ALBUM-REVIEW: Nine Inch Nails – Bad Witch [EP]

Warum es denn bei Spotify als Album und nicht als EP gelistet sei, wollte ein Fan im Vorfeld der Veröffentlichung von „Bad Witch“, dem Abschluss der EP-Trilogie von Nine Inch Nails, wissen. Während das Werk selbst nicht wirklich in Erinnerung bleiben wird, kann man zumindest noch einige Male über Trent Reznors Antwort schmunzeln: Zunächst erklärte er sachlich, dass EPs beim Streaming-Dienst Spotify schlechter sichtbar sind, um dem Fan dann in gewohnt deutlicher Weise nahezulegen, seinen Penis zu lutschen (um es mal freundlich zu übersetzen).

Nine Inch Nails

Ein Gastbeitrag von Volker Dohr

Dabei fängt „Bad Witch“ mit „Shit Mirror“ gar nicht einmal schlecht an: Es kracht und scheppert an allen Ecken und der Schreiber bemüht sich, in seiner Verzückung keine „Oh klingt das retro!“-Vergleiche auszupacken. Tut es aber und wenn man mal ehrlich ist, kann man sich ja auch dafür kritisieren, von Reznor stets den gleichen Sound zu erwarten. Denn genau den liefert er konsequenterweise bereits im nächsten Track („Ahead Of Ourselves“) nicht mehr. Der klingt, als hätte man ihn in einer Garage irgendwo im Nirgendwo auf einer Playstation zusammengezimmert (Oh! Retro!).

Wird noch besser: In „Play The Goddamned Part“ sampled man das eigene Werk und setzt das erste Mal ein – festhalten – Saxophon ein. Ab hier beginnt der „Saxophon-Part“ der EP und das wird den Hörer vielleicht am meisten befremden – denn irgendwie klingt es gar nicht mal schlecht, anfangs. Die Mischung aus echtem Instrument, Verzerrungen, hier ein wenig Drum, da ein wenig Bass ist beim ersten Hören zwar noch ungewohnt, bleibt aber auch nach dem dritten oder vierten oder zehnten Mal nicht länger im Ohr als nötig.

Das gilt auch für den vorab veröffentlichten Song „God Break Down The Door“, dessen Trip-Hop-Anleihen zwar angenehm nach vorne gehen und der sich auch als Untermalung für ein Auto-Rennspiel eignen würde, der ansonsten aber einfach nur dahinplätschert. Das lässt sich nahtlos auf die beiden letzten Songs des Albums übertragen und damit sind wir nach 30 Minuten dann auch durch.

Ja, die neue Zusammenarbeit zwischen dem Dream-Team Reznor und Atticus Ross ist anders; ja, der NiN-Mastermind zeigt auch nach Dekaden, dass er eben noch einen anderen Sound kann als den, den Fans erwarten und sich da auch nicht limitieren will. Aber: Das alles macht noch keine runde Platte. Es fehlt der Bogen, der rote Faden – der in beiden Vorgänger-EPs noch hörbar war.

Vor allem fehlt ein wirklicher Hit, ein Song, den man auch live erwarten würde. So bleibt die Erkenntnis, dass man aus allen dreien vielleicht am Besten eine EP gemacht hätte. „Time Is Running Out“, singt Reznor auf dem Abschluss von „Bad Witch“. Man mag ihm wünschen, dass er damit nicht Recht behält.

 

Albuminfos Nine Inch Nails – Bad Witch [EP]

Nine Inch Nails - Bad Witch [EP]Künstler: Nine Inch Nails
Albumname: Bad Witch [EP]
VÖ: 22.06.2018
Label: The Null Corporation
nin.com

 

Fotos: Promo