eleVate stehen in den Startlöchern: Am 14. März gehen sie mit Feeder auf Tour, am 18. März erscheint das neue Album „No Shadow Without Light“. Kurz vor Beginn der heißen Phase stellte sich Sänger Andy (Bildmitte) den zehn Fragen.
1.) Frage: Hallo Andy, ihr seid mitten in der Promotion für euer neues Album. Wie stressig waren die letzten Wochen?
Andreas „Andy“ Fechner: Die letzten Wochen waren einigermaßen anstrengend, da die Promotionphase gut geplant werden muss. Im Vorfeld muss das Album fertig gestellt werden, dann gilt es Termine zu koordinieren um anschließend auch tatsächlich unterwegs sein zu können um die Songs einem Publikum vorzustellen. Ansonsten haben wir uns ein neues Liveprogramm erarbeitet, damit wir die Songs von „No Shadow Without Light“ angemessen präsentieren können. Da wir nur zu Dritt sind stellt dies immer eine große Herausforderung dar. Es wäre zwar bequemer mit zwei zusätzlichen Musikern zu arbeiten, aber wir wollen es halt wie immer wissen 😉
2.) Zwischen eurem ersten Album „Mankind’s Dream“ (2002) und dem zweiten „…Every Single Day!“ (2008) lagen sechs Jahre und musikalische Welten. Wie unterscheidet sich denn nun euer drittes Werk „No Shadow Without Light“ von seinem Vorgänger?
Unser drittes Album unterscheidet sich nicht ganz so drastisch vom letzten Album „…Every Single Day!“ wie jenes zum Vorgänger. Es ist aber musikalisch noch abwechslungsreicher ausgefallen. Wir hatten zuerst einen recht kritischen Song, „In The Midst Of The Crowd“, als Aufhänger für das neue Album gewählt. Wir wollten demzufolge ein kritischeres Album als „…Every Single Day!“ aufnehmen. Während der Aufnahmezeit schrieben wir dann weitere Songs und diese vermittelten teilweise sehr positive Stimmungen. Wir dachten irgendwann, dass wir uns entscheiden sollten zwischen düsterer oder heller Grundstimmung. Als wir uns die Demos dann mal komplett anhörten fanden wir aber gerade diese beiden Gegensätze genial. Die Songs harmonierten unheimlich gut miteinander. Als uns dann noch der Titel „No Shadow Without Light“ bei einer nächtlichen Autobahnfahrt einfiel (als die Scheinwerfer der entgegenkommenden Fahrzeuge uns blendeten) war die Konzeption für uns perfekt. Das Album ist stellenweise wesentlich rockiger als der Vorgänger, hat aber auch ganz ruhige, aufs Minimum reduzierte Akustiksongs wie „Endless Sea“.
3.) Nach eurem ersten Album und einer Tour mit Nena hat euch die damalige Plattenfirma fallen lassen. Wie seid ihr mit diesem Rückschlag umgegangen?
So richtig fallen lassen hat die Plattenfirma uns eigentlich nicht. Es war eher so, dass sie uns gar nicht so gerne entließ. Es gab aber finanzielle Schwierigkeiten in der Firma und wir konnten nicht mehr vertragsgemäß unterstützt werden. Deshalb haben wir nach langem Hin und Her das Vertragsverhältnis aufgelöst, was etliche Komplikationen mit sich brachte. Zumindest waren wir danach vertraglich frei und konnten uns neue Partner suchen.
4.) In wenigen Tagen geht ihr mit der britischen Band Feeder auf Tour. Was erwartet ihr euch von den Clubgigs?
Wir hoffen natürlich sehr, dass uns die Feeder-Fans wohlgesonnen sind. Wir selbst sind ja seit einigen Jahren große Fans der Band. Wir hatten vor etlichen Jahren einen Auftritt in der Schweiz und kamen damals mit einer Britin ins Gespräch, mit der wir uns über Musik von der Insel austauschten. Als sie schließlich erfuhr, dass wir Feeder nicht kannten, war sie total geschockt und hat uns als „Hausaufgabe“ sämtliche Alben der Band aufgeschrieben. Zu Hause angekommen haben wir die Hausaufgaben auch pflichtbewusst erfüllt und sind seitdem vom Feeder-Virus infiziert. Mit diesem Virus lässt es sich aber ganz gut leben 😉 Schon deshalb freuen wir uns sehr auf die Tour.
5.) Ihr spielt sehr oft rein akustische Shows. Woher kommt diese Vorliebe?
Das hat sich eigentlich auf ganz natürliche Weise ergeben. Als wir nach den Problemen mit „Mankind’s Dream“ vom Quartett zum Trio geschrumpft sind, wollten wir uns erstmal musikalisch wiederfinden, um einen neuen Kurs bestimmen zu können. Wir schrieben unsere Songs meist auf Akustikgitarren und deshalb kam uns die Idee, die Songs erstmal in Urfassung vor Publikum zu spielen. Ohne große Produktionstechnik, sondern so direkt und unverfälscht wie möglich. Wir kamen dann auf die Idee, eine Irish Pub Tour zu unternehmen. Das hatte auch den Vorteil, dass wir öfter vor „Native Speakers“ spielten und somit auch die Wirkung der Texte testen konnten. Die Tour war eigentlich nur für wenige Wochen angedacht. Aber es lief so gut an, dass wir die Tour noch um Monate ausdehnten und auch danach regelmäßig unplugged spielten. Bis zum heutigen Tage übrigens.
6.) Du spielst gemeinsam mit deinem Bruder Marcus in der Band. Mal ehrlich: Wie oft gibt es Stress zwischen euch beiden?
Natürlich kracht es da vermutlich öfter als in Bands ohne Geschwisterpaare. Allerdings sind die Streitereien meist nur von kurzer Dauer und führen in vielen Fällen zu etwas Konstruktivem. Es geht ja innerhalb der Band meist um Musik. Da geht es beim kreativen Prozess manchmal schon recht hitzig zu. Ich bin aber auch froh über diese Tatsache, da wir nicht lange um den heißen Brei reden müssen und somit meist schneller auf den Punkt kommen.
7.) In einem Song auf „No Shadow Without Light“ singst du „You should have listened years ago“. Was denkst du, warum der durchschlagende Erfolg bei euch bislang ausgeblieben ist?
Die Songlinie ist witzig in diesem Zusammenhang. Es ist einfach unheimlich schwer als deutsche Band Musik mit englischen Texten zu platzieren. Es ist schon unheimlich schwer als deutsche Band mit deutschen Texten die Leute zu erreichen. Außerdem hatten wir damals besagte Probleme mit der Plattenfirma und mussten noch mal komplett von vorne anfangen. Das sind natürlich zusätzliche Knüppel, die man zwischen die Beine geworfen bekommt. Aber wir wollen nicht jammern. Immerhin befinden wir uns in einer Situation, in der wir den Luxus genießen, Songs und Alben über einen großen Vertrieb veröffentlichen zu dürfen und dabei komplett für die Musik selbst verantwortlich zu sein. Ich möchte diesbezüglich mit keinem „gemachten Projekt“ der Welt tauschen.
8.) Ihr habt die Aufnahmen zu eurem neuen Album in einem Studioblog festgehalten. Was war dein lustigster Moment während der Sessions?
Davon gab es einige. Manche davon sind in den Studioblogs auf YouTube festgehalten. Kurioserweise hatten wir, obwohl wir zum ersten Mal selbst produzierten und somit unter entsprechend großem Druck standen, eine relativ entspannte Zeit im Studio. Wir hatten den Vorteil Tag und Nacht arbeiten zu können, was wir auch nutzten. Wenn wir nicht mehr weiter wussten trieben wir halt Späße. Danach lief vieles wie von Zauberhand.
9.) Auf euren Akustik-Konzerten spielt ihr auch gerne Coversongs, die von Crowded House über Oasis bis hin zu Jethro Tull oder Johnny Cash gehen. Welche Musiker und Bands haben euch am meisten inspiriert?
Da hat jeder von uns andere Einflüsse. Bei mir ist es so: je länger ich Musik mache und höre, desto breit gefächerter werden meine stilistischen Vorlieben. Ich höre sogar recht wenig Musik, die in unsere Richtung geht. Bei Marcus und Steve ist das etwas anders. Die sind da mehr am Puls der Zeit. Marcus hat außerdem eine große Vorliebe für Unplugged-Musik. Ich für meinen Teil hasse Unplugged-Musik. Haha, das war natürlich ein Scherz 😉
10.) Wie geht es nach der Tour mit Feeder bei euch weiter? Wird es noch mehr Clubshows geben?
Nach der Tour mit Feeder gibt es eine einwöchige Promotour durch Märkte mit Musikabteilungen. Danach geben wir am 01. April ein Heimspiel im Karlsruher Substage. Da werden wir dann die neuen Songs erstmalig präsentieren und freuen uns schon sehr darauf! Es wird auch das ein oder andere Festival geben, auf dem wir spielen werden. Eine eigene Clubtour ist derzeit nicht im Gespräch, aber es wird sicherlich einzelne Clubshows geben.
Vielen Dank für das Interview.
(Im Original erschienen bei triggerfish.de am 09. März 2011.)