INTERVIEW: Moby

„Die Welt steht einen Inch vor der Katastrophe“

Moby veröffentlicht in diesen Tagen sein neues Album „Everything Was Beautiful, And Nothing Hurt“. Außerdem setzt er sich auf seinen Social-Media-Kanälen beinahe täglich für Flüchtlinge, Tierrechte und Trump-Gegner ein. Wir haben uns mit ihm über seine neuen Songs, Kurt Vonnegut, Morrissey und unpolitische Künstler unterhalten.

Moby

bleistiftrocker.de: Wie würdest du dein neues Album beschreiben?

Moby: Schöne Songs über die Apokalypse.

„The Last Of Goodbyes“ klingt wie der Schlüsselsong des Albums. Was kannst du uns über ihn verraten?

Das wiederkehrende Thema des Albums ist das herzzerreißende und sinnlose Ende unserer Spezies. Dieser Song handelt, für mich, von Gott, der den Menschen Lebewohl sagt.

Ist „The Middle Is Gone“ ein politisches Statement?

Nein, es ist aus „The Second Coming“ [Deutscher Titel: „Das zweite Kommen“] von Yeats. Ich glaube, es gibt politische Untertöne, aber es geht mehr um den Verlust von Ruhe, Gesundheit, Zentriertheit, Normalität.

Welche Verbindung hast du zum Original-Song „Sometimes I Feel Like A Motherless Child“?

Vor einigen Jahren war ich Mittagessen mit Lou Reed und Bill T. Jones. Bill sang „Motherless Child“ in einer Acapella-Version, das war wunderschön.

Warum hast du dich dazu entschieden, ein Zitat von Kurt Vonnegut zu deinem Album-Titel zu machen?

Es soll eine Utopie sein, dass diese Welt, wo alles schön ist und nichts wehtut, in unserer Reichweite ist. Als Menschen können wir jede Welt erschaffen, die wir erschaffen wollen. Es ist eine verdammte Anschuldigung an uns, dass wir die Hölle erschaffen, wenn wir alle Möglichkeiten haben.

Vonnegut war ein scharfer, aber auch sehr humorvoller Kritiker während der Bush-Jahre. Was würde er von Trump halten, wenn er heute noch leben würde?

Ich denke, er würde das Weiße Haus und das Hauptquartier der Republikaner in die Luft jagen und dann den Planeten verlassen.

So hart es ist, jemanden wie Donald Trump als Präsident der USA zu sehen, so hat es auch dazu beigetragen, dass viele Künstler seitdem erst recht kreativ geworden sind. Ist das bei dir auch so?

Mir persönlich wäre es lieber, wenn es weniger Kreativität und dafür einen vernünftigen und progressiven Präsidenten gäbe…

Du hast dich in der Vergangenheit häufig positiv zu Morrissey geäußert, ihr habt beide auch den Kampf für Tierrechte gemeinsam. Was hältst du von seinen Aussagen in der letzten Zeit, beispielsweise zu Weinstein, Einwanderern oder dem Nicht-Wählen?

Wie es aussieht sind er und ich uns in Sachen Tierrechten einig und das wars… Ich glaube fest an Wahlen und bin absolut für Einwanderung und gegen Fremdenfeindlichkeit. Die Welt ist ein besserer Ort, wenn Menschen wählen gehen und Einwanderer mit Respekt und Freundlichkeit begrüßt werden.

Würdest du es begrüßen, wenn sich mehr Künstler politisch äußern würden, so wie du es tust?

Ja. Ich versuche, es nicht zu verurteilen, aber es scheint mir ungeheuerlich und unethisch, sich ausschließlich selbst zu promoten, während die Welt einen Inch vor der Katastrophe und der Apokalypse steht.

Du bist nun schon rund 30 Jahre im Musikgeschäft. Was hat sich am meisten verändert?

Ich bevorzuge die Frage, was sich nicht verändert hat. Hier ist das, was sich nicht verändert hat: Vor 30 Jahren hatten Menschen schöne und tiefgründige Erlebnisse mit Musik und heute haben Menschen schöne und tiefgründige Erlebnisse mit Musik. Es ist mir egal, wie Musik gemacht wird, oder verkauft oder nicht verkauft, so lange sie Menschen erreicht und dafür sorgt, dass sie sich weniger alleine fühlen.

 

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