ALBUM-REVIEW: The Prodigy – No Tourists

Das siebte Album von The Prodigy zeigt, dass sich die Band allmählich selbst überlebt hat. Nur noch ein Teil ihrer Tracks ist wirklich gut – und das eben auch bloß nach dem bewährten Rezept.

The Prodigy

Ein Gastbeitrag von Volker Dohr

Das wirklich Nervige daran, wenn Bands vor sich hin stagnieren, ist, dass sie in einem Zwischenzustand verharren: Sie sind nicht wirklich schlecht, aber eben auch nicht mehr so gut, wie sie einmal waren. Man kann die neuen Alben hören, hat aber stets dieses unschöne Gefühl, dass es einfach mal besser war und nicht wieder so gut wird, sondern idealerweise irgendwann einmal so schlecht wird, dass man die Band dann auch zu den Akten legen kann. Bis dahin kauft man die neuen Platten weiter fleißig, die Hoffnung stirbt ja zuletzt und wenn drei, vier von zehn Songs gut sind, hat es sich ja schon gelohnt. Warum zur Hölle hat heute eigentlich kaum noch jemand den Mut, eine EP zu veröffentlichen?

Wäre die neue, siebte Prodigy eine solche geworden, fände man folgende der zehn Tracks darauf: „Light Up The Sky“, „Timebomb Zone“, „Fight Fire With Fire“ und „Give Me A Signal“. Die restlichen sechs auf „No Tourists“? Hätten in den Neunzigern nicht mal für eine B-Seite gelangt. Und selbst bei den vier erwähnten kloppen sich die Briten eifrig durch ihr eigenes Material, erfinden das Rad nicht wirklich neu und leben weiterhin vom bewährten Rezept: möglichst ruppig, möglichst viel Krawall, möglichst viel kaputt.

Das hat vor 20 Jahren super geknallt, als „The Fat of the Land“ völlig zurecht Kultstatus erlangt hatte und Einfluss auf zig Nachzügler hatte – denen The Prodigy heute vielleicht langsam, aber sicher das Feld überlassen sollen.

Tun sie aber nicht und so kommt dann eben raus, was vor rund neun Jahren mit „Invaders Must Die“ begann: Stagnation. Die zwar auf technisch wie musikalisch ganz ordentlichem Niveau, aber es langt halt nicht für mehr als ein wohlwollendes „Dieses Mal noch, aber beim nächsten Mal ist Schluss.“

Vor der Veröffentlichung kündigte Prodigy-Mastermind Liam Howlett an, „No Tourists“ handle vom Wunsch, kein Tourist zu sein, sondern auszubrechen, nicht den gewöhnlichen Pfaden zu wandeln. Blöderweise haben The Prodigy diese Pfade nicht nur selbst angelegt, sondern auch selbst ausgetreten.

 

Albuminfos The Prodigy – No Tourists

The Prodigy - No TouristsKünstler: The Prodigy
Albumname: No Tourists
VÖ: 02.11.2018
Label: Warner
theprodigy.com

 

Fotos: Matthias Hombauer und Promo

2 Comments on “ALBUM-REVIEW: The Prodigy – No Tourists”

  1. Abwarten – bis jetzt fand ich die Mehrzahl der Alben anfangs enttäuschend und über die Zeit hinweg hat sich das dann doch noch alles als entwickelt. Hatte Liam nicht sogar gesagt, dass er sich auf EPs konzentrieren will? Nach „The Night Is My Friend EP“ könnte man aufgrund der doch geringen Gesamtlänge dieses Album auch als EP betrachten. Da haben die Chemical Brothers schon sehr viel eher nachgelassen als Prodigy.

  2. Kann ich so nicht bestätigen. Warum sollte man auch was neu erfinden. In meinen Augen klingt das alles frisch und die Beats donnern richtig rein.

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