FRAGEBOGEN: Marlène

In der Rubrik „Fragebogen“ beantworten Künstler insgesamt 15 Fragen rund um das Thema Musik. Zudem erhalten sie eine weitere Aufgabe: Ein musikbezogenes Foto aufnehmen oder mit einem Bleistift etwas malen oder schreiben. Dieses Mal mit Marlène.

Marlène

Erste CD: Maxi Single: 20 Fingers feat. Gilette „Short Dick Man“. Haha — kein Kommentar.

Erstes Konzert: Michael Jackson Auftaktkonzert der History-Tour 1996 in Prag
Das war aufregend! Ich war 14 und durfte mit einer Freundin über Nacht mit dem Bus nach Prag fahren. Wir haben uns morgens um 09 Uhr (!!!) angestellt und standen schließlich abends ungefähr in der zweiten Reihe, soweit man da überhaupt Reihen ausmachen konnte. Ich wusste damals noch nichts von Vorbands und war ziemlich geschockt, als wir uns erstmal 30 Minuten DJ Bobo anhören mussten. Es gab noch keine Wellenbrecher, wir waren 135.000 Zuschauer und ständig sind irgendwelche Mädchen um uns herum ohnmächtig geworden.
Wenn meine Mutter das gewusst hätte, hätte sie mich NIE dahin gelassen.

Früheste Kindheitserinnerung, die etwas mit Musik zu tun hat: Meine französische Oma frühstückt im Bett und guckt sich Live Videos von Jaques Brel in schwarz-weiß an.

Aktueller Lieblingssong: Sudan Archives „Come Meh Way“

Peinlichster Lieblingssong: Ich finde nicht, dass es peinliche Lieblingssongs gibt. Ich liebe es zum Beispiel Mariah Carey oder Céline Dion zu singen. Auch wenn mir ihre Musik und die Texte überhaupt nichts sagen, aber die Melodien singen sich gut. Spontan fällt mir gerade „Check on it“ von Beyonce ein. Ist auch nicht peinlich, aber wenn ich mitsinge gibt es immer diese Stelle im Refrain, wo ich einfach keinen Schimmer habe, was sie sagt. Ich sing immer „dibbibabbytokusnotus check on me tonight!“ Und das ist dann wohl zumindest meiner Tochter peinlich.

Eigener Lieblingssong: Theorie und Praxis von meiner zweiten EP „Feinstoff“

Lieblingssongzeile: Ani DiFranco „I try to draw the line, but it ends up running down the middle of me, most of the time.“

Bestes Konzert: Yasmine Hamdan im Columbia Theater 2017 in Berlin
Ich hatte sie über den „Only Lovers Left Alive“ Film von Jim Jarmusch kennengelernt und war wie high nach dem Konzert. Die Sounds ihrer fantastischen Band, die mir nicht verständliche Sprache, die Körperlichkeit, die sie in ihren Gesang bringt, haben mich über mehrere Tage verzaubert.

Schlechtestes Konzert: Lauryn Hill im Tempodrom – unfassbar schlechter Sound, sehr verspäteter Anfang und sie, die sie ihre Frustration über das alles an ihren Mitmusiker*innen auf der Bühne auslässt.

Bestes eigenes Konzert: 28.10.2020 im Kesselhaus Berlin
Nachdem meine komplette Releasetour zu „Feinstoff“ dieses Jahr ins Corona-Wasser gefallen war, hab ich kurzer Hand meine dritte EP fertig gebastelt und am 09.11. rausgebracht. „Faire Semblant“ heißt sie und beinhaltet zum ersten Mal auch zwei französische Lieder. Im Oktober konnte ich dann mit Hilfe der lieben Crew vom Kesselhaus und zusammen mit der kanadischen Band „Kliffs“, unter strengen Hygieneregeln, beide EP-Release nachfeiern. Am Morgen des Konzertes erfuhren wir von der abermaligen Schließung der Kulturstätten ab dem 01.11. Entsprechend emotional aufgeladen war die Stimmung und umso dankbarer war ich für die vielen, tollen Menschen im Publikum, die sich getraut haben, trotz steigender Fallzahlen dem Hygienekonzept zu vertrauen und die, mit riesigen Abstand, eine so warme und intime Atmosphäre kreiert haben.

Vinyl, CD oder mp3? Ich mag einfach keine Dinge. Weil sie immer irgendwann Müll werden können und weil sie Ressourcen verbrauchen. Daher gerne digital, aber lieber wav oder flac als mp3. Weil ich trotzdem verstehen kann, dass manche Menschen Dinge mögen, habe ich mir bisher immer sehr viel Mühe gegeben, die CD- und Vinylhüllen komplett plastikfrei und aus recyceltem Karton selber herzustellen. Das macht dann wieder Spaß, weil sie so besonders werden und nicht mehr vom Fließband kommen.

Download oder Stream? Stream! Ich bin nur nicht einverstanden mit den 0,002ct Shares für uns Musiker*innen. ÜBERHAUPT NICHT EINVERSTANDEN!!

Clubkonzert oder Festival? Immer Clubkonzert!! Festivals überfordern mich, weil ich mich so schlecht entscheiden kann und ich mag einfach den Fokus geschlossener Räume.

Drei Songs, die auf meinem Mixtape nicht fehlen dürfen: „Dust it off“ The Dø, „Runs in the family“ Amanda Palmer, „Pretty Things“ Big Thief

Welches Album ich auf keinen Fall mit auf eine einsame Insel nehme: Mein eigenes.

Ein Bild von Ben Harper, das ich gemalt habe als ich 15 war, und das ich mir dann von ihm auf einem Miniclub Konzert in München signieren lassen habe. Weil ich gerade so nostalgisch geworden bin, durch die ganzen Vergangenheitsfragen.

Marlène

 

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Fotos: Tina Jülicher und Marlène

 

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