INTERVIEW: Leslie Clio

Leslie Clio hat gerade ihre neue Single „Millionaire“ veröffentlicht. Wir haben die Sängerin zum Interview gebeten.

Leslie Clio

Mit bleistiftrocker.de spricht Leslie Clio im Mail-Interview unter anderem über ihr kommendes Album, ihre Zeit als Künstlerin in der Corona-Pandemie und ihre Inspirationen.

bleistiftrocker.de: Worum geht es in deiner neuen Single „Millionaire“?

Leslie Clio: In „Millionaire“ geht es darum, dass nur die Liebe uns wirklich reich (und zur Millionärin) macht. Dass es nicht darum geht, wieviel Geld man hat, sondern dass uns das Leben an sich reich macht und dass wir alles, was wir um reich zu sein brauchen, schon in uns tragen. Es geht darum, sich seines inneren Reichtums bewusst zu werden. Ich habe mich zum Beispiel mein Leben lang reich gefühlt, einfach weil ich durch meine vielen Reisen viel von der Welt gesehen habe und Erfahrungen einen reich machen und vielleicht auch dadurch, dass ich das als Künstlerin nochmal intensiver mache, mich mit dem Reichtum der Welt auseinander setzen. Ich habe nie das Gefühl gehabt, das mir irgendwas fehlt, auch wenn es Momente gab, in denen ich nur einen großen Rucksack besessen habe.

Dein neues Album soll Ende des Jahres erscheinen. Was kannst du schon darüber verraten?

Mein neues Album wird ein sehr ehrliches Album sein, das mit beiden Beinen im Leben steht. Das Album, die Musik und ich kämpfen bestimmte Kämpfe nicht mehr, sondern haben dazugelernt. Ich bin einfach erwachsener geworden. Das Album genießt das Leben und sich selbst. Es fühlt sich befreit an. Wenn „Purple“ eine Momentaufnahme von Dunkelheit und Winter war, ist das neue Album eher ein darauffolgender Frühling, alles fängt wieder an zu blühen, die Sonne kommt wieder raus. Das neue Album fühlt sich ein bisschen an, wie wenn ich auf dem Berg angekommen bin, man hat etwas überwunden und man sieht wieder klar und weiß wieder, wer man ist und man bleibt im Licht. Außerdem hab ich ein unfassbar tolles Frauenteam um mich rum und aus Erfahrung weiß ich, dass das das Wichtigste ist: Mit Menschen zusammenzuarbeiten, denen man vertraut. Das macht einfach so unfassbar viel Spaß gerade, deswegen freue ich mich, mit diesem Team an einem Album zu arbeiten.

Welche Zwischenschritte wird es bis dahin noch geben? 

Ich hoffe sehr, dass wir dieses Jahr wieder auftreten können. Es ist schon so lange her, man muss so drauf achten, als Performer in diesen Zeiten nicht einzurosten. 🙂 Am Ende des Tages bin ich Sängerin, Singen ist mir das Wichtigste im Leben. Und klar, ich habe tolle Kollaborationen gemacht, die bald erscheinen werden! Bis zum Albumrelease wird man noch viel von mir hören!

Wie schränkt die Corona-Zeit deine Promomöglichkeiten ein?

Man wächst an seinen Aufgaben. 🙂 Mittlerweile habe ich erfolgreiche Zoom Songwriting Sessions und man spart auch viel Zeit, die man nicht damit verbringt, für ein Meeting irgendwohin zu gurken, das finde ich durchaus etwas Positives. Im Zweifel sind manche Dinge dadurch etwas effizienter geworden, weil man mehr schafft durch die Zeit, die man spart. Es bleibt mehr Zeit fürs Studio, was etwas Positives ist und mein Hund freut sich auch, jeden Tag im Park zu sein.

Künstler nutzen die Lockdown-Zeit sehr unterschiedlich. Was machst du aktuell?

Ich schreibe wie immer viele Songs, bin neuerdings dabei TikToks zu filmen und versuche den sozialen Medien so gerecht wie möglich zu werden, das nimmt viel Zeit in Anspruch. Ich schaffe mir meine kreativen Inseln, auf denen ich wirklich nur in die kreative Vision reinstecke. Ich versuche so viel wie möglich zu singen, auch wenn es was anderes ist, für sich alleine zu singen. Auch arbeite ich zur Zeit natürlich fleißig an meinem Album. Zudem hab ich ja ein Start Up Unternehmen „Phonie“. Das wird zwei neue Kollektionen herausbringen, außerdem wird mein Kindermusikprojekt Kid Clio noch dieses Jahr ihr Album veröffentlichen. Es geht also immer weiter!

Deine neuen Songs sollen „weniger dunkel“ sein. Wie kann man sich in der aktuellen Zeit die hellen Momente bewahren?

Die Sonne und die Vögel wissen nichts von Corona. Hunde auch nicht. Daran nehme ich mir ein Beispiel. Ich versuche zu strahlen, zu singen und ausreichend Ball zu spielen. :)) Ich glaube, sich dem Leben und der Umwelt bewusst zu sein, ist schon der Schlüssel zum Glück, Glück ist, wenn man’s merkt. Genau darum geht es in meiner neuen Single „Millionaire“ eben auch, das Leben und die Liebe machen einen reich.

Wie hast du dich in der Zeit seit deinem Debüt als Künstlerin weiterentwickelt?

In jeder Hinsicht. Ich bin eine bessere Sängerin geworden, eine bessere Performerin, eine bessere Songwriterin, ein schlauerer Mensch. Ich passe besser auf mich auf, weiß mich zurück- und rauszunehmen, wenn mir Dinge, Menschen oder Situationen nicht gut tun. Ich setze meinen Seelenfrieden an erste Stelle. Ich bin bedingungsloser, meine kreative Vision und meine Lebensaufgabe des Musikmachens in den Lebensmittelpunkt zu stellen. Ich bin lauter geworden, was Tierschutz und Aktivismus betrifft. Ich habe viele Fehler machen dürfen und habe deshalb viel gelernt. Mittlerweile habe ich ein spitzen Frauenteam um mich rum und veröffentliche selbst, was genau deswegen so gekommen ist. Jede Erfahrung bringt einen weiter und macht einen schlauer, das ist das Schöne am Leben.

Im Vorlauf zu „Purple“ warst du ein paar Monate auf Hawaii, um dich für das neue Album zu sammeln. Sowas war im vergangenen Jahr nur schwer möglich. Was war dieses Mal deine Strategie?

Das Berliner Umland. 🙂 Ich bin tatsächlich grade „auszeitsreif“, war noch nie solange nicht weg, aber da bin ich sicher nicht die Einzige. Ich hoffe, das geht bald wieder. Am meisten vermisse ich das Schwimmen, ich brauche Wasser und abtauchen, aber bald kann man ja auch wieder hier schwimmen, dafür liebe ich Berlin. Und ich plane im Sommer ein paar Wochen offline zu gehen, so gut es geht.

Bei der Single „Strangers Again“ hast du dir die Inspiration aus einem Film geholt. Woher kommen sonst die ersten Impulse für einen neuen Song?

Es gibt keine Limits, wo Ideen herkommen, alles was man sieht, hört, fühlt und erlebt, kann inspirieren. Deshalb lebe ich gerne, dafür lebe ich. Ich glaube außerdem, dass Ideen körperlose Energien sind, die sich manifestieren. Ich glaube nicht, dass irgendwas wirklich aus mir selbst kommt, ich habe nur eine sehr sehr gütige Muse, die mich gerne küsst.

Du warst 2015 in der deutschen Jury für den Eurovision Song Contest. Wie verbunden bist du dem Wettbewerb generell, ist das für dich ein Ereignis, bei dem du in jedem Fall vor dem Fernseher sitzt?

Zum einen finde ich die Institution ESC eine schönes Geschenk an den Beruf und die Kunst des Songwriting. Zum anderen ist der ESC als solches natürlich ein mega vereinendes kulturelles Event, eine Europa-übergreifende Tradition. Also gut für den Menschen. 🙂 Dabei gewesen zu sein, hat viel Spaß gemacht. Sich mit den Songs und den Performances auseinanderzusetzen, da gewinnt man die Songs und Acts sehr schnell lieb, was mich positiv überrascht hat.

 

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Foto: Hannes Caspar

 

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