Schrottgrenze – Das Universum ist nicht binär (Review)

Schrottgrenze sind längst viel mehr als nur eine weitere Poprock-Band. Die Statements auf ihrem neuen Album sind wertvoll wie nie.

Schrottgrenze

Und dabei soll diese Einschätzung keineswegs eine Abwertung dessen sein, was die Band vor ihrer Auflösung 2010 geschaffen hatte – es waren Sternstunden des deutschen Indiepop wie „Chateau Schrottgrenze“ dabei. Allerdings geht es seit der Rückkehr mit „Glitzer auf Beton“ 2017 um queere Themen, die Songs haben also deutlich an Relevanz gewonnen.

Und dieser Eindruck verstärkt sich auf „Das Universum ist nicht binär“ sogar noch. Thematisch schließt es natürlich an „Alles zerpflücken“ von 2019 an, die Band selbst nennt es den Abschluss ihrer queeren Trilogie.

Behalt‘ dein Gift bei dir, Boomer!

Die Ansagen auf den neuen Songs sind deutlich wie selten. „Behalt‘ dein Gift bei dir!“, heißt es in Richtung der „Früher war alles besser“-Fraktion in „Boomer-Tränen“ – und hier werden natürlich auch Themen wie die Klimakrise gestreift.

Rausgelassen wird auf „Das Universum ist nicht binär“ zudem die Wut auf die Bürokratie und das Unverständnis gegenüber toxischer Positivität („Happyland“ zusammen mit Rapperin Finna). Häufig sind es auch einfach nur befreiende Momente – bei der Band um Sängerin Saskia Lavaux, die ihre ganz persönliche queere Transformation hinter sich hat, und bei den Zuhörenden: Bei „Männerphantasien“ wird einfach alles aus dem Fenster geworfen und bei „Girlanden“ werden trotzig notwendig Banden gebildet.

Das obligatorische Liebeslied ist mit „Immer für mich da“ natürlich auch am Start und der letzte Track „Lieber Regen“ ist erfrischend wütend und destruktiv.

Texte im Vordergrund – zum Glück

Musikalisch ist es auch dieses Mal wieder solide, mehr nicht. Aber mehr soll es auch gar nicht sein, schließlich gehören die Texte eindeutig in den Vordergrund. Einprägsame Sätze wie „Diversity is reality“ oder „Und alle kennen mich immer besser als ich mich“ sind jedenfalls zuhauf zu finden.

Saskia Lavaux sagt über „Das Universum ist nicht binär“ übrigens folgendes: „Ich habe es satt, ausschließlich von hetero-normativen, zweigeschlechtlichen Lovesongs beschallt zu werden. Ich möchte meine Gefühle für andere durch die Musik erfahrbar machen und ich wünsche mir, dass cisgeschlechtliche Menschen durch unsere Songs Einblicke in die Lebensrealität von trans* Menschen erhalten.“ Und genau das passiert auf dem neuen Album von Schrottgrenze – vielen Dank dafür!

 

Albuminfos Schrottgrenze – Das Universum ist nicht binär

Schrottgrenze - Das Universum ist nicht binärKünstler*innen: Schrottgrenze
Albumname: Das Universum ist nicht binär
VÖ: 10.02.2023
Label: Tapete Records
schrottgrenze.de

 

Fotos: Chantal Pahlsson

 

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