ALBUM-REVIEW: Adele – 30

Da ist sie wieder! Adele wagt auf ihrem neuen Album „30“ viel, gewinnt aber nicht immer.

Adele

Was man vom neuen Album des Superstars hält, dürfte sich beim Track „My Little Love“ entscheiden. Er kommt unerwartet und mit voller Wucht. Adele spricht darin mit ihrem neunjährigen Sohn Angelo – und er antwortet, ist also ebenfalls zu hören. Es sind intime Gespräche, denen man lauscht, es geht um die Scheidung von Angelos Vater und am Ende schluchzt Adele herzzerreißend.

Diese sechseinhalb Minuten kann man in ihrer intimen Rohheit unglaublich berührend und offen finden. Es kann aber auch übertrieben anmuten, die Hörenden werden ungefragt in eine eigentlich zu persönliche Situation gezogen und ganz nebenbei ist der Track musikalisch auch einfach unglaublich langweilig.

Wer von Adele stimmlich stark vorgetragene Balladen erwartet, die in den kommenden Jahren durch die Radios schallen werden, wird auf „30“ größtenteils enttäuscht. Die erste Single „Easy On Me“ ist da noch relativ nah dran, stellt Stimme und Ausstrahlung gut zur Schau und schließt damit auch an die alten Alben der Britin an. Kein Wunder, schließlich war es der erste Track, den sie für das neue Album geschrieben hatte – im Februar 2019.

Was sie innerhalb von einem Jahr zu Papier gebracht hat, ist ein Mix aus vielen Dingen, der nicht immer funktioniert. „Cry Your Heart Out“ ist seltsam verspielt, aber ohne jede Power. „I Drink Wine“ kann in seinem Aufbau nicht überzeugen. Und „Woman Like Me“ hat starke Ansätze, bricht aber nie richtig aus.

Vielseitig ist Adele auf „30“ in jedem Fall, aber man muss ihr vorwerfen, dass sie ihre Stärken nicht klar genug ausspielt. Auf „To Be Loved“ tut sie das, ganz emotional und berührend und mit einem Klavier als Begleitung, das ihr genug Raum für ihre einnehmende Stimme lässt. „Can I Get It“ ist einfach ein schöner Popsong – das muss ja auch mal reichen.

Und dann wäre da noch „Hold On“, für Adele die Klammer um das Album – denn diesen Song hat sie nach eigener Aussage zuletzt geschrieben. Er ist lyrisch erschlagend, es heißt unter anderem „Right now I truly hate being me“. Und nimmt dann doch noch eine hoffnungsvolle Ausfahrt.

Übrigens: Der Chor am Ende von „Hold On“ besteht aus Freund*innen der Sängerin und nicht etwa aus Profis. Das ist wie das Album selbst: Irgendwie roh und ehrlich, aber nicht das, was man qualitativ hätte rausholen können.

 

Albuminfos Adele – 30

Adele - 30Künstler: Adele
Albumname: 30
VÖ: 19.11.2021
Label: SMI / Columbia
adele.com

 

Fotos: Promo

 

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