Subwoolfer: „Wir hatten einfach die ganze Zeit Spaß“

Das Duo Subwoolfer, das mit Wolfsmasken beim ESC 2022 zu sehen war, hat erst vor kurzem seine wahre Identität enthüllt. Wir haben mit einem der beiden „Wölfe“ gesprochen.

Subwoolfer, Gaute Ormasen

Hinter der Figur des Keith verbarg sich die ganze Zeit über Sänger Ben Adams, sein Kollege Gaute Ormåsen bekam den Namen Jim verpasst. In Wolfskostümen und mit dem Song „Give That Wolf A Banana“ gewannen sie als Subwoolfer zunächst den norwegischen Vorentscheid Melodi Grand Prix (MGP) und wurden beim Eurovision Song Contest 2022 schließlich Zehnte. Beim MGP-Finale 2023 vor zwei Wochen nahmen sie erstmals öffentlich ihre Masken ab und zeigten ihre wahre Identität.

Gaute Ormåsen nahm sich nun Zeit für ein Zoom-Interview mit bleistiftrocker.de. Darin erzählte er unter anderem vom Versteckspiel, der Entstehung des Songs „Give That Wolf A Banana“ und den kommenden Plänen von Subwoolfer.

 

bleistiftrocker.de: Wie sind die vergangenen zwei Wochen nach eurem Auftritt beim MGP-Finale verlaufen?

Gaute Ormåsen: Die ersten Tagen danach waren ein bisschen verrückt. Aber die meisten meiner Nachbarn wussten es schon, meine Familie und meine Freunde auch, also war es kein so großes Ding. Aber auf Social Media natürlich schon.

Und wie ist es, sind nicht mehr verstecken zu müssen?

Es ist sehr cool, den Menschen endlich von all dem zu erzählen, das passiert ist. Ich hatte so viel Spaß, es waren so viele verrückte Erlebnisse. Und wir standen vor vielen Zuschauenden auf der Bühne. Aber auf meinen Social-Media-Profilen konnte ich es keinem erzählen. Es ist cool, endlich mehr Menschen zeigen zu können, was ich so getrieben habe. Nicht nur MGP und Eurovision, das haben die meisten im Fernsehen gesehen. Aber zum Beispiel die Konzerte, die wir in ganz Europa gespielt haben.

Subwoolfer, Melodi Grand Prix 2023
Ben Adams (links) und Gaute Ormåsen von Subwoolfer zeigten sich beim MGP 2023 erstmals ohne Masken (Foto: Practise Music / Screenshot NRK)

Bei diesen Konzerten wart ihr auch regelmäßig für Interviews bei den Journalisten, habt aber nur über einen Übersetzer kommuniziert. Wie ist es, nun auch mit der Presse zu sprechen?

Jetzt fühlt es sich normaler an. Das war es für uns natürlich auch nicht. Es war sehr seltsam, vor allem in Norwegen, wo wir so viele Leute um uns herum natürlich kannten. Und als es noch sehr geheim war, konnten wir es niemandem sagen. Wir konnten nicht mit den Menschen sprechen, weil sie unsere Stimmen erkannt hätten.

Wann habt ihr beschlossen, dass ihr beim diesjährigen MGP-Finale erstmals eure Gesichter zeigen würdet?

Es war kein Plan, den wir schon sehr lange hatten. Ich würde sagen, ungefähr einen Monat vorher. Wir wussten, dass wir beim MGP-Finale auftreten würden. Wir haben über einige Monate darüber gesprochen und ungefähr vier Wochen vorher haben wir beschlossen, dass es ein guter Zeitpunkt sein würde. Es hat sich richtig angefühlt, weil es ein bisschen hart wurde. Wir hatten ja immer einen Übersetzer dabei, da war uns klar, dass wir das keine zehn Jahre machen können. Wir haben nach einem Stimmenverzerrer gesucht, den wir uns vor den Mund halten könnten, haben aber nie etwas gefunden, das wirklich funktioniert hat. Wir hatten also keine gute Lösung dafür, da war es besser, die Masken einfach auszuziehen. Aber auf der Bühne werden wir als Jim und Keith weitermachen – und das natürlich mit Masken.

Wie ist der Song „Give That Wolf A Banana“ denn ursprünglich entstanden?

Ich bin zu einem Songwriting-Camp gegangen. Es war für den Eurovision Song Contest und es waren Songwriter aus ganz Europa da. Es war ziemlich groß und das erste Mal, dass ich bei einem solchen Camp dabei war. Ich wollte Künstler finden, die zum MGP und dem ESC wollten. Ich selbst wollte gar nicht hinfahren. Dann saßen wir in einem Raum – Ben, Carl-Henrik und ich. Es war kein Künstler dabei, der zum ESC wollte, das war das erste Problem. Aber die Mission war, einen Song zu schreiben, der ein bisschen ungewöhnlich und verrückt ist. Ich hatte die Idee mit den Wölfen, nachdem ich den Song der Israelin mit dem Hühner-Sound [Netta, ESC-Siegerin von 2018] gesehen hatte. So habe ich an Tiere gedacht und daran, vielleicht was über Wölfe zu machen. Ich habe eine Stimme mit viel Falsett, ich kann dieses Wolfsgeheul und coole Sachen damit machen. Mein Problem ist aber, dass ich bei englischen Songtexten nicht so gut bin. Ben ist darin aber sehr gut und sehr lustig. Ben hat die lustigen Teile geschrieben, ich habe die ganze Sachen mit den Wölfen gestartet und dabei an Rotkäppchen gedacht. Und ich habe während der Session eine Banane gegessen, da meinte Ben „Give that wolf a banana!“. Und ich habe erst gesagt: „Das können wir nicht machen, das ist doch doof.“ Aber er wollte darüber schreiben. Ich dachte dann immer noch an Rotkäppchen: Okay, „Grandma – banana“, das ist doch ein lustiger Reim. Das habe ich Ben gegeben und er hat es aufgeschrieben: „Before that wolf eats my grandma give that wolf a banana.“

Da hattet ihr aber noch immer niemanden, der es singen wollte.

Und wir haben auch niemanden gefunden. Wir wollten es auch nicht selbst machen, bevor wir die Idee hatten, Masken zu tragen. Wir wussten nicht, ob das Projekt gut funktionieren würde, wir wollten also unbedingt anonym bleiben. Aber nachdem wir den MGP gewonnen hatten und der ESC so gut lief, kam der Punkt, an dem ich als Jim bekannter war als ich selbst. Es war also nicht mehr so wichtig, geheim zu bleiben. Es war also nicht mehr so peinlich, die Maske abzunehmen.

Was war denn die lustigste Spekulation, die ihr rund um euch mitbekommen habt?

Ehrlich gesagt haben wir versucht, Spekulationen unter die Leute zu bringen und haben große Namen wie Kygo erwähnt, um die größtmögliche Aufregung zu generieren. Es wurden viele Namen genannt, ich kann mich gar nicht mehr an alle erinnern. TIX war natürlich einer davon. Und viele haben gedacht, wir seien Ylvis. Mich haben auch viele Leute gefragt, denen habe ich immer gesagt: Das müssen Ylvis sein.

Wer wusste denn, dass ihr unter den Masken steckt? 

Am Anfang wussten es nicht viele. Meine Familie natürlich. Vielleicht noch einige Freunde, aber nicht viele. Aber in Norwegen haben viele Menschen meine Stimme erkannt. Die Leute wussten also irgendwie Bescheid. Aber sie waren wohl nicht 100-prozentig sicher, bevor sie mein Gesicht gesehen hatten. Und wir haben es natürlich einfach bestritten.

Ihr habt beim ESC von der Regeländerung profitiert, dass man inzwischen auch Stimmen auf dem Backtrack haben kann. Trotzdem musstet ihr natürlich auch live singen. Wie schwierig war das mit den Masken?

Es war schon schwierig. Der größte Teil beim ESC musste ja live sein, alle Strophen und natürlich die Leadstimmen im Refrain. Nur der „Mjam, mjam, mjam“-Teil war komplett Playback. Gut war, dass wir während der Strophen nicht so viel tanzen mussten. Wir konnten kein Handmikrofon nehmen, nur das kleine am Gesicht. Und dafür mussten wir Tape auf unserem Gesicht haben, sonst hätte die Maske sich daran gerieben und Geräusche gemacht. Es war viel Arbeit, das zu vermeiden.

Beim ESC ging alles gut, aber von anderen Veranstaltungen gibt es Videos, auf denen ihr eure Sonnenbrillen verliert oder stolpert …

Oh ja. Ich bin einmal fast von der Bühne gefallen. Nicht beim Eurovision, sondern bei einem Auftritt in Amsterdam oder so. Aber wir waren nie nervös, wir hatten einfach die ganze Zeit Spaß.

Habt ihr beim ESC in Turin denn mit anderen Acts gesprochen und ihnen verraten, wer ihr wirklich seid?

Wir haben uns backstage mit einigen anderen Acts unterhalten, vor allem mit den „Eat Your Salad“-Jungs. Aber meistens hatten wir dabei unsere Masken auf. Nicht viele von ihnen wussten, wie wir wirklich aussehen.

Ihr habt bereits gesagt, dass es mit Subwoolfer weitergehen wird. Ben hat sogar ein Buch angekündigt. Wann gibt es neue Musik von euch zu hören?

Es ist ja erst zwei Wochen her, dass unsere Single „Worst Kept Secret“ erschienen ist. Aber wir werden weitermachen und mehr Musik veröffentlichen. Wir wissen jetzt noch nicht, was die nächste Single werden wird, haben aber viele Demos.

Ihr habt außerdem schon den Trailer zu einer Dokumentation gepostet, die eure ESC-Reise zeigen soll. Wann wird sie veröffentlicht?

Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Wir wissen noch gar nicht genau, wo wir sie zeigen werden – ob es nur YouTube sein wird oder ob wir es sogar ins norwegische Fernsehen bringen können. Es wäre natürlich richtig cool, es auf Netflix oder so zu kriegen. Aber wir wissen es einfach noch nicht. Darin wird auf jeden Fall fast jedes Geheimnis gelüftet, das wir haben.

 

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