Das erste Solo-Album von Marcus Mumford hat es in sich. Die inhaltliche Tiefe überragt die Musik jedenfalls um Längen.
Mit der ersten Single „Cannibal“ wurde uns direkt unverblümt ein Trauma aus der Kindheit des Sängers offenbart. „I can still taste you and I hate it. That wasn’t a choice in the mind of a child and you knew it. You took the first slice of me and you ate it raw. Ripped at it with your teeth and your lips like a cannibal. You fucking animal“, diese Zeilen gehen unter die Haut – beschreiben sie doch einen sexuellen Missbrauch, den er im Alter von sechs Jahren erfahren musste.
Nach diesem unglaublich starken Track brodelt es weiter auf „(self-titled)“. „Better Off High“ ist ruhig mit immer wieder kürzen Ausbrüchen und damit symbolisch sehr stark. Musikalisch sind Songs wie „Prior Warning“ tatsächlich eher unspektakulär, das Album lebt von seiner Geschichten, der Intensität und dem Losreißen von Marcus Mumford selbst. Es hat etwas sehr Raues, ihm so bei seinem Versuch zuzuhören, das Erlebte zu verarbeiten.
Zahlreiche Duettpartnerinnen
Im zweiten Teil von „(self-titled)“ hat der 35-Jährige dann mit Brandi Charlile, Phoebe Bridgers, Clairo und Monica Martin gleich mehrere Duettpartnerinnen an seiner Seite. Besonders „Go In Light“, das man sich auch als Gospel vorstellen könnte, ist wunderschön und fängt den Sänger hörbar auf. In „How“ mit Brandi Charlile kommt dann die Zeile „I’ll forgive you now“ vor – ein versöhnlicher Abschluss eines aufwühlenden Albums und eines mit Sicherheit noch viel aufwühlenderen Erlebnisses.
Angefangen hatte die Arbeit an „(self-titled)“ übrigens damit, dass sich Marcus Mumford zurückgezogen hatte, um seine Schreibblockade zu überwinden. Nun endet sie hoffentlich damit, dass es ihm zumindest etwas besser geht.
Albuminfos Marcus Mumford – (self-titled)
Künstler: Marcus Mumford
Albumname: (self-titled)
VÖ: 16.09.2022
Label: Universal Music
marcusmumford.com
Fotos: Eric Ray Davidson und Promo
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