KOMMENTAR zur ESC-Show „Unser Lied für Rotterdam“

Der NDR hat Ben Dolic als deutschen ESC-Act vorgestellt. Der Sänger konnte auf Anhieb überzeugen, die Show „Unser Lied für Rotterdam“ dagegen nicht.

Ben Dolic, Unser Lied für Rotterdam

29 Minuten. So lange dauerte es, bis in der Show „Unser Lied für Rotterdam“, in der der deutsche Künstler samt Song für den Eurovision Song Contest 2020 vorgestellt werden sollte, endlich die Katze aus dem Sack gelassen wurde. 29 quälende Minuten für die anwesenden Journalisten vor Ort in Hamburg bei der Aufzeichnung am Nachmittag, aber 29 noch quälendere Minuten für die TV-Zuschauer am Abend. Denn da war die Nachricht, dass Ben Dolic der Auserwählte sein würde, schon längst in der Welt.

Der NDR hatte als Sperrfrist 15.45 Uhr vorgegeben, ab dann feuerten die Online-Medien los. Was das Konzept der aufgebauten Spannung in der Show, die knapp sechs Stunden später auf ARD One sowie online zu sehen war, ad absurdum führte. Zumal jeder, der sich für das in diesem Jahr mal wieder runderneuerte Konzept des Senders interessierte, zu Beginn von „Unser Lied für Rotterdam“ nichts Neues erfahren konnte: Die semi-lustigen Videos von der singenden Barbara Schöneberger und Sky du Mont alias Professor Satellite wurden gezeigt, die handelnden Personen des NDR kamen ausführlich zu Wort. All das hatte in den Wochen zuvor auf eurovision.de längst ebenfalls stattgefunden.

Die eher lahme Präsentation wurde dem Act allerdings nicht gerecht: Ben Dolic konnte zuerst gemeinsam mit dem Publikum in der Astor Film Lounge sein hübsch durchgestyltes Video auf der großen Leinwand begutachten, bevor er selbst zu Wort kam – ein schüchtern wirkender junger Mann, der im Anschluss aber bei der Live-Version seines Songs „Violent Thing“ zeigte, was in ihm steckt. Während die Franzosen ihren Beitrag aufwändig auf dem beleuchteten Eiffelturm inszenierten, der Song das aber nicht ansatzweise tragen konnte, war es bei „Unser Lied für Rotterdam“ andersrum: Ben Dolic hätte man gerne viel stärker präsentieren können.

Einen großen Trumpf hat man sich jedoch in der Hinterhand behalten: Weder das Musikvideo noch der Akustik-Auftritt dürften allzu viel mit der Inszenierung zu tun haben, die wir auf der Bühne beim Eurovision Song Contest 2020 in Rotterdam sehen werden und an der im Hintergrund aktuell gefeilt wird. Jede Menge Freiheiten für den Künstler und sein Team sowie jede Menge Spannung, die aufrecht erhalten wird. Und wenn die Balladen-Dichte in der Songauswahl der Konkurrenz weiterhin hoch bleibt, sticht Ben Dolic mit „Violent Thing“ so oder so hervor.

 

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Foto: bleistiftrocker.de

 

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