ALBUM-REVIEW: Christian Kjellvander – The Rough And Rynge

Über drei Jahre ist es her, dass Christian Kjellvander mit „I Saw Her From Here / I Saw Here From Her“ zuletzt in Erscheinung getreten war. Nach einer ausgiebigen Tour, die ihn auch nach Deutschland führte, zog er sich zurück, um an neuen Songs zu arbeiten. Nun ist er wieder da und seine Vorliebe für seltsame Albumtitel ist geblieben: „The Rough And Rynge“ heißt sein neues Werk, das er nach eigener Aussage in einem kleinen Haus auf dem Land geschrieben hat.

Christian Kjellvander - The Rough And RyngeHerausgekommen ist sein bisher bestes Album – und das, obwohl die Vorgänger die Messlatte hoch gelegt hatten. Aber „The Rough And Rynge“ vereint alle Vorzüge von Christian Kjellvander: Die oft spärliche Instrumentierung, die allgegenwärtige Melancholie und vor allem die kräftige, düstere Stimme des 34-jährigen Schweden, der mit diesem Album endgültig aus dem Schatten seines Landsmanns Kristofer Aström tritt.

„Transatlantic“ nimmt den Hörer zu Beginn des Albums sanft an die Hand. „One can get addicted to this pace“, singt Christian Kjellvander. Ruhig geht es zu und die Traurigkeit ist immer wieder greifbar, allerdings auf sehr schöne Art und Weise. Erster Höhepunkt ist „Freighter Boat Blue“, das Christian Kjellvander fast komplett ohne Instrumente im Hintergrund singt. Unterstützung bekommt er allerdings von seiner Frau Karla-Theresa Kjellvander, die wie schon so häufig auf CD und auch live die Zweitstimme singt.

Danach darf man mit Christian Kjellvander durch das Land spazieren („Slow Walk In The Country“), erlebt einen untypischen, aber sehr sympathischen instrumentalen Ausbruch am Ende von „Blue Tit/Red Kite“ und bekommt eine Ahnung von einer ominösen, aber offenbar sehr schmerzhaften Wahrheit („The Truth“). Am Ende besingt Christian Kjellvander schließlich noch den Tod – mehr Melancholie geht wohl kaum. Es ist der Abschluss von sehr gelungenen 42 Minuten.

Mit „The Rough And Rynge“ hat der Schwede ein Album geschaffen, das extrem homogen wirkt und auf dem keiner der zehn Songs abfällt. Und dann gibt es da noch dieses schöne Zitat im Pressetext: „With today’s computer-aged recording technology anyone can be the Beatles – the hard part is being the Velvet Underground.“ Und so wie Christian Kjellvander klingt sowieso sonst keiner. Fünf Flaschen und nur ganz knapp an der Höchstpunktzahl vorbei. Weiter so, du so schön trauriger Schwede!

Trackliste:

01. Transatlantic
02. Bad Hurtn
03. Freighter Boat Blue
04. Slow Walk In The Country
05. Bute Tite/Red Kite
06. The Truth
07. Gardner River
08. Oregon Coast
09. Long Distance Runner
10. Death (The Great Tradition)

Label: Startracks / Indigo
VÖ: 11.02.2011
Format: CD
Bewertung: 5/6
www.christiankjellvander.com

(Im Original erschienen bei triggerfish.de am 10. Februar 2011.)