Zehn Jahre Pause und dann nach der Albumveröffentlichung wieder auf die Bühne zurückkehren als sei nichts geschehen? Dass das funktioniert und die Bühnen sogar größer als je zuvor sind, zeigten Herrenmagazin am vergangenen Donnerstag in Hamburg.
Ein Gastbeitrag von Sven Metzger
Dass die Veranstaltung in der Markthalle ein Heimspiel für die Band wird, war bereits am Einlass zu merken. „Deniz hat mich auf die Gästeliste setzen lassen“, so war da beim Abholen der Presseakkreditierung vom Vordermann zu hören. Mit Deniz ist Deniz Jaspersen, Frontmann und Gitarrist von Herrenmagazin, gemeint.
Am Tag des Tourauftakts in Frankfurt knapp zwei Wochen vor dem Hamburger Abend war bekannt geworden, dass das Album „Du hast hier nichts verloren“ auf Platz 20 in die deutschen Charts eingestiegen war. Deniz Jaspersen sprach damals im ausverkauften Nachtleben von einer „Wolke des Glücks“, auf der man sich aktuell befinde. In Hamburg war es dann die schiere emotionale Überwältigung, die die Band ob der 1000 Menschen in der bis auf den letzten Platz gefüllten Markthalle überkam. Schließlich war es der größte Headlinerabend in der Geschichte von Herrenmagazin.
In der Band steckt mehr Rock’n’Roll
Und wenn sich Emotionalität in solch einer Spielfreude Bahn bricht, dann kann es nur ein großartiger Abend werden. Und die Freude, nach der langen Zeit endlich wieder auf der Bühne zu stehen, war zu jedem Moment zu spüren. Trotz der Nachdenklichkeit und Tiefe in ihren Texten, Herrenmagazin schafften es zu jedem Moment Nähe herzustellen.
Der Sound hätte dabei gerade für die hinteren Reihen etwas mehr Druck und Lautstärke vertragen können. Schließlich merkt man der Band live immer wieder an, dass eigentlich viel mehr Rock’n’Roll in ihr steckt, als auf den manchmal doch reduzierten Plattenproduktionen so herauskommt. Das Publikum war zurecht trotzdem vollkommen angetan und beseelt von einem phantastischen Konzertabend.
„Fragment“ als Höhepunkt
Dem Heimspiel angemessen wurde natürlich jede Zeile der alten Klassiker mitgesungen. Egal ob „In den dunkelsten Stunden“, „Lilly Lametta“, das wunderbar ansteigend instrumentierte „Keine Angst“, das sich nach hinten aufbauende „Krieg“ und sogar mit einer Pit bei „Früher war ich meistens traurig“.
Wie auch in Frankfurt wurden aber auch die neuen Stücke des aktuellen Albums nicht weniger begeistert gefeiert. Gerade die erste Auskopplung „Fragment“ war an beiden Abenden der Höhepunkt. Wäre es nicht ein Widerspruch in sich, könnte man meinen, Herrenmagazin sei mit dem Titel ein Hit gelungen.
Keine Songs für das ganz große Publikum
Und das ist auch das einzige kleine Aber zu einem bezaubernden Abend. Diese besondere, ins Herz stechende Intimität der Songs wollte sich in der deutlich größeren Hamburger Markthalle nicht so entfalten wie im Frankfurter Nachtleben. Für das ganz große Publikum scheinen die Songs der vier Hamburger dann doch nicht gemacht zu sein.
Was aber auch vollkommen in Ordnung ist, denn wenn Herrenmagazin stadiontaugliche Hymnen spielen wollten, könnten sie ja gleich Thees Uhlmann werden.
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Foto: Sven Metzger
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