Höhen und Tiefen statt glatter Gefälligkeitspop: Alex Diehl wühlt sich auf „Das ist keine Übung“ schonungslos durch das eigene Leben.
Wer auf der Suche nach dem wohl anrührendsten deutschen Song des Jahres ist, könnte bei „Eine Flasche Glück“ fündig werden. Alex Diehl nimmt sich darauf nämlich ein Thema vor, das man so schonungslos höchstselten zu hören bekommt: Alkoholismus in der eigenen Familie. Das lyrische Ich schaut zu, beschreibt, leidet. Und fragt flehend: „Hast du nen Plan was du mir antust? Ich hoffe, dass das ein Ende nimmt.“ Ein brutal ehrlicher Song.
Damit ist er auf „Das ist keine Übung“ aber nicht alleine. Auch Depressionen sind ein Thema. Diehl beschreibt sich selbst als „Monolith, der alles übersteht“, aber eben auch offen zugibt, in Therapie zu sein. Von Wohlfühl-Deutschpop ist das alles weit entfernt – und gerade deshalb so eindrucksvoll.
„Ich bin zum Brennen bestimmt“
Alex Diehl führt im Grunde konsequent fort, was er vor vielen Jahren begonnen hatte. Schon „Nur ein Lied“, geschrieben und hochgeladen Ende 2015 in der Nacht der Terroranschläge von Paris, war ehrlich und gefühlvoll. Es folgten Höhen und Tiefen in der Musikerkarriere, auch eine zweijährige gesundheitsbedingte Auszeit hat den Singer/Songwriter im Nachhinein nur stärker gemacht.
Das zeigt besonders der Opener und Titeltrack „Zündet alle Feuer“, der so richtig abgeht. „Ich bin zum Brennen bestimmt“, singt Alex Diehl kämpferisch. Diese Klammer schließt er zum Ende mit der Zeile „Mein Herz steht in Flammen bis zum Himmel hoch“ bei „Es tut nicht mehr weh“. Außerdem bringt er im selben Track die Essenz seiner Texte so zum Ausdruck: „Ich liebe das Leben auch wenn ichs nicht versteh.“
Hörende nehmen von diesem Album viele Emotionen, aber auch Motivation mit. Kalt lassen einen die zehn Tracks auf keinen Fall – und das ist wahrscheinlich das größte Lob, das ein Singer/Songwriter bekommen kann.
Albuminfos Alex Diehl – Das ist keine Übung
Künstler: Alex Diehl
Albumname: Das ist keine Übung
VÖ: 06.10.2023
Label: Big Diehl Records
alexdiehlmusik.de
Fotos: Nico Campanella und Promo