Im Dezember 2016 haben wir eine Liste mit zehn Alben aufgestellt, auf die unsere Vorfreude für 2017 besonders groß war. Nun nehmen wir sie noch einmal unter die Lupe. Wie die Werke abgeschnitten haben und auf welches wir bis heute warten, lest ihr hier.
Bilderbuch – Magic Life
„Wir haben richtig Bock auf das neue Werk der vier Österreicher, die so herrlich alle Stile durcheinander schmeißen und mit ihrem ersten Album ‚Schick Schock‘ den großen Durchbruch schafften.“
Bilderbuch haben mit dem Nachfolger von „Schick Schock“ absolut geliefert und die Austro-Pop-Party weiter angefacht. Auszug aus unserer Review: „Die Musik klingt aufgekratzt und teilweise als sei sie einmal ordentlich durch den Fleischwolf gedreht worden – der Stilmix zwischen Indie-Pop und Hip Hop ist unverkennbar. […] Bilderbuch haben sich die Frische, die ihnen und ihrer Musik zum Durchbruch verholfen hat, absolut behalten, obwohl sie bereits seit zwölf Jahren gemeinsam unterwegs sind.“
Thomas Dybdahl – The Great Plains
„Häufig sind seine Songs recht komplex, aber wenn man sich darauf einlässt, kann man sich der Schönheit von Dybdahls Musik kaum entziehen. Umso entzückter sind wir, dass er Ende November via Facebook ankündigte, gerade den letzten Schliff an sein neues Album zu legen.“
Der norwegische Singer/Songwriter hat sich auf seinem neuen Album mit den „großen Ebenen“ der USA beschäftigt und dabei nicht enttäuscht. Auszug aus unserer Review: „Die zehn Songs bewegen sich ganz Dybdahl-typisch zwischen schwer und leicht, der Singer/Songwriter weiß diese scheinbaren Gegensätze gut zu verbinden.“ Außerdem haben wir uns im vergangenen Mai sehr nett mit Thomas Dybdahl unterhalten.
Elbow – Little Fictions
„Es wird spannend, ob Elbow ihr hohes Niveau auch auf ‚Little Fictions‘ halten können.“
Und natürlich haben Elbow ihr hohes Niveau gehalten. „Little Fictions“ konnte vor allem mit der Single „Magnificent (She Says)“ und dem sehr langen Titeltrack punkten. Auszug aus unserer Review: „Die Elbow-typische Stimmung ist natürlich wieder allgegenwärtig.“
Johnossi – Blood Jungle
„Mit der EP ‚Air Ist Free‘ haben John und Ossi richtig Lust auf ein neues Album gemacht.“
Auf ihren letzten Alben hingen Johnossi ein bisschen durch, aber „Blood Jungle“ hat wieder gehalten, was sie uns zu Beginn ihrer Karriere versprochen haben. Auszug aus unserer Review: „Alleine gehen John Engelbert und Ossi Bonde mit diesem Album sicher nicht nach Hause.“ Übrigens haben die beiden Schweden gerade sogar noch eine Live-EP herausgebracht. Zwei Veröffentlichungen innerhalb eines Jahres geben sozusagen ein Sonderlob in dieser Übersicht.
Kings Of Convenience – noch kein Titel
„Wann genau das neue Album der Kings Of Convenience veröffentlicht werden soll, ist noch nicht klar. Aber 2017 ist lang und Erlend und Eirik sollten inzwischen weit genug sein, um endlich einen Nachfolger für ‚Declaration Of Dependence‘ von 2009 präsentieren zu können.“
2017 war offenbar nicht lang genug: Auf das neue Album der Kings Of Convenience warten wir noch immer. Erlend Öyes Instagram-Stories zufolge gab es zwar schon Aufnahme-Sessions in der Heimatstadt Bergen, aber mehr wissen wir noch nicht über das Album, das das norwegische Duo bereits 2016 auf einer kleinen „The Unrecorded Record“-Tour gespielt hat. Neues Jahr, neue Chance. (Immerhin: Mit „Fever“ ist bereits ein Song auf YouTube geleakt, gespielt von Erlend Öye bei einem Solo-Gig.)
The Pigeon Detectives – Broken Glances
„Welche Weiterentwicklung das neue Werk ‚Broken Glances‘ wohl bereithalten wird? Mit seinem diskotauglichen Sound ist der englische Fünfer eigentlich eine Konstante in der Indie-Rock-Szene.“
Tja, denkste. The Pigeon Detectives haben keine schöne Weiterentwicklung genommen und hatten auf „Broken Glances“ leider keine starke Disko-Musik für uns. Im Gegenteil. Auszug aus unserer Review: „Wo ist der druckvolle Indierock geblieben, mit dem uns The Pigeon Detectives aus Leeds einst beglückt von der Tanzfläche wanken ließen? Auf dem neuen Album ‚Broken Glances‘ ist er jedenfalls nicht zu finden.“ Die größte Enttäuschung unter den Alben, auf die wir uns besonders gefreut hatten.
Der Ringer – Soft Kill
„‚Das sollten Sie auf keinen Fall verpassen, wenn Ihnen Joy Division genauso am Herzen liegt wie, sagen wir, Frank Ocean‘, so der Pressetext über die selbsternannten melancholische Cyber-Postpunks. Wenn ‚Soft Kill‘ nur halb so viel hält, wie diese Aussage verspricht, startet das neue Musikjahr mit einem echten Highlight.
Und tatsächlich hatte der Pressetext nicht unbedingt zu viel versprochen. Allerdings war „Soft Kill“ keine leichte Kost, was der Band wahrscheinlich den Eintritt in die großen Sphären des Indie-Rock verbaut hat. Auszug aus unserer Review: „Der Ringer werden sich mit diesem Debütalbum aber vor allem selbst einen Namen machen.“ Das haben sie, wenn auch nur in einem überschaubaren Kreis.
Christiane Rösinger – Lieder ohne Leiden
„Albumname und Albumcover werden im kommenden Jahr jedenfalls nur schwer zu toppen sein. Und auch sonst sind wir guter Dinge, dass das Werk mit seinem Vorgänger ‚Songs Of L. And Hate‘ mithalten kann.“
Albumname und Albumcover sind grandios, dabei bleiben wir. Die Songs haben sich von ihren Vorgängern allerdings etwas entfernt und im Grunde ist Christiane Rösinger ja immer dann am besten, wenn sie gegen Pärchen wettert – das war schließlich schon zu Zeiten der Lassie Singers so. Das tut sie auf „Lieder ohne Leiden“ nur noch zeitweise. Auszug aus unserer Review: „‚Ich will Lieder ohne Leiden, ich kann mir doch nicht jeden Tag das Ohr abschneiden‘, so die unmissverständliche Ansage im Titeltrack. Nebenbei bekommt die bekanntlich überbewertete Liebe mal wieder ihr Fett weg – eine ‚wandelnde narzisstische Störung‘, mehr nicht.“
Schrottgrenze – Glitzer auf Beton
„Ihre starken Texte samt vorpreschender Musik widmen sich auf dem Comeback-Album ‚Glitzer auf Beton‘ der Queer-Thematik, die Sänger Alex ein persönliches Anliegen ist. Von dieser Platte versprechen wir uns auf jeden Fall einiges!“
Wir haben uns einiges versprochen – und es wurde sogar noch besser. „Glitzer auf Beton“ hat auch höchste Erwartungen noch übertroffen und ist ein bärenstarkes Comeback-Album geworden. Auszug aus unserer Review: „Schrottgrenze haben ihre Musik nicht nur in die Jetzt-Zeit rübergerettet, sondern sie auch noch mal mit einer kräftigen Portion Glitzer überzogen.“ Eines der Highlights des Jahres.
Sven van Thom – Pudding mit Frisur
„Material hat van Thom im vergangenen Jahr genug produziert und unter anderem mit ‚President Of Love‘ oder ‚Große süße Maus‘ schon einiges davon in größerem Rahmen veröffentlicht. Mal sehen, was davon es auf das neue Werk schaffen wird.“
Die Antwort war einfach: Sven van Thom hat alle seine Songs aus der Reihe „Pudding mit Frisur“ auf seinem gleichnamigen Album veröffentlicht. Und wie der Zusatz „Teil 1“ schon nahegelegt hat, wird es im kommenden Jahr ein weiteres Album mit seinen Radio-Beiträgen geben. Schade nur, dass diese alle einen aktuellen Bezug haben. Denn „Das Jahr in dem Manfred Krug starb“ hätte sich für ein 2016-Mixtape wunderbar geeignet, wurde aber schlicht zu spät auf CD veröffentlicht. Auszug aus unserer Review: „Selten schmeckte kalter Kaffee so gut.“
Demnächst: Auf welche Alben wir uns 2018 besonders freuen.