INTERVIEW: The Roop

The Roop haben beim Eurovision Song Contest 2021 mit Platz acht auf sich aufmerksam gemacht – und sogar die 12 Televoting-Punkte aus Deutschland abgestaubt. Wir haben mit der Band gesprochen.

The Roop

Im Interview mit bleistiftrocker.de äußern sich Vaidotas Valiukevičius, Mantas Banišauskas und Robertas Baranauskas von The Roop unter anderem zu ihrer Zeit in Rotterdam, einem möglichen ESC-Comeback und zu ihrer neuen Single „Ohmygodable“.

bleistiftrocker.de: Eigentlich hätten wir euch gerne beim Het Grote Songfestivalfeest in Amsterdam Mitte Dezember getroffen, aber das musste ja abgesagt werden. Sind für euch noch ein paar Promo-Termin übrig geblieben?

Vaidotas: Viele der Konzerte sind ausgefallen.

Mantas: Es dürfen ja nicht mehr so viele Menschen zusammen sein.

Wie beeinflusst Corona eure Situation als Band denn sonst noch?

Mantas: Das ist tatsächlich der größte Effekt. Wir arbeiten jetzt im Studio und machen Videos und haben vor einigen Wochen unsere neue Single „Ohmygodable“ veröffentlicht.

Ihr scheint ein besonderes Verhältnis zu Deutschland zu haben. 2020 habt ihr mit „On Fire“ die ESC-Ersatzshow in der Elbphilharmonie gewonnen und 2021 gab es für euren Auftritt mit „Discoteque“ 12 Punkte im deutschen Televoting …

Vaidotas: Oh ja. Wir fühlen uns von Deutschland sehr geliebt.

Mantas: Wir haben mit „On Fire“ eine Verbindung zu Deutschland hergestellt und das geht bis heute so.

Vaidotas: Als wir „Discoteque“ geschrieben haben, haben wir nach einigen Tagen gesagt: ‚Hm, also, wir glauben, …“

Robertas: … dass die Deutschen es mögen werden!‘

Vaidotas: Genau, ‚Die Deutschen werden es mögen.‘ Einfach wegen des Sounds. Aber das war natürlich keine Absicht.

Und ihr habt neulich auch einen Auftritt in Köln gehabt.

Mantas: Das war beim ESC-Fanclub. Da gab es aber nur wenige Tickets und es war ausverkauft. Das hat Spaß gemacht, da waren Eurovision-Fans und wir haben eine komplette Show gespielt, das war toll.

Vaidotas: Und es war interessant zu sehen, dass die Leute unsere Songs kannten – und zwar nicht nur „Discoteque“, sie haben auch „On Fire“ mitgesungen. Das war herzerwärmend.

Mantas: Und danach mussten wir ganz viele Fotos machen, wahrscheinlich mit jeder einzelnen Person, die dort war.

Robertas: Das war fast wie ein weiterer Auftritt.

Was sind eure Erinnerungen an den Auftritt im ESC-Finale in Rotterdam?

Vaidotas: Von den drei Minuten auf der Bühne sind es nicht mehr viele Dinge. Wahrscheinlich die Menschen im Publikum.

Robertas: Ja, die Menge, die mitgeklatscht und geschrien hat. Das war verrückt.

Vaidotas: Wir haben eine große Unterstützung gespürt. Die Menschen sind ausgeflippt, als wir auf die Bühne kamen, sogar schon bevor der Song angefangen hatte.

Robertas: Wir haben gewunken und schon sind alle durchgedreht.

Man hatte euch auch schon das Lächeln angesehen, als in den Proben erstmals Publikum in der Halle war.

Mantas: Ja. Das war nach einem Jahr ohne große Konzerte. Wir hatten zuvor ein paar Proben in der leeren Halle. Und dann kam die erste Juryshow, mit Publikum. Das war einfach wunderbar.

Vaidotas: Ich konnte gar nicht glauben, dass ich echte Menschen schreien höre. Ich dachte zuerst, es käme vom Band.

Während sich manch anderer Act nach dem großen Auftritt vom ESC abwendet, seid ihr der Community noch sehr verbunden, oder?

Vaidotas: Wir sind noch immer ein Teil davon. Und wir werden dieser Familie ein Leben lang angehören, das ist für immer.

Robertas: Wenn du gute Leute triffst, dann freundest du dich eben mit ihnen an und bleibst auch befreundet. Und so ist es auch damit.

Ihr werdet ja häufig gefragt, ob ihr euch vorstellen könnt, wieder auf der ESC-Bühne zu stehen und habt das in einem Statement auch nicht ausgeschlossen. Könnt ihr euch das denn auch in anderen Rollen vorstellen – beispielsweise als Songwriter für andere Acts?

Vaidotas: Wir sagen niemals nie.

Mantas: Vielleicht irgendwann noch mal als Act, oder vielleicht als Songwriter für jemand anderen, warum nicht? Wir haben keine Pläne, aber wir sagen niemals nein zu einer Gelegenheit.

Ihr habt eure neue Single bereits angesprochen. Wovon handelt „Ohmygodable“?

Mantas: Es geht grundsätzlich um die Statuen, die wir von uns selbst auf Social Media errichten und wie wir uns andere auf Social Media als perfekt vorstellen. Sie präsentieren sich selbst mit Bildern, aber nur mit schönen Bildern. Und du stellst dir vor, dass alle perfekt sind. Das nehmen wir uns humoristisch vor. In unserem Video zeigen wir viele berühmte Kunstwerke und nehmen die griechische Antike als Grundstein für die gesamte Geschichte.

Vaidotas: Ich möchte auf jeden Fall sagen, dass ihr euch alle unser Video anschauen solltet. Es ist wie lebendige Kunstgeschichte. Wir wollten das Video wirklich „ohmygodable“ machen und ich glaube, dass wir erfolgreich waren.

Wie wichtig ist es euch, nicht nur einen Song, sondern auch ein komplettes visuelles Konzept zu haben?

Vaidotas: Für mich ist der Song wie eine Süßigkeit. Die musst du in gutes Papier einwickeln. Dann packst du sie noch in eine schöne Box. Und dann machst du Werbung, um die Box zu zeigen. Um Musik zu verkaufen oder sie an die Leute zu bringen, musst du viele Schritte gehen. Auch, um generell wahrgenommen zu werden.

Mantas: Und wir wollen Qualität haben in dem, was wir tun. Und nicht nur einen Song machen und ihn veröffentlichen und glauben, dass ihn alle lieben werden.

Habt ihr denn direkt am Anfang schon das Gesamtkonzept im Kopf, wenn ihr mit dem Songschreiben startet?

Vaidotas: Es kommt darauf an.

Mantas: Es fängt manchmal mit einer Melodie an, manchmal aber auch mit einer Idee. Bei „Ohmygodable“ hatten wir einen komplett anderen Song und da war ein Teil drin, von dem wir dachten, er würde nicht reinpassen. Also haben wir ihn rausgenommen und haben einen neuen Song daraus gemacht – so kam es zu „Ohmygodable“. Es ist wie ein Puzzle, das man zusammensetzt und dann kommt da eine große Sache raus.

Vaidotas: Wenn wir das Hauptthema haben setzen wir uns hin und überlegen, wie wir die Idee rüberbringen können.

Mantas: Und es gibt natürlich noch mehr Menschen, die beteiligt sind und uns helfen, zum Beispiel unser Video-Regisseur.

Vaidotas: Der aber natürlich wissen muss, was unsere Idee ist.

Ihr habt in der Vergangenheit schon mehrere Alben veröffentlicht. Wird es da bald Nachschub geben?

Mantas: Wir haben damit keine Eile. Wir haben bislang zwei Alben und eine EP draußen. Die EP „Yes I Do“ dreht sich um unseren ersten Anlauf, zum ESC zu kommen. Aber wir haben Pläne, ja.

Vaidotas: Womöglich im Frühjahr. Wir haben schon sehr viele Songs.

Mantas: Das Album ist quasi fertig. Aber ich verspreche auf jeden Fall, dass bald eine neue Single kommt. Das dauert kein weiteres Jahr.

Vaidotas: Heutzutage sollte man nicht so schnell Alben veröffentlichen. Vielleicht eher, wenn 50 Prozent der Songs schon als Singles draußen sind.

Robertas: Und das Album ist dann eher ein Geschenk an die Fans.

Ihr habt bei „Ohmygodable“ schon die sozialen Medien angesprochen. Ihr seid dort immer mit einer sehr fröhlichen Attitüde unterwegs. Wie bewahrt ihr euch diese positive Stimmung in solch schwierigen Zeiten?

Mantas: Wir versuchen immer, positiv zu bleiben, egal was kommt. Als wir „On Fire“ hatten und der ESC abgesagt wurde, war das ein harter Schlag. Aber wir haben uns gesagt: Wir können nichts dagegen tun, sondern müssen einfach das Beste daraus machen. Und mit diesem Mantra leben wir jeden Tag. Wir faken das nicht oder so.

Robertas: Negativ bei den Tests, positiv im Leben.

 

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Foto: Monika Penkute

 

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