Mae Muller: „Die Top Five sind ein Traum“

Mae Muller wird Großbritannien beim Heim-ESC in Liverpool vertreten. Wir haben uns vorab mit der Sängerin unterhalten.

Mae Muller

Im Zoom-Interview mit bleistiftrocker.de spricht Mae Muller unter anderem über ihren ESC-Track „I Wrote A Song“, Tipps von Sam Ryder und ihr Engagement für Frauen in der Musikindustrie.

 

bleistiftrocker.de: Worum geht es in „I Wrote A Song“?

Mae Muller: Es geht um Empowerment. Und darum, einen Weg auf die andere Seite zu finden, wenn es dir nicht gut geht. Es geht darum, sich frech und selbstsicher zu fühlen und aus etwas gestärkt hervorzugehen.

Wie ist er entstanden?

Ich habe einen Großteil alleine daheim geschrieben, als mir die Idee kam. Ich habe mich gefragt, was ich tue, wenn es mir nicht so gut geht. Und das Schreiben ist meine Art der Therapie. Ich dachte, dass es ein cooles Konzept für einen Song sei. Ich bin noch am selben Tag ins Studio gegangen und wir haben ein paar Stunden damit verbracht, daran zu arbeiten. Und dann war er fertig. Ich bin noch einige Male zurück ins Studio gegangen, als ich das mit dem Eurovision Song Contest erfahren habe. Ich wollte es noch mal ganz besonders machen. Da habe ich den Spoken-Word-Mittelteil geschrieben.

Zu welchem Zeitpunkt kam denn der ESC ins Spiel?

Es war wirklich verrückt. Ich hatte den Song geschrieben und an mein Management und mein Label geschickt und sie mochten ihn. Dann habe ich mich mit meinem Management zum Tee getroffen und sie sagten: „Was hältst du vom ESC? Denn sie haben den Song gehört und mögen ihn.“ Das hatte ich nicht erwartet. Aber ich habe natürlich sofort gesagt, dass ich hundertprozentig dabei bin.

Hättest du denn auch vor zwei Jahren zugesagt? Denn vor dem großen Erfolg von Sam Ryder im vergangenen Jahr hatte Großbritannien lange keine guten Ergebnisse beim ESC.

Sam Ryder hat die Wahrnehmung des ESC in Großbritannien wirklich verändert. Das hat die Entscheidung natürlich einfacher gemacht. Aber weil es so oder so eine einmalige Erfahrung ist, glaube ich, dass es sehr schwer gewesen wäre, nein zu sagen. Sam Ryder hat es zu einem einfacheren Ja gemacht.

Was verbindest du persönlich mit dem ESC?

Ich bin ein großer ABBA-Fan. Meine Mutter ist auch ein großer ABBA-Fan und als ich jung war, war ich daran interessiert, wie sie berühmt geworden waren. Dann habe ich gehört, dass sie beim Eurovision waren und ich dachte mir: Was ist das? Wenn ABBA, eine der größten Gruppen aller Zeiten, daher kommen, dann muss es etwas Großes sein. Ich war immer schon sehr interessiert und eingenommen von den magischen Vibes des ESC.

Welches Ziel hast du dir für den Eurovision Song Contest 2023 gesteckt?

Natürlich möchte ich gut abschneiden. Die Top Five sind ein Traum. Aber solange ich in Liverpool bin, mein Bestes gebe und am 13. Mai von der Bühne komme und mir sage: Das war das Beste, was ich je gemacht habe, es hätte gar nicht besser sein können – das ist alles, was ich verlangen kann.

Fühlst du Extra-Druck, weil du beim Heim-ESC für dein Land antrittst?

Ich glaube nicht, dass es Druck als solcher ist. Es treibt mich einfach mehr an. Und es fühlt sich einfach mehr wie zuhause an. Es ist auch wichtig, daran zu erinnern, dass wir den Wettbewerb für die Ukraine austragen. Es ist ihre Party, sie findet nur in Großbritanniens Haus statt.

Dir ist der letzte Startplatz im Finale zugelost worden, Nummer 26. Bist du zufrieden damit?

Ehrlich gesagt wusste ich nicht, ob das wahr ist, als ich es gesehen habe. Ich dachte zuerst, jemand hätte sich das ausgedacht. Aber dann habe ich herausgefunden, dass es stimmt. Ich will nicht lügen: Zuerst dachte ich daran, dass ich all diese tollen Künstler und Künstlerinnen anschauen und dabei da sitzen und auf meinen Auftritt warten muss. Aber als die anfängliche Angst erst mal weg war, wurde mir klar, dass es eine tolle Startposition ist. Was für eine Ehre, die Show zu beschließen.

Da wir ihn eben schon erwähnt haben: Hast du dich mit deinem Vorgänger Sam Ryder ausgetauscht?

Ja. Er war so lieb, mich zu kontaktieren und mir ein paar Tipps zu geben. Er meinte, dass es zwar simpel klingen würde, aber ich solle einfach jeden Tag genießen. Es ist sehr viel Arbeit und ein Wirbelsturm, aber es wird so schnell vorbei sein. Es geht also darum, jede Erfahrung zu genießen und nicht nur durchzuhetzen.

Was kannst du zu deinem Bühnenauftritt in Liverpool verraten?

Es wird eine Party und extravagant. Wir haben sehr hart daran gearbeitet. Ich möchte, dass jeder dabei ist und sich mit mir verbunden fühlen kann.

Du setzt dich dafür ein, dass Frauen im Musikbusiness sichtbarer werden. Wie kann das gelingen?

Es ist definitiv schon besser geworden. Aber es geht darum, den Frauen den Raum zu geben, an sie zu glauben und ihnen zuzuhören. Je mehr wir das tun, desto mehr Möglichkeiten werden Frauen bekommen. Es gibt genug Platz für alle. Und es gibt da draußen sehr viele talentierte Frauen.

Und was können speziell Künstlerinnen tun? Weibliche Teams zusammenstellen?

Ja, auf jeden Fall. Ich arbeite mit vielen Songschreiberinnen. Ich habe eine Managerin und die beiden Präsidentinnen meines Labels sind auch Frauen. Ich habe das Glück, von Frauen umgeben zu sein. Man sollte eine bewusste Anstrengung unternehmen, das zu haben. Als Künstlerin ist es mir wichtig, Frauen um mich zu haben, um Leute zu haben, die meine Erfahrung als Frau in dieser Industrie wirklich verstehen.

Die letzte Frage geht etwas weiter in die Zukunft: Welche Pläne hast du für die Zeit nach dem ESC?

Natürlich habe ich gerade einen Tunnelblick auf den ESC. Aber es wird in diesem Jahr auf jeden Fall ein Album geben. Und ich gehe auf Tour. Wer meine Reise also weiter verfolgen möchte, wird dazu viel Gelegenheit bekommen.

 

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Foto: Harry Carr / Capitol Records UK / EMI