Die Tränen haben mit „Haare eines Hundes“ eines der meistbeachteten deutschsprachigen Alben der letzten Monate vorgelegt. Damit sind sie nun live unterwegs.
Ein Gastbeitrag von Sven Metzger
Und so war vor ihrem Tourneeauftakt im Schon Schön in Mainz vor allem die Frage, ob die Band dem Hype um sie gerecht werden kann. Um die Antwort nach dem Abend vorweg zu nehmen: Ja, sie konnte es. Sogar mehr als das. Die Tränen sind ein Live-Ereignis.
Nach der Aufmerksamkeit der letzten Wochen und Monate für die Band überraschte es niemanden mehr, dass die Tour bereits vor ihrem Start komplett ausverkauft war. Kein Wunder, hatte man doch vor allem kleine Clubs und Locations für den Live-Start ausgesucht.
Aus den zwei Ursprungs-Tränen Gwen Dolyn und Kraftklub-Gitarrist Steffen Israel wurden auf der Bühne dann vier. Gesang und Gitarre wurden ergänzt um Bass und Schlagzeug.
Starke, aber nie kitschige Posen
Und auch das gelang perfekt. Getrieben vom kräftigen, aber klaren Gitarrensound hatte Gwen Dolyn das Publikum nicht nur mit ihrem Gesang im Griff, sondern auch mit ihrer Persönlichkeit und starken Posen, die aber nie kitschig waren.
Dass man mit nur einem Album im Gepäck keinen kompletten Konzertabend bestreiten kann, ist klar. Und so gab es neben „Haare eines Hundes“ drei Titel aus dem Soloprojekt der Tränen-Sängerin, von denen „Ertrinken“ erst kommende Woche erscheinen wird. Dazu gab es dann mit „Hungriges Herz“ von Mia, „Denkmal“ von Wir sind Helden (einen Song, den auch schon die Punker von 100 Kilo Herz im Herbst auf ihrer Setlist hatten) und „Teenage Dirtbag“ von Wheatus drei Coverversionen.
Aber Höhepunkt des Abends waren natürlich die Titel aus „Haare eines Hundes“. Egal ob „Mitten ins Gesicht“, „Es ist nicht wie es aussieht“, das Chaos Z Cover „Duell der Letzten“, „Stures dummes Herz“ oder der Abschluss „Was bleibt“. Jeder einzelne Titel entfaltete live eine zusätzliche Dimension, bekam gegenüber dem Album noch etwas hinzu.
Bald in den großen Hallen
Welche Qualität und Tiefe der Musik der Tränen besitzt, zeigt sich am deutlichsten daran, dass es eben nicht den einen Superhit gibt, den alle feiern, während so mancher sonstige Füller ertragen werden muss. Da können fünf verschiedene Personen dann auch fünf verschiedene Lieblingstitel haben. Und so ging das Publikum bei jedem einzelnen Song voll mit. Auch die beim ersten Konzert einer Tour üblichen Fehler fielen da nicht ins Gewicht. Oder um es mit Steffen Israel zu sagen: „Es muss nicht stimmen, es muss nur passen.“ Und wie es passte.
Die Tränen zeigten, dass sie ihren aktuellen Tour-Bühnen komplett entwachsen sind. Schon jetzt war die Nachfrage nach Tickets riesengroß, ein Instagram-Account hatte sich die letzten Tage zu einer reinen Kartenbörse verwandelt.
Den 250 Menschen im Mainzer Schon Schön wird das Glück beschieden sein, ihren Freunden davon erzählen zu dürfen, dass sie die Zukunft der deutschsprachigen Musik sahen. Dass die Tränen in nicht allzu ferner Zeit große Hallen des Landes füllen, daran kann niemand zweifeln, der sie bei diesem Live-Ereignis sah.
Am Ende des Abends gingen sämtliche Besucher*innen voller Euphorie und Glück nach Hause. Und das ist immer noch das Beste, was ein Konzertabend einem geben kann.
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Foto: Selena Hamers