrieden zu stellen.
Welches Album ich auf keinen Fall mit auf eine einsame Insel nehme: Immer wenn wir auf Tour sind, startet bei uns der Wettbewerb, wer die schlimmste Musik im Bus anmacht. Der Wettbewerb wurde endgültig entschieden als wir herausfanden, dass die Ehrlich Brothers auch Musik machen und ein Album veröffentlicht haben. Deswegen wäre es das Album „Flash – The magic Album“ von den Ehrlich Brothers, welches ich auf keinen Fall mit auf eine einsame Insel nehmen würde. Das ist einfach nur unironisch schlecht.
Das Herzstück unserer Musik: Die Tasten! Seit Jahren sind der „Korg Monologue“ und der „Micro Korg“ unsere treuen Begleiter und somit unersetzbar. Für einen relativ schmalen Taler bieten diese beiden Schätze eine Menge Feuer und Power. Auch wenn sie schon so manches Leid ertragen und deshalb zahlreiche Male repariert werden mussten, kann man sich immer auf sie verlassen.
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Fotos: Liam Noack und Jack Pott
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