Herrenmagazin – Du hast hier nichts verloren (Review)

Nach fast zehn Jahren Pause meldet sich Herrenmagazin mit „Du hast hier nichts verloren“ zurück. Ob es der Hamburger Band gelingt an alte Zeiten anzuknüpfen?

Herrenmagazin

Ein Gastbeitrag von Sven Metzger

Journalismus, auch der Musikjournalismus, umgibt sich gerne mit dem Nimbus des Unabhängigen, des Neutralen. Dabei geht es um das Bild der Distanz vom Objekt der Berichterstattung, egal ob diese gegeben ist oder nicht. Damit wird diese Rezension so gar nichts zu tun haben.

Denn keine Band hat mich die letzten 15 Jahre so begleitet wie Herrenmagazin, keine Rückkehr auf die Bühne und keine Veröffentlichung von neuem Material habe ich so herbeigesehnt wie das, was nun unter dem Titel „Du hast hier nichts verloren“ am 04. April veröffentlicht und ab dem 11. April dann auf Tour zu hören und sehen sein wird.

Herrenmagazin schauen mir in den Kopf

Es scheint, als würden es die vier Hamburger schaffen, mit ihren Texten immer wieder in meinen Kopf zu schauen.

Egal ob, um nur zwei Beispiele der Vergangenheit zu nennen,

„Keiner will so sein, doch alle sind so. Im Zweifel gut gemeint, doch alle sind so.“ (Alle sind so)

oder

„Die Zeit heilt keine Wunden, bild dir das bloß nicht ein. Sie haben die Bibel nur erfunden, um selber Gott zu sein.“ (Keine Angst) –

längst sind solche Zeilen Teil davon geworden, wie die Band Worte für meine Gedankenwelt formt.

Comeback nach neun Jahren Pause

Nach der Begeisterung über die Ankündigung blieb für mich nur die Frage, ob Herrenmagazin es nach neun Jahren Pause („Wir wussten einfach nicht, ob wir ein neues Album in uns haben“) schaffen wird, an diese Tiefe in ihren Texten verbunden mit wunderbarer Musik anknüpfen zu können. Und diese Frage beantwortete bereits die erste Vorveröffentlichung „Fragment“ mit einer Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit, die nach dieser Zeit nicht zu erwarten war.

„Da ist immer eine Unruhe, die zerrt und an mir reißt. Und die mir erklärn will, was ich längst schon weiß.“

„Ich bin und bleibe ein Fragment, ich bin und bleibe meinen besten Freunden fremd.“

Da waren sie wieder, die Worteformer für meine Gedanken. Weitere Beispiele gefällig? Im wunderbaren „Kontext“ heißt es:

„Da ist soviel Musik in mir, da ist soviel Musik, die mich nicht interessiert.“

In „Mit halbleeren Worten“ findet sich:

„Da wo alle wissen, was du tun musst, hast du nicht verloren.“

Wie sehr kann Musik einen bitte verstehen?

Ein Licht am Firmament

Seinen endgültigen Höhepunkt findet das so großartige Album in der abschließenden Ballade „Ich bin für dich da“. In einer Welt voll toxischer Männlichkeit und einem Musikbusiness, in dem eine Row Zero keine Konsequenzen hat, ist der Satz „Ich bin für dich da, so lange dich das interessiert“ neben all der darin wohnenden Poesie ein Ausdruck voller Fürsorge, Zärtlichkeit und Zugewandtheit.

So bleiben am Ende nur zwei kleine Kritikpunkte an „Du hast hier nichts verloren“: Es ist einerseits mit weniger als 40 Minuten Spielzeit viel zu kurz und zum anderen sind neun Jahre Pause zwischen zwei Alben einfach viel zu lang.

Aber über allem steht, dass Herrenmagazin schon jetzt meine Platte des Jahres 2025 veröffentlicht haben. In einer Welt, die sich rasant zum Schlechteren entwickelt ist es schön, dass da ein Licht am Firmament leuchtet. Denn mit Herrenmagazin ist meine Welt einfach eine bessere.

 

Albuminfos Herrenmagazin – Du hast hier nichts verloren

Herrenmagazin - Du hast hier nichts verlorenKünstler: Herrenmagazin
Albumname: Du hast hier nichts verloren
VÖ: 04.04.2025
Label: Grand Hotel van Cleef
instagram.com/dasherrenmagazin

 

Fotos: Lucja Romanowska und Promo

 

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