Die Ukraine wird den Eurovision Song Contest 2023 trotz des Sieges in Turin nicht austragen. Stattdessen werden nun Gespräche mit der BBC aufgenommen.
Die European Broadcasting Union (EBU) teilte ihren Entschluss am Freitag mit. Demnach seien Optionen mit dem ukrainischen Sender UA:PBC besprochen worden, den Wettbewerb im Land des Vorjahresgewinners stattfinden lassen zu können. Die EBU hatte dabei nach eigenen Angaben auch externe Spezialisten zu Rate gezogen, die die Sicherheitsaspekte bewertet haben. Die Ukraine ist seit dem 24. Februar 2022 einem Angriffskrieg von Russland ausgesetzt.
„Die Refenrence Group hat nach objektiver Analyse mit großen Bedauern festgestellt, dass wegen der aktuellen Umstände die Sicherheit und Garantien zur Durchführung, die für einen Sender nötig sind, um auszurichten, zu organisieren und den Eurovision Song Contest innerhalb der ESC-Regeln zu produzieren, von UA:PBC nicht erfüllt werden können“, heißt es im offiziellen Statement.
439 von 468 möglichen Televoting-Punkten
Die Band Kalush Orchestra hatte den Eurovision Song Contest 2022 in Turin gewonnen. Dabei gab es unglaubliche 439 Punkte aus dem Televoting – das Maximum, also 12 Punkte aus allen abstimmenden Ländern, wäre 468 gewesen. Zusammen mit 192 Punkten von den Jurys reichte das für den Sieg vor Sam Ryder aus Großbritannien und Chanel aus Spanien.
Der zweite Platz von UK wird nun aber wichtig: Die EBU hat bekanntgegeben, mit der BBC über eine Ausrichtung des Eurovision Song Contest 2023 in Großbritannien reden zu wollen. „Es ist unsere Absicht, dass der Sieg der Ukraine sich in der Show widerspiegelt. Das wird für uns eine Priorität in den Diskussionen mit dem möglichen Ausrichter sein.“
Nach dem Sieg beim ESC 2022 hatte sich sogar der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Wort gemeldet und in Aussicht gestellt, dass der ESC 2023 in der gerade so umkämpften und zerstörten Hafenstadt Mariupol stattfinden solle. „Wenn der Präsident sagt, dass es passiert, dann passiert es. Wir werden den ESC in einer wiederaufgebauten und glücklichen Ukraine ausrichten“, hatte Oleh Psiuk, Bandleader von Kalush Orchestra, am Tag nach dem ESC-Finale in einer Presserunde gesagt.
Ukraine wollte mit ESC-Austragung „alle überraschen“
Erst am Mittwoch hatte der ukrainische Sender selbst vom Treffen mit den EBU-Verantwortlichen einen Tag zuvor berichtet. Bei diesem offiziellen Kick-Off-Meeting sei es unter anderem um einen Sicherheits-Fragebogen gegangen sowie um mögliche Locations für den ESC 2023.
Gemeinsam mit der ukrainische Regierung hatte sich UA:PBC diesen Fragen gestellt. „Wir haben detaillierte Antworten auf die Sicherheitsfragen und andere organisatorische Nuancen gegeben und mehrere Hallen vorgeschlagen. Ich glaube, dass wir gründlich, klar und ehrlich auf die Fragen antworten sollten – und das haben wir getan“, sagte der ukrainische Kulturminister Oleksandr Tkachenko in der Meldung vom Mittwoch. „Uns ist klar, dass in der aktuellen Situation wir und die EBU uns der Herausforderungen stellen müssen, den ESC in der Ukraine zu organisieren. Aber wir nehmen diese Herausforderung an und ich bin sicher, dass wir alle überraschen werden.“
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Foto: EBU / Corinne Cumming
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