Ein Geschwisterpaar aus Österreich ballert für Deutschland: Abor & Tynna im Porträt

Abor & Tynna haben den deutschen Vorentscheid „Chefsache ESC 2025“ mit dem Song „Baller“ gewonnen. Wir stellen die beiden vor.

Abor & Tynna

Deutschlands Hoffnung für den Eurovision Song Contest 2025 kommt aus Wien: Abor & Tynna haben sich das ESC-Ticket in Stefan Raabs Show „Chefsache“ mit dem Song „Baller“ gesichert. Mit 34,9 Prozent lagen sie am Samstag im finalen Televoting knapp vor Lyza mit „Lovers On Mars“ (31 Prozent).

„Bei uns war immer Musik“

Abor & Tynna sind das Geschwisterpaar Attila und Tünde Bornemisza. Sie sind die Kinder von Csaba Bornemisza, der bei den Wiener Philharmonikern Cello spielt und ungarische Wurzeln hat. Die Mutter kommt aus Siebenbürgen. Im Elternhaus ging es durchaus streng zu, und das Erlernen eines Instruments war quasi Pflicht.

„Bei uns war immer Musik“, berichtete Tynna im Interview mit bleistiftrocker.de vor dem „Chefsache“-Finale. „Attila hat Cello gespielt und ich Querflöte. Und als wir ein bisschen älter wurden, haben wir natürlich noch andere Arten von Musik angehört.“

Der technikinteressierte Abor entdeckte irgendwann Garage Band für sich und betätigte sich als Produzent – und so wurde auch die Idee der gemeinsamen Musik geboren. „Meine Schwester hat gerne gesungen. Da haben wir uns gedacht: Machen wir mal einen Song und laden ihn auf Soundcloud hoch“, berichtete Abor. Ihre Mutter verbreitete die Arbeit ihrer Sprösslinge auf Facebook, wo einer ihrer Kindheitsfreunde den Post sah und Abor & Tynna in sein Tonstudio in Wien einlud. „So haben wir den Kontakt zu unserem jetzigen Manager bekommen. Er hat uns unter seine Fittiche genommen.“

Abor und Tynna lehnten ESC-Anfrage aus Österreich ab

Einen Berührungspunkt mit dem Eurovision Song Contest hätte es schon vor einigen Jahren geben können: Abor & Tynna wurden angefragt, an der internen Auswahl in Österreich teilzunehmen. Das lehnten sie allerdings ab. „Da waren wir noch nicht ready, da hatten wir noch keinen Live-Auftritt gemacht“, so Abor. Das änderte sich bald – so waren Abor & Tynna 2024 als Support-Act für Nina Chuba zu sehen. Als sich in Deutschland Stefan Raab in Stellung brachte, gemeinsam mit der ARD einen Vorentscheid auf die Beine stellen zu wollen, brachte Abor & Tynnas deutsches Label die beiden dazu, sich zu bewerben.

3281 Bewerbungen gingen laut RTL und ARD ein. Abor & Tynna wurden zum Casting nach Köln eingeladen, sangen vor und wurden schließlich einer von 24 Acts, die es in die Liveshows schafften. Für die neu gewonnene Aufmerksamkeit hatte das Duo auch schon vorgesorgt: Am 14. Februar, dem Tag der ersten „Chefsache“-Show, erschien ihr Debüt-Album „Bittersüß“, das von ganz vielen Einflüssen zeugt, sei es Elektro-Pop, Hip-Hop, Discosound oder natürlich auch Klassik.

Spekulationen um finalen ESC-Track

Weil die 24 Acts in den ersten Shows jeweils nur Cover oder andere eigene Songs vortrugen, wurde wild darüber spekuliert, welcher Track denn nun der für Basel sein sollte. Im Zuge der Album-Veröffentlichung ernannte das Label „Parallele Linien“ zum Fokustrack. Die Online-Fangemeinde suchte sich schnell „Winnetou“ als Favoriten aus.

Alles keine heißen Spuren, wie sich später herausstellte. Man habe extra einen englischsprachigen Song für „Chefsache ESC 2025“ geschrieben, erzählte Abor in der Pressekonferenz nach der Show. Außerdem hatte er bei bleistiftrocker.de verraten, dass noch „Babylon“ und „Guess What I Like“ im Rennen gewesen seien.

Stefan Raab hilft bei der Songauswahl

Dass es anders kam, ist der Verdienst von Stefan Raab: Der sah einen TikTok-Clip, in dem Abor & Tynna für die Album-Promotion ein Snippet aus „Baller“ verwendeten. Das „Ballalalala“ aus dem Refrain setzte sich sofort in seinem Ohr fest und er überredete die beiden, diesen Song zu nehmen. Offenbar eine gute Wahl, wie spätestens der Sieg im Televoting zeigte.

Und auch bei einem zentralen Element des Auftritts im Finale am Samstagabend verließen sich die beiden auf die Expertise des Entertainers: Dieser hatte vorgeschlagen, dass Abor & Tynna in ihrer Performance das Cello kaputtschlagen, auf dem zuvor gespielt wurde. „Wir waren am Anfang nicht ganz dafür“, gab Tynna zu. Zunächst sei die Idee gewesen, dass Abor sein Instrument zerschlagen solle. Schließlich tat es aber Tynna. „Und dann hat es uns gefallen. Ich finde, dass es Charme hat.“

„Baller“ thematisiert eine Trennung

Im Song wird übrigens eine Trennung thematisiert. Tynna hat diese Erfahrung im vergangenen Jahr selbst gemacht und sie in den Track einfließen lassen. „‚Baller‘ war ein Song, den wir geschrieben haben, nachdem ich schon vier, fünf Balladen darüber geschrieben hatte, wie traurig ich bin. Da hatte ich einfach genug und brauchte was für mein Selbstwertgefühl.“

Ganz nebenbei ist „Baller“ der erste Song seit 2007, den Deutschland in Landessprache zum ESC schickt. Aufgebaut ist er allerdings um die einzige englische Zeile „I shoot for the stars“. „Ich baller‘ Löcher in die Nacht, Sterne fallen und knallen auf mein Dach“, singt Tynna zu Elektro-Beats und Cello-Sound.

Zwischen zurückhaltend und selbstbewusst

Weil sie damit das deutsche Publikum überzeugten, müssen sich Abor & Tynna nun im Rampenlicht zurechtfinden. Am Rande von „Chefsache“ wirkte ihr Auftreten stets wie eine Mischung aus zurückhaltend und selbstbewusst. Man hatte nicht selten den Eindruck, dass die beiden am liebsten ihre Bühnen-Auftritte für sich sprechen lassen wollen. Als aber beispielsweise Raab in der Sieger-Pressekonferenz „Baller“ als „sehr, sehr starken Song“ lobte, kommentierte Abor trocken: „Wenn er nicht stark wäre, hätten wir ihn nicht geschrieben.“

Rund zweieinhalb Monate Vorbereitungszeit haben die beiden nun: Am 17. Mai steht das Finale des Eurovision Song Contest 2025 in Basel an, für das Deutschland vorqualifiziert ist. Dann soll es für Abor & Tynna im besten Fall nicht nur aus ihrem Heimatland Österreich Sterne und vor allem Punkte regnen.

 

Weitere Informationen über Abor & Tynna

Instagram

Foto: Dominik Friess

 

Musik von Abor & Tynna kaufen

 

Abor & Tynna fahren mit „Baller“ für Deutschland zum ESC 2025