In der Rubrik „Fragebogen“ beantworten Künstler insgesamt 15 Fragen rund um das Thema Musik. Zudem erhalten sie eine weitere Aufgabe: Ein musikbezogenes Foto aufnehmen oder mit einem Bleistift etwas malen oder schreiben. Dieses Mal mit Timothy Jaromir.
Erste CD: Bob Dylan Highway 61 Revisited. Gekauft auf einem Flohmarkt. Ich fand die Jacke auf dem Cover cool und wollte auch so eine haben.
Erstes Konzert: Mein erstes Konzert war von UB 40 im Zürcher Volkshaus. Der beste Freund meines Vaters lud mich zu meinem Geburtstag ein. Eine bleibende Erinnerung.
Früheste Kindheitserinnerung, die etwas mit Musik zu tun hat: Abends spielte mein Vater oft Lieder auf der Gitarre und sang Blues, Soul und Folk Songs. Später lernte ich auch Gitarre und durfte ihn dabei begleiten. Das waren schöne Momente.
Aktueller Lieblingssong: Colors von den Black Pumas. Einer dieser Songs der aufhorchen lässt weil Stimme, Song, Text und die Produktion einfach wunderbar sind.
Peinlichster Lieblingssong: Moondance von Van Morrison. Eigentlich überhaupt kein peinlicher Song, aber er ist für mich mit einer peinlichen Erinnerung verknüpft. Ich hatte den Song zusammen mit meiner Frau für unseren ersten gemeinsamen Hochzeitstanz ausgesucht. Aber es gab ein Missverständnis und und so tanzte ich zu diesem Lied mit meiner Mutter und meine Frau mit ihrem Vater. Irgendwie peinlich mit diesen romantischen, erotischen Text Zeilen die Morrison so vor sich hin fiebert.
Eigener Lieblingssong: River On The Rise, das sich auf meinem neuen Album Hiraeth befindet. Es geht um die große Flut des Mississippi von 1927. 700.000 Menschen mussten damals ihre Häuser verlassen und viele folgten der großen Migration vom Süden in die nördlichen Industrie Städte. Besonders die Afroamerikanische Bevölkerung litt sehr stark darunter. Wie wir wissen ist das Thema von Flucht und Ungerechtigkeit nach wie vor sehr aktuell. Ich habe die Gitarre und meine Stimme in einem Take aufgenommen. Die Zusammenarbeit mit Michael Flury (Posaune) und dem Songwriter Reza Dinally war für mich auch sehr bereichernd.
Lieblingssongzeile: Sufjan Stevens, John Wayne Gacy Jr – „And in my best behaviour, I am really just like him / Look beneath the floorboards / For the secrets I have hid.“ In diesem Song schaffte es Stevens über einen amerikanischen Serienmörder zu schreiben und dabei sogar eine emphatische Haltung einzunehmen und darauf hinzuweisen wie dünn die Linie ist, zwischen moralischen akzeptablen Verhalten und der dunklen Seite in jedem von uns. Für mich wird hier einfach nochmals deutlich welche Kraft Songwriting haben kann und einen Song über ein solches Thema zu schreiben braucht Mut, Skills und viel Feingefühl.
Bestes Konzert: PJ Harvey am Montreux Jazz Festival im Jahr 2016 während ihrer Hope Six Demolition Tour. Fantastisch. Und sie spielte nicht ein einziges mal Gitarre. Sie sang, dirigierte, tanzte, fauchte und spielte Saxophon.
Schlechtestes Konzert: Ich wurde kürzlich an ein Melanie Martinez Konzert eingeladen. Ich wusste im Vorfeld nicht viel über sie, kannte aber ein paar Songs von ihrem K-12 Album das ich ganz gut fand. Die ganze Darbietung war mir aber zu pompös, ihr Gesang überzeugte live nicht immer. Was mich aber am meisten störte, war dass wir während dem Konzert mehrmals mit Parfüm eingenebelt wurden. Der Geruch des Parfüms erinnerte mich an den Geruch einer billigen WC-Ente, mir wurde schlecht, ich musste den Konzertsaal verlassen.
Bestes eigenes Konzert: Das war schon mein Auftritt am 50. Montreux Jazz Festival. Die Bühne war draußen, das Wetter perfekt und das zahlreiche Publikum machte mit.
Vinyl, CD oder mp3? Ich denke Vinyl. Vinyl klingt wunderbar, Vinyl ist ein Statement. Deshalb mache ich zum ersten mal auch Vinyl für mein neues Album.
Download oder Stream? Ich muss zugeben – Stream. Es ist so einfach zum handhaben. Auch wenn für uns Musiker die finanzielle Kompensation von den Streaming Diensten einfach zum heulen ist.
Clubkonzert oder Festival? Clubkonzert. Das war für mich schon vor Corona Zeiten so. Je kleiner und intimer desto besser. Ich habe vor ein paar Jahren Tamino im Zürcher Klub Exil erleben dürfen vor ca. 50 Leuten. Das war ein Genuss.
Drei Songs, die auf meinem Mixtape nicht fehlen dürfen:
Ásgeir – King And Cross
Michael Kiwanuka – Black Man In A White World
Aldous Harding – The Barrel
Welches Album ich auf keinen Fall mit auf eine einsame Insel nehme: BRAVO Hits Nr…..
Mit einem Photo mit mir und meinem neuen Album und meiner Guild Gitarre von 1964 🙂
Weitere Informationen über Timothy Jaromir
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Fotos: P. Wongwannawat und Timothy Jaromir
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Tolles interview und super Entdeckung! Danke Euch!